Mehr als 70 Prozent der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sind von Produktpiraterie betroffen; dies zeigt eine Studie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer VDMA aus dem vorigen Jahr. Fälschungen von Ersatzteilen, Geräten oder gar ganzen Anlagen schaden nicht nur dem Umsatz, sie schaden durch minderwertige Qualität dem Ansehen einer Marke. Im Gewährleistungsfall müssen die Hersteller des Originals nachweisen können, dass der Schaden auf ein nicht authentisches Teil zurückzuführen ist. Der Fälschungsschutz und seine Integration in die Warenkette, um organisierter Produktpiraterie auf die Spur zu kommen, gewinnen deswegen an Bedeutung. Die Produktprüfung mittels Smartphone erweist sich dabei als brauchbares Tool für den Markenschutz (Bild 3). Sie ist unkompliziert und auch für ungeschulte Personen möglich. Das Scannen eines Sicherheitscodes bietet die zuverlässige, komfortable Echtheitsprüfung. Dafür wird ein Sicherheitscode in einen 2D-Code integriert und auf ein Label gedruckt beziehungsweise per Druckverfahren oder Laser direkt auf das fertige Produkt oder Bauteil aufgebracht. Mit Hilfe der weit verbreiteten Applikation zum Scannen von QR-Codes wird der 2D-Code dann mit der Handykamera erfasst. Der integrierte Link löst die vollautomatische, webbasierte Entschlüsselung des Sicherheitscodes aus, welche die Authentifizierung startet.
Weitere Fälschungsschutz-Techniken
Es eignen sich noch weitere Fälschungsschutz-Techniken zur offensichtlichen oder versteckten Prüfung: Offene Merkmale wie Hologramme eignen sich sehr gut für den schnellen Check ohne zusätzliche Hilfsmittel. Variabel in Einsatz und Gestaltung, erzielen sie einen hohen Wiedererkennungswert. Auch Kippfarben können in die Kennzeichnung integriert werden. Je nach Betrachtungswinkel verändert sich ihr Farbeindruck. Hier kommen Sonderfarben zum Einsatz, die nur Sicherheitsdruckereien verwenden dürfen. Eine weitere Möglichkeit sind thermoreaktive Farben, die bei Überschreiten einer bestimmten Solltemperatur den Farbton wechseln oder transparent werden.
Damit Händler und Zoll Fälschungen schnell identifizieren können, liefern integrierte Kopierschutzmuster (Aufmacher) einen eindeutigen Originalitätsnachweis. Die Königsdisziplin sind dabei digitale Rauschmuster, welche selbst mit der besten Technik nicht zu fälschen sind. Jedes aufgedruckte oder aufgelaserte Muster weist herstellungsbedingt eine statistische Abweichung von der digitalen Quelle ab, die bei einem nicht autorisierten Kopierversuch potenziert wird. Diese größere Abweichung erkennt ein Lesegerät oder Smartphone, welches das gemessene Ergebnis mit dem digitalen Original auf der sicheren Datenbank des Herstellers abgleicht.
Produktentwickler und Hersteller, die sich mit der Frage der Kennzeichnung befassen, sollten die eben genannten Möglichkeiten also so früh wie möglich im Entwicklungsprozess berücksichtigen. Denn es kann sein, dass sie vom ersten Fertigungsschritt bis zum Aftersales-Segment Vorteile daraus ziehen.
Unterlagen nach Christian Bode (Schreiner ProTech).