Schubladensysteme sind gegenüber herkömmlichen Gehäusen vielfach im Vorteil. Daher stellt sich die Frage, wie solche Systeme mit klassischen Gehäusen kombiniert oder ob diese sogar vollständig ersetzt werden können.
Schubladensysteme, auch Tray Register genannt, spielen eine wichtige Rolle bei der Organisation und Effizienz von Rechenzentren. Sie bieten eine kompakte, zugängliche und sichere Aufbewahrungsmöglichkeit für Server, Netzwerkgeräte, Kabel und Zubehör. Beim Einsatz von Schubladensystemen geht es jedoch nicht nur um eine geordnete Verkabelung oder die optimale Unterbringung von Geräten. Schubladensysteme sind auch ein wichtiger Faktor für Kühlung, Stabilität, Verfügbarkeit, Wartung und Energieeinsparung.
Bei den vielen Pluspunkten von Einschubsystemen kommen Überlegungen auf, ob moderne Systeme herkömmliche Gehäuse ersetzen können. Klassische Gehäuse sind oft größere, geschlossene Einheiten, die mehrere Server, Netzwerkgeräte und andere Hardwarekomponenten aufnehmen können. Sie sind in der Regel robust gebaut und bieten Schutz vor physischen Beschädigungen. Aber auch Schubladensysteme schützen vor Beschädigungen. Klassischen Gehäusen fehlen jedoch die Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Schubladensysteme. Schubladensysteme sind nicht neu auf dem Markt, entwickeln sich aber kontinuierlich weiter. Moderne Systeme bieten einfache Bedienbarkeit und verbesserte Zugänglichkeit, idealerweise von allen Seiten.
Mit dem richtigen Trägersystem ergeben sich für Unternehmen Vorteile, die viele Verantwortliche nicht direkt mit Einschubsystemen in Verbindung bringen und die herkömmliche Gehäuse nicht bieten können. Dazu gehören eine deutlich beschleunigte Installation und Wartung sowie eine schnellere Fehlerbehebung.
Moderne Schubladensysteme haben das Potenzial, klassische Gehäuse abzulösen. Letztere haben zwar einige Vorteile, aber die Anforderungen in den Unternehmen ändern sich zunehmend. Es geht immer mehr darum, Rechenzentren modular aufzubauen. Mit dem Pay-as-you-grow-Ansatz skalieren Unternehmen ihre Hardware so, wie es das Wachstum des Unternehmens erfordert (Bild 1). Hier haben Einschubsysteme durch ihren modularen Aufbau die Nase vorn.
Klassische Gehäuse sind gefragt beim Aufbau großer, geschlossener Einheiten, bei denen es kaum und selten Änderungen gibt. Allerdings sind moderne Einschubsysteme bei der Wartung, Kühlung und Verkabelung klassischen Gehäusen deutlich überlegen. Schubladensysteme lassen sich flexibler und modular integrieren, ermöglichen das Ausnutzen auch von kleineren Bereichen in Racks und verbessern deutlich die Zugänglichkeit zu Kabeln und Geräten. Dazu kommt der optimierte Luftstrom und damit die effektive und energiesparende Kühlung.
Welches System zum Einsatz kommt, hängt letztlich von den Ansätzen ab, die Unternehmen verfolgen. Sollen Rechenzentren modular skaliert werden, sind Einschubsysteme die bessere Wahl. Oft reicht der Platz im Rechenzentrum nicht aus, um weitere Systeme zu integrieren oder zusätzliche Racks aufzustellen. Auch dann sind Einschubsysteme optimal, da sie den Platz in den Racks ideal ausnutzen und Bereiche in den Racks zugänglich und nutzbar machen, die sonst brach liegen würden. Letztendlich tragen Schubladensysteme somit auch dazu bei, die Kosten zu reduzieren und die Flexibilität zu erhöhen.
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➔ Ermöglicht das Einrasten der Module aus allen Richtungen durch ausgeklügeltes Blattfedersystem
➔ Zwei Auszugsoptionen mit Federelementen für einfachen Zugriff und komplette Entnahmemöglichkeit der Schubladen
➔ Gesamthöhe lässt sich individuell anpassen; ab einer zur Verfügung stehenden Höhe von 1/3 HE einsetzbar, dadurch maximale Ausnutzung von Racks möglich
Inklusive elektrischer Signalübertragung mit Aufnahmen für RJ45-Keystone-Module sowie für Keystone-Module, kompatibel mit LC, SC, MDC, SN, MTP, MDC, E-2000
➔ Im Detail erreicht VersaTray folgende Portdichten: – 72 LC-Duplex- oder MTP-OCTO-Ports pro Höheneinheit HE, 24 Ports pro 1/3-HE-Trägersystem – 144 SN-Ports pro HE, 48 Ports pro 1/3-HE-Trägersystem – 216 MDC-Ports pro HE, 72 Ports pro 1/3-HE-Trägersystem
➔ Vielseitig einsetzbar: Server- und Whitespace-Räume mit 19-Zoll-Schranksystemen, Meet-Me-Räume, Colocation, Serverräume mit unterschiedlichen Packungsdichten, Spine-Leaf-Architekturen, Ethernet- und Fiber-Channel-Projekte
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Um den Platz in Rechenzentren zu maximieren, bieten Schubladensysteme eine effiziente Lösung: und zwar indem sie eine optimierte Integration für eine Vielzahl von IT-Equipment ermöglichen. Einschubsysteme tragen darüber hinaus wesentlich dazu bei, die physische Unordnung zu reduzieren, denn sie schaffen eine organisierte, zugängliche und skalierbare Aufbewahrungsumgebung.
➔ Herkömmliche Gehäuse bieten hingegen kaum Skalierungsmöglichkeiten und sind im Vergleich zu Schubladen unflexibel in Bezug auf die Verkabelung:
Klassische Gehäuse erfordern oft individuelle Verkabelungen für jedes Gehäuse, was zu einem erhöhten Raumbedarf für Kabelführung und -management führt. Im Gegensatz dazu bieten Schubladensysteme eine zentralisierte Verkabelung, die den Platzbedarf für Kabel deutlich reduziert.
➔ Das Management und die Organisation der Verkabelung sind bei klassischen Gehäusen aufgrund der Vielzahl individueller Kabelanschlüsse pro Server komplexer. Schubladensysteme hingegen nutzen ein vereinheitlichtes Kabelmanagement innerhalb des Gehäuses, wodurch sich Übersichtlichkeit und Wartungsfreundlichkeit verbessern.
➔ Die Erweiterung oder Modifikation der Serverinfrastruktur ist bei klassischen Gehäusen zeitaufwendig und unflexibel, da physische Verbindungen für jede Komponente individuell angepasst werden müssen. Schubladensysteme bieten durch ihre modulare Bauweise eine höhere Skalierbarkeit, da sich zusätzliche Module einfach hinzufügen lassen, ohne dass die gesamte Verkabelung neu konfiguriert werden muss.
➔ Jede physische Verbindung in einem klassischen Servergehäuse stellt einen potenziellen Fehlerpunkt dar. Die hohe Anzahl an Kabelverbindungen erhöht das Risiko von Verkabelungsfehlern, Kabelbrüchen oder -verlusten. Schubladensysteme minimieren diese Fehlerquellen durch weniger physische Verbindungen und den Einsatz von gemeinsam genutzten Strom- und Datenverbindungen.
➔ Die effiziente Kühlung und Energieversorgung ist bei klassischen Gehäusen aufgrund der individuellen Verkabelung und der dadurch bedingten eingeschränkten Luftzirkulation eine Herausforderung. Schubladensysteme hingegen sind so konzipiert, dass sie generell eine bessere Luftführung und gemeinsame Energieversorgung ermöglichen, was in einer besseren Energieeffizienz resultiert.
Darüber hinaus erfordert die Integration zusätzlicher Geräte oft den Umbau eines ganzen Racks. Der modulare Aufbau von Schubladensystemen ermöglicht dagegen eine flexible Anpassung an sich ändernde Technologielandschaften sowie Betriebsanforderungen und erhöht damit die Effizienz der Ressourcennutzung. So bieten zum Beispiel viele Systeme eine Skalierbarkeit auf 1U, 2U, 3U und 4U. Noch flexibler sind Lösungen wie VersaTray von Rosenberger OSI, die darüber hinaus auch 1/3-Skalierungen ermöglichen, bis eine beliebige n-Höhe im Rack erreicht wird.
Zudem können Schubladensysteme die Luftzirkulation in den Racks verbessern und tragen so zu einer längeren Lebensdauer der Geräte bei, da das Risiko einer Überhitzung geringer ist. Die strukturierte Anordnung optimiert den Luftstrom, was zu einer effektiveren Wärmeabfuhr führt. In herkömmlichen Gehäusen ist die Luftzirkulation oft nicht optimal. Werden weitere Geräte hinzugefügt, ändert sich nicht selten auch die Kühlsituation, was zu Überhitzung oder erhöhtem Energieverbrauch führen kann. Damit sorgen Schubladensysteme dafür, dass Verfügbarkeit und Stabilität von Server und Workloads ansteigen, da Ausfälle wegen Überhitzung deutlich unwahrscheinlicher sind.
Schubladensysteme bieten aber nicht nur eine einfachere Installation, eine längere Lebensdauer und ein deutlich verbessertes Kabelmanagement. Einige von ihnen verfügen darüber hinaus über Blattfedersysteme und die Möglichkeit der Montage von allen Seiten, auch diagonal. Perfekt integrierte Schubladensysteme eröffnen Szenarien, in denen auch minimaler, aber dennoch wertvoller Bauraum in Racks nutzbar wird, der sonst ungenutzt bliebe. Klassische Gehäuse sind diesbezüglich klar unterlegen und verschwenden oft Platz.
Vielfältige Auszugsoptionen und komplette Entnahmemöglichkeiten der Tray-Register erleichtern den Zugriff zusätzlich (Bild 2). Dies eröffnet Betreibern von Rechenzentren neue Möglichkeiten der Wartung und verbessert letztlich die Stabilität und Verfügbarkeit der im Rechenzentrum betriebenen Geräte und Dienste. Herkömmliche Gehäuse sind dazu konstruktionsbedingt nicht in der Lage.
Die Bedeutung eines durchdachten Kabelmanagements und einer effizienten Kühlung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da sie sich unmittelbar auf die Betriebskontinuität und die Leistungsfähigkeit der IT-Ressourcen auswirken. Es ist sinnvoll, darauf zu achten, dass die Einschübe Module unterschiedlicher Größe aufnehmen können und dass gängige Steckverbinder leicht zu integrieren sind. Beispiele hierfür sind LC, SC, MDC, SN, MTP, MDC oder E-2000, die in vielen Unternehmen zum Einsatz kommen.
Zusätzlich bieten moderne Trägersysteme Funktionen zur elektrischen Si- gnalübertragung. Dazu verfügen die Einschübe teilweise über Aufnahmen für RJ45-Keystone-Module sowie für Keystone-Module zur faseroptischen Signalübertragung. Dies ist ein Vorteil gegenüber anderen Einschubsystemen und auch gegenüber herkömmlichen Gehäusen.
Schubladensysteme schaffen Ordnung im Rechenzentrum; sie helfen dabei, die Racks optimal zu nutzen, und tragen zu einem optimalen Kabelmanagement bei. Darüber hinaus verbessern sie die Wartung im Rechenzentrum, beschleunigen die Fehlersuche und vermeiden Verbindungsunterbrechungen. Dies sind klare Vorteile gegenüber klassischen Gehäusen, die zwar ihren Zweck erfüllen, aber für viele Einsatzszenarien nicht flexibel genug sind.
Ein weiterer wichtiger Pluspunkt gegenüber klassischen Gehäusen ist die verbesserte Kühlung aller Geräte, was die Stabilität und Verfügbarkeit im Rechenzentrum erhöht. Darüber hinaus helfen Schubladensysteme, die Energiekosten zum Teil erheblich zu senken, da die Kühlung im Rechenzentrum deutlich optimiert wird. Die Geräte lassen sich nicht nur besser, sondern auch kostengünstiger kühlen.
Aus den genannten Gründen sollten sich Verantwortliche in Rechenzentren mit Schubladensystemen beschäftigen, um letztlich den gesamten Betrieb zu verbessern. Durch die hohe Flexibilität ist es außerdem problemlos möglich, Schubladensysteme parallel zu klassischen Gehäusen einzuführen. In diesem Fall profitieren Unternehmen von beiden Ansätzen und deren Vorteilen.
Der Autor
Luis Brücher
ist Produktmanager bei Rosenberger OSI.