Was macht man mit Geräten und Komponenten, die man an Profinet ankoppeln will und die Gigabit-Ethernet mitbringen? Profinet-Anwender werden immer öfter damit konfrontiert, Gigabit-Geräte in eine Profinet-Landschaft einbinden zu müssen. Dieses Problem hat auch die PNO - bzw. deren Mitglieder – erkannt und die Weichen bei Profinet ganz klar in Richtung Gigabit-Ethernet und kompatibler Verkabelungsinfrastruktur gestellt. Interessanterweise sind es wieder die Verkabler, die sich zuerst mit der Thematik auseinandersetzen. Sie treiben derzeit Lösungen zum Thema »Fast Ethernet versus Gigabit Ethernet« - also vieradrig vs. achtadrig - voran. Die Profinet-Verkabelung, wie wir sie heute kennen, wird dadurch nicht über Bord geworfen. Aber sie wird in die Richtung »Smart Factory« weiter entwickelt werden, wiederum unter der Maßgabe, die Installation einfach, robust und sicher zu halten. Für die Verkabelungskomponenten bedeutet dies, dass sie die Kategorie 5 (100 MHz), besser Kategorie 6 (250 MHz) oder Kategorie 6 A (500 MHz) erfüllen müssen.
Neue Verbindungsprodukte
Daher lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Verkabelungsprodukte, die zum Einsatz kommen können. Für Profinet hat man neue achtadrige Kabel mit PVC- und PUR-Mantel definiert. Diese Kabel sind wie bisher für feste und flexible Installationen sowie für Sonderanwendungen wie Schleppkettenausführungen oder Hybridkabel (mit zusätzlichen Powerleitungen im selben Kabel) nach Typ A, B und C klassifiziert. Der Sternvierer hat dabei allerdings ausgedient.
Die geschirmten Kabel werden mit AWG24-Adern (Vollader oder Litze) in einer Konstruktion mit Trennstern oder als PIMF (Pair In Metal Foil) angeboten. Die Variante mit Trennstern lässt sich etwas besser verarbeiten, weil die Einzelfolien wegfallen. Allerdings führt diese Konstruktion zu einem größeren Außendurchmesser, der sich wiederum nicht mit den Kabeleinführungen und Verschraubungen der meisten Steckverbinder verträgt, so dass viele Anwender die PIMF-Varianten bevorzugen.
Im Bereich der Steckverbinder wird eine Migration nach oben angestrebt. Das heißt, der Profinet-RJ45-Steckverbinder wird zukünftig achtpolig ausgeführt und alle acht Kontakte werden konform zur strukturierten Verkabelung belegt (1/2, 3/6, 4/5 und 7/8). Dabei werden besondere Eigenschaften wie Stecktiefe, Vibrationssicherheit und Kontaktgüte von der vieradrigen Variante übernommen. Für raue Umgebungen, bei denen die Schutzart IP65 bzw. IP67 gefordert ist, wird der RJ45 in Profinet-Gehäusetypen wie den »Han 3A« oder »Han PushPull« (AIDA Schnittstelle) integriert. Der vierpolige M12-Steckverbinder mit D-Kodierung wird ersetzt durch den neuen achtpoligen M12-Stecker mit X-Kodierung nach Kategorie 6A.
Zusätzlich hat man für Profinet neue Verkabelungskomponenten wie das Schaltschrankcord (cabinet cord) definiert. Diese IP20-Komponente wird fertig konfektioniert und geprüft angeboten – muss also nicht mehr vor Ort konfektioniert werden - und trägt den Anforderungen nach guter Handhabung besonders im Schaltschrank Rechnung. Das Schaltschrankcord garantiert die von Profinet geforderte Betriebssicherheit über die volle Lebensdauer der Anlage. Die RJ45-Steckverbinder kann Harting zum Beispiel mit einer speziellen DualBoot-Umspritzung anbieten, die einen engen Biegeradius bei guter Handhabung der Entriegelungslasche zulässt. Dadurch ist auch ein geringes Platzangebot im Schaltschrank oder im Verteiler kein Hindernis für den Einsatz des Schaltschrankcords.