An der Kostenstruktur muss ASM Assembly Systems teilweise noch arbeiten, so Ihre Aussage in unserem letzten Interview. An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht - was wurde verändert?
Wir haben gemeinsame Sourcing-Teams gebildet, die unsere Kostenstrukturen beim Einkauf und der Zulieferung intensiv beleuchten. Die Optimierung unseres Sourcings baut auf drei strategischen Säulen auf: Joint Sourcing, In-Sourcing und Joint Developments. Unsere Teams haben bereits über 100 Komponenten identifiziert, bei denen sich über die eine oder andere dieser Strategien relevante Kostenvorteile erzielen lassen. Dort wo ASMPT und wir bei gemeinsamen Lieferanten bestellen, nutzen wir unsere gestiegene Einkaufsmacht, um über Joint Sourcing bessere Einkaufspreise zu erwirken. Hier gibt es bereits erste Erfolge.
Lassen sich bei der Materialbeschaffung bereits konkrete Einsparungen beziffern?
Wie gesagt, wir sehen in einem optimierten Sourcing erhebliche Potenziale. Aber da viele Einzelmaßnahmen gerade erst eingeleitet wurden, aktuell mit unseren Lieferanten diskutiert werden oder erst vor der Umsetzung stehen, lassen sich hier noch keine konkreten Summen oder Effekte beziffern.
Wie sicher ist angesichts der geplanten Einsparungen der Standort München?
Die Analysen und Vergleiche haben es gezeigt: Unsere Fertigungen in München und Singapur arbeiten sehr effizient und müssen den Vergleich mit anderen Werken nicht scheuen. Wir reden also von einer Optimierung im Sourcing. Für Standortveränderungen gibt es insbesondere nach den erfolgreichen Modernisierungen und mit Blick auf die Nähe zur Produktentwicklung keinerlei Anlass. Unser Hauptwerk bleibt München, Singapur bleibt die Dependance für die flexible Belieferung der asiatischen Märkte.
Wie läuft das Geschäft derzeit? Sie sprachen kürzlich auf unserem Forum von einem Rekordjahr...
Die enorme Dynamik der Märkte überrascht erneut. Nach der tief greifenden Rezession 2009 hat sich die Elektronikfertigung binnen weniger Monate wie Phönix aus der Asche erhoben. Der Weltmarkt liegt seit Monaten deutlich über dem Vorkrisenniveau und erreicht neue historische Höchstwerte. Davon haben wir profitieren können. Unsere Marktanalysen zeigen, dass wir in vielen Regionen und Marktsegmenten überproportional wachsen und somit Marktanteile gewinnen konnten.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass wir, anders als viele Wettbewerber, auch in der Krise weiter in die Entwicklung neuer Produkte investiert haben: In unserer neuen Bestückplattform »Siplace SX« mit ihren Capacity-on-Demand-Features und unseren flexiblen Fertigungskonzepten sehen viele Elektronikfertiger die richtige Antwort auf ihre aktuellen Herausforderungen.
Was, wenn die Nachfrage im Zuge der Euro-Krise doch nachlässt?
Wir haben unsere Organisation, den Einkauf und die Fertigung so weit flexibilisiert, dass wir uns bei Bedarf auf der Kostenseite deutlich besser als in früheren Jahren einer nachlassenden Nachfrage anpassen können, z.B. mit Hilfe von Arbeitszeitkonten, flexiblen Schichtmodellen, One-Piece-Flow und der Reduzierung der Lagerbestände. Aber ich bin kein Freund davon, den Bedarf dafür leichtsinnig herbeizureden.
Was wird ASM Assembly Systems Neues auf der productronica vorstellen?
Wir erwarten von der productronica weitere Wachstumsimpulse, und unser Team betritt mit einem außergewöhnlichen Messeprogramm einmal mehr Neuland. Viele Maschinenhersteller wollen es ja noch nicht wahrhaben, aber die Leistung der Bestückautomaten allein wird in den Elektronikfertigungen künftig keine großartigen Effizienzsprünge und Wettbewerbsvorteile mehr erwirken. Viel entscheidender wird sein, wie wir als Equipment-Hersteller die individuellen Prozesse bei unseren Kunden unterstützen, integrieren und optimieren. Mit intelligenten Bestückautomaten, die schnellere und zuverlässigere Rüstwechsel unterstützen, lässt sich beispielsweise heute faktisch deutlich mehr erreichen als nur über weitere Steigerungen bei der Bestückleistung einer Automatenserie. Das wollen wir auf der productronica 2011 zeigen. Je nach Kundenanforderung kombinieren wir unsere Hardware-, Software- und Service-Angebote live zu individuellen Systemen: beispielsweise für beschleunigte NPI-Prozesse, für flexiblere und stillstandsfreie Rüstwechsel oder für eine noch effizientere und ruhigere Serienfertigung.