Nach positiver Entscheidung geht man nun in die Umsetzungsphase (Phase 3) über, in der die Produktions- und Markteinführung detailliert geplant wird. In diesem letzten Abschnitt werden endgültige Fertigungsunterlagen und notwendige Produktdokumentationen erstellt, die Verpackung festgelegt sowie Beschaffung und Lagereindeckung definiert.
Ebenso steht die abschließende Produktprüfung und Fertigungsfreigabe an, für die seriennahe Prototypen des Produktes auf Einhaltung aller geforderten Vorgaben und Anforderungen überprüft werden. Dies trifft auch auf die Produktverpackung zu, welche den schadlosen Transport zum Kunden sicherstellen und den harten Bedingungen auf internationalen Transportwegen standhalten muss – ein Punkt, der gerne vernachlässigt wird.
Hierbei bedient man sich oft der Unterstützung von externen Dienstleistern wie zum Beispiel zertifizierten Laboren, um eine möglichst neutrale und fachkundige Bewertung des Produktes zu erhalten. Überdies bedürfen Untersuchungen, wie zum Beispiel die der elektromagnetischen Verträglichkeit sowie der Beständigkeit gegenüber unterschiedlichsten Umweltbedingungen, auch entsprechender Einrichtungen und Ressourcen, die nicht jeder Firma intern zur Verfügung stehen.
Weiterhin gehören auch die Erstellung von Werbe- und Marketingmaterialien sowie die Planung von Messeauftritten zu den notwendigen Aktionen in diesem Abschnitt.
Für die Bewältigung all dieser Aufgaben im gesteckten Zeitrahmen ist eine besonders enge Zusammenarbeit aller Teammitglieder gefordert.
Produktentstehung, dargestellt am konkreten Projekt
Am Beispiel der HeiPac-Vario-Heavy-Linie wird im Folgenden der Ablauf der Produktentstehung bei der Firma Heitec exemplarisch aufgezeigt. Am Anfang stand hier die Idee, den bestehenden Baukasten des HeiPac-Vario-Systems um eine Lösung speziell für mobile Anwendungen und raue Umweltbedingungen zu erweitern, so wie sie beispielsweise im Bereich der Bahntechnik oder bei Offshore-Anwendungen auftreten.
Daraus ergeben sich verschiedenste Anforderungen, denen das neue Produkt gerecht werden muss. Speziell sind die besonderen Umweltanforderungen zu berücksichtigen, die eine hohe Beständigkeit gegenüber Schock- und Vibrationsbelastungen beinhalten.
Eine wichtige Anforderung ist ebenso die uneingeschränkte Kompatibilität zu den Komponenten aus dem bekannten HeiPac-Vario-Aufbausystem. Dadurch werden dem Kunden große Variabilität und vielfältigste Ausbauoptionen geboten, zugleich aber auch die Entwicklungskosten für diese neue Baugruppenträgerlinie deutlich gesenkt.
Natürlich ist auch ein marktgerechter Preis ein ganz entscheidendes Kriterium für den zukünftigen Erfolg des Produktes. Über umfangreiche Markt- und Mitbewerberrecherchen wurden hierzu entsprechende Daten ermittelt, um sich mit einem besonders attraktiven Preisangebot positiv abzuheben, womit man dem Kunden ein wesentliches Argument für eine Kaufentscheidung bietet.
Nachdem nun alle notwendigen Anforderungen und Eigenschaften definiert und die Marktchancen eines entsprechenden Produktes positiv bewertet wurden, ging man zur detaillierten Ausarbeitung in Phase 2 über.
Zur Erzielung der gewünschten hohen Stabilität wurden alle Verbindungsschienen mit einer doppelten Verschraubung ausgestattet sowie im Profilquerschnitt verstärkt (Bild 2). Darüber hinaus wurden auch die zugehörigen 19-Zoll-Flansche besonders verstärkt und doppelt verschraubt, was dem System eine sehr hohe Belastbarkeit verleiht. Alle Bauteile sind dabei uneingeschränkt mit den Komponenten aus dem vorhandenen HeiPac-Vario-System kompatibel. Dies ermöglicht es, die aus diesem Spektrum bereits bekannten Seitenteile aus hochfester Aluminiumlegierung ebenso für das neue System zu verwenden.
Darüber hinaus konnten auch der gewünschte attraktive Kundenpreis erreicht und das Entwicklungsrisiko des Systems deutlich gesenkt werden. Weiterhin wurde damit dem Anwender auch eine äußerst flexible Plattform mit unterschiedlichsten Ausbaumöglichkeiten geboten.
So konnte zügig zur dritten Stufe der Umsetzungsphase übergegangen werden. Die Prüfung des Systems gegenüber allen festgelegten Parametern und Anforderungen stand hierbei im Mittelpunkt: In erster Linie muss das neue Baugruppenträgersystem den relevanten Normvorgaben entsprechen. Hier ist vor allem DIN EN 50155 für elektronische Einrichtungen auf Schienenfahrzeugen sowie DIN EN 61587-1 zu nennen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber unterschiedlichsten Umweltbedingungen fordert.
Dazu wurden die bereits aus Serienwerkzeugen gefertigten Nullserienteile in unabhängigen Instituten auf die Beständigkeit gegenüber all den genannten klimatischen, statischen sowie dynamischen Beanspruchungen (Bild 3) aus diesen Spezifikationen geprüft, welche die Belastungen im realen Einsatz widerspiegeln. Damit stellt der Systementwickler eine langfristige und zuverlässige Funktion auch unter anspruchsvollen Bedingungen sicher.
Auch die Anforderungen gemäß IEC 60297-3x, in der die wesentlichen Abmessungen und Schnittstellen eines 19-Zoll-Aufbau-Systems beschrieben werden, müssen natürlich erfüllt werden. Auch die Kompatibilität mit den Produkten und Bauteilen der HeiPac-Vario-Reihe wurde eingehend überprüft sowie die einfache und gute Montierbarkeit aller Komponenten sichergestellt.
Damit der eng gesteckte Zeitplan der Produktrealisierung eingehalten werden kann, klärte man parallel die Fragen der Produktionseinführung, Logistik und Lagereindeckung.
Im Rahmen der Marketingstrategie erstellte man die notwendigen Produktdokumentationen und plante entsprechende Werbemaßnahmen zur Einführung des neuen Produkts. Nachdem alle notwendigen Tests und Prüfungen erfolgreich bestanden wurden und die ersten Serienbauteile im Lager liegen, steht der Präsentation der neuen HeiPac-Vario-Heavy-Linie bei den nächsten Messeterminen und einem erfolgreichen Verkaufsstart nichts mehr im Wege.
Die Autoren
Nicole Jeroschewski |
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arbeitet als Produktmanager bei der Heitec Elektronik in Eckental nahe Nürnberg/Erlangen. Sie studierte Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau) an der Universität für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und begann anschließend als Projektingenieur bei Aprovis Energy Systems. |
nicole.jeroschewski@heitec.de
Werner Körber |
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arbeitet als Designingenieur bei der Heitec Elektronik in Eckental nahe Nürnberg/Erlangen. |
werner.koerber@heitec.de