»Wir sehen uns bis einschließlich Ende Mai noch gut aufgestellt«, versichert Blersch, »danach muss sich die Lieferkette aber stabilisieren!« Es sind nicht so sehr die Lieferungen unter den üblichen Rahmenverträgen, die den Geräte- und Subsystemherstellern hierzulande Sorgen machen; hier scheinen sich die Lieferanten weitestgehend an ihre vertraglichen Zusagen zu halten. »Es sind die Neubestellungen und Bauteile, die nicht häufig beschafft werden müssen, die uns Sorgen machen«, versichert Thomas Widdel, Geschäftsführer der zur Cosel-Gruppe gehörenden Eplax. »Vor diesem Hintergrund peilen wir inzwischen für unsere Geräte Lieferzeiten von bis zu 14 Wochen an.«
Aber es sind eben nicht nur die Auswirkungen der Shutdown-Maßnahmen in China, die hierzulande für Unsicherheit sorgen. »Bedingt durch Werksschließungen in Italien, Deutschland und Malaysia gibt es Engpass-Artikel, die gerade so noch termingerecht geliefert werden«, schildert Stefan Hansmann, Leiter Strategischer Einkauf bei Stiebel Eltron, die aktuelle Situation. Er sieht derzeit aber auch noch eine andere Gefahr für die Versorgungssicherheit der Lieferkette als Lockdowns in verschiedenen Ländern: »Eine Gefahr besteht derzeit auch darin, dass bestimmte Hersteller zur Zeit nur für medizinische oder militärische Anwendungen liefern dürfen«, so Hansmann, »da fallen sonstige Industriebedarfe dann oftmals einfach durchs Raster«.
Über die Fertigungsbeschränkungen durch regionale Lockdowns, vor allem in bislang weniger im Fokus von Berichten stehenden Ländern wie Malaysia, Philippinen und vor allem Indien hinaus bereiten den Einkäufern u.a. in Deutschland vor allem die Probleme im Transport- und Logistikbereich Sorgen. So berichtet Dr. Christian Klimmer, einer der Geschäftsführer der GS Elektromedizinische Geräte, zwar auch von abgeschmolzenen Lagern, die, sollten die Nachlieferungen weitestgehend ausbleiben, wohl noch eine Fertigung von sechs bis acht Wochen auf dem aktuellen Niveau erlauben würden. Kritischer sind in seinen Augen aber die Verzögerungen im Transport- und Logistikbereich zu bewerten. Inzwischen rechnet er dort mit Verzögerungen von ein bis zwei Wochen. Kommen dann noch überlastete Zollabfertigungen dazu, kommen noch einmal ein bis zwei Wochen oben drauf. »Im schlechtesten Fall kann sich das dann auf bis zu einen Monat aufsummieren und entsprechend Einfluss auf die Produktion nehmen.«
Dass die aktuellen Shutdowns in Asien nicht nur Komponenten, sondern auch Subsystem-Hersteller unangenehm treffen können, zeigt das Beispiel TDK-Lambda. Das Werk in Malaysia, so Ulrich Schwarz, Head of Sales bei TDK-Lambda Deutschland, »darf nach einer Sonderfreigabe durch die lokale Regierung nur Produkte für medizinisch notwendige Applikationen produzieren«. Wie Schwarz versichert, »konnten wir diesen Fertigungsausfall jedoch mittels unserer Werke in China und Japan kompensieren, die bereits wieder zu 100 Prozent laufen«.
Wie die Befragung zeigt, befinden sich Elektronikfertigungen in Deutschland nach dem Ende der Osterferien noch nicht in akuten Schwierigkeiten, was die Bauteileversorgung betrifft, die Situation könnte sich aber von Woche zu Woche verschlimmern, sollten sich die Probleme in der Lieferkette weiter vergrößern. Zu einer ganz anderen Dynamik in der Lieferkette könnte es nach Einschätzung der Befragten zudem kommen, wenn die Automobil- und Automotive-Hersteller Ende April wieder im vollen Umfang zur Produktion zurückkehren. Mehr über die Einschätzung der einzelnen befragten Unternehmen erfahren Sie auf .