Welche Applikationen werden Sie zuerst adressieren?
Zu den ersten Applikationen, in denen der Industrial Mini I/O zum Einsatz kommt, gehören I/O-Module. Diese sind in den vergangenen Jahren immer kleiner gestaltet worden, nur die Größe des Steckverbinders ist dem nicht gefolgt. Dank der neuen Schnittstelle lassen sich jetzt sogar bestimmte Module noch kompakter gestalten. Daneben wird der Steckverbinder heute vor allem im Bereich Motion & Drives eingesetzt. In der elektrischen Antriebstechnik spielt vor allem seine Robustheit und Zuverlässigkeit eine entscheidende Rolle. Das sind typische Anwendungen, in denen wir den Steckverbinder etablieren können. Zwar befinden sich diese Applikationen natürlich nicht auf der unteren Ebene der Automatisierung, aber auch dorthin wollen wir künftig mit unserer Schnittstelle vordringen.
Wollen Sie das neue Steckverbindersystem eigentlich alleine einführen und vermarkten oder streben Sie eine Second-Source-Vereinbarung an?
Vielen Dank für die Frage. Da wir einen neuen Standard am Markt setzen wollen, ist es für den Markterfolg entscheidend, dass der Steckverbinder von unterschiedlichen Lieferanten bezogen werden kann. Entsprechende Gespräche führen wir bereits seit einiger Zeit, so dass wir schon bald – aber auf jeden Fall noch in diesem Kalenderjahr - eine entsprechende Vereinbarung bekannt geben können.
Auf welche Resonanzen stoßen Sie bei Ihren Kunden? Treffen Sie auch auf Skepsis, weil Erfahrungswerte im Umgang mit der neuen Schnittstelle fehlen?
Das ist sehr abhängig von den jeweiligen Unternehmen, und interessanterweise auch von der Größe der Firmen. Die sehr großen OEMs sind zum Teil konservativ, so dass wir hier Schwierigkeiten haben, unser neues Steckverbindersystem zu platzieren. Anders sieht es bei den Tier-2- und Tier-3-Anbietern aus. Dort finden wir viele Firmen, die sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind. Diese kleineren OEMs – die mit Verlaub zum Teil immer noch einen Umsatz von 500 Mio. Euro und mehr erzielen – wachsen in ihren Marktsegmenten mit jährlich 7 bis 10 Prozent, und damit deutlich schneller als der Markt. Und diese Unternehmen signalisieren großes Interesse an neuen Technologien im Allgemeinen und auch an unserer Entwicklung im Speziellen.
Wie wird sich die Infrastruktur und Verbindungstechnik in der Automatisierung in den nächsten Jahren verändern?
Eine große Veränderung ist, dass immer mehr Telecom/Datacom-Anforderungen in die industrielle Umgebung vordringen. Wie beobachten, dass in diesem Umfeld plötzlich ganz neue Unternehmen auftreten, die man sonst nur im Telekommunikationsbereich angetroffen hat. Zu diesen ‚Newcomern‘ gehören auch sehr große Konzerne wie Cisco und HP, für die das Industrieumfeld als Absatzmarkt immer interessanter wird und die sehr viel Erfahrung in dieses Segment einbringen. Für die Automatisierungsbranche bedeutet das eine signifikante Veränderung, weil Themen wie Sicherheit und Software dadurch eine größere Bedeutung bekommen. Es findet also ein Umdenken auf vielen Ebenen statt.
Das Interview führte Corinna Puhlmann-Hespen