Interview mit Rainer Kurtz von Ersa

»Wir glauben an den deutschen Maschinenbau«

28. Januar 2014, 12:15 Uhr | Karin Zühlke
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Kein SMT-Komplettanbieter


Denkt Ersa bzw. die Kurtz Gruppe auch über Akquisitionen oder zumindest enge Partnerschaften mit anderen SMT-Ausrüstern nach?

Wir sind ein Lötanlagenhersteller und kein Gesamtanlagenhersteller, und das wollen wir auch bleiben. Enge Partnerschaften haben wir aber seit langem. Auch mit Unternehmen, die zum Teil Wettbewerber sind, kann man vernünftig zusammenarbeiten. Wir brauchen Partner, aber deswegen müssen wir nicht gleich ein anderes Unternehmen akquirieren.

»Ersa produziert zu fast 100 Prozent in Deutschland. Nur ein paar Produkte für das Handlöten fertigen wir in Asien«, so Ihre Aussage in unserem letzten Interview. Dabei erklärten Sie aber auch, dass Sie den Fertigungsstandort Deutschland regelmäßig evaluieren. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir haben evaluiert und im Zuge dessen 2013 die ersten Reflow-Öfen in China gebaut. Das ist Teil unserer Wachstumsstrategie. Wir haben in China bereits eine Konzernfabrik der Kurtz Gruppe und fertigen dort Schaumstoffmaschinen. Wir nutzen also bestehende Synergien. Für die Reflow-Öfen gibt es ab dem ersten Quartal auf dem selben Produktionsgelände eine zweite Montage.

Bauen Sie in Deutschland aufgrund dessen Fertigungskapazitäten ab?

Nein das ist »on Top«. Durch die chinesische Fertigung haben wir auch bisher in Deutschland keinen Arbeitsplatz abgebaut. Wir haben uns dadurch nur Märkte gesichert, die wir ansonsten kampflos der chinesischen Konkurrenz hätten überlassen müssen.

Es gibt Maschinenbauer, die mit der Produktpiraterie in China zu kämpfen haben. Ist das für Sie nach wie vor kein Thema?

Wer zur See fährt, muss damit rechnen, dass ihm ein Pirat begegnet. Ab und zu werden wir mit dem Thema konfrontiert. Wir haben zum Beispiel auf einer asiatischen Fertigungsmesse eine augenscheinlich ähnliche Maschine und ähnliches Prospektmaterial gefunden. Wenn es einem gelingt, dass man der Kopierte ist und trotzdem einen Vorsprung halten kann, ist das eher sogar förderlich. Es spornt uns an, uns technisch laufend weiterzuentwickeln.

»Wir müssen beides abdecken können, Konzepte für die Volumenfertigung in Asien und Lean-Konzepte für Deutschland und Mitteleuropa«, erklärten Sie in unserem letzten Gespräch. Inwieweit bleiben Sie diesem Motto nach wie vor treu?

Es gibt beides und wird beides weiterhin geben. Wenn wir als starker Spieler im Markt hier weiter bestehen wollen, müssen wir auch beides weiterentwickeln.

Früher war die Prozessberatung in der Fertigung eine Domäne der Consulting-Unternehmen. Ersa hat ein Dienstleistungsspektrum für den Pre-Sales- und After-Sales-Service konzipiert. Wie hat sich dieses Angebot und die Nachfrage entwickelt?

Das Angebot wird gut angenommen, aber wir sind natürlich deshalb kein Consulting-Unternehmen. Aber der Dialog mit unseren Kunden ist für uns sehr wichtig und hat auch Einfluss auf unsere Entwicklungsroadmap. Wir haben außerdem Instrumente zur Kundenbindung geschaffen wie Produktionsbegleitung, Produktionsunterstützung und Produktionsplanung. Zum Thema After Sales bieten wir Online-Shops an, wo die Kunden Ersatzteile bequem online bestellen können.

Ersa hat ein eigenes Ausbildungszentrum eingerichtet und ist als Weiterbildungsstätte des DVS zertifiziert. Was ist das strategische Ziel dahinter?

Wir bauen dieses Ausbildungszentrum weiter aus und haben ein Jahresprogramm zu verschiedenen Themen. Es gibt zum Beispiel Ausbildungsblöcke. Strategsiches Ziel ist nicht der Nachwuchs fürs eigenen Unternehmen, sondern der Nachwuchs für unsere Kunden. Für den eigenen Nachwuchs sorgen wir in unserem Ausbildungszentrum innerhalb der Holding, wo wir laufend etwa 100 Azubis beschäftigen.

Wie sieht Ihre Strategie für dieses Jahr aus – dürfen die Kunden auch im Nicht-productronica Jahr Neues erwarten?

Ich darf Ihnen versichern, wir haben noch einiges in der Pipeline – ein Jahr ohne Neuerungen gibt es bei Ersa nicht!


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