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»Tier 2 Welt« Europa - Outback oder Innovationshochburg?

10. November 2010, 15:28 Uhr | Karin Zühlke
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Erfolg in Europa = Tier 2 + Distributor?

Entscheidend für die europäischen Unternehmen wird also künftig der Zugang zu Technologien und zu Supply-Chain-Management-Programmen werden, und genau das könne nur die Distribution den Kunden bieten, ist Wilken überzeugt. Gelingen kann diese Symbiose aus Tier 2 und Distributor allerdings nur, wenn Kunde und Distributor noch vernetzter und enger zusammenarbeiten. Doch gerade hier hat die europäische Tier-2-Welt noch einiges nachzuholen, denn die derzeitigen Anstrengungen, die Supply-Chain zu verbessern, stehen erst am Anfang: Prozesse, die bei großen OEMs längst Standard sind, sind in vielen kleinen und mittelständischen Firmen noch recht hemdsärmlig aufgesetzt, und darunter leidet die Kommunikation zwischen Lieferanten bzw. Distributoren und Kunden.

Könnten Standards zwischen Hersteller, Distributor und Kunde dabei helfen, die Planung in der Lieferkette zu verbessern? »Das Beispiel des Traceability-Leitfadens, den der FBDI zusammen mit dem ZVEI ausgearbeitet hat, zeigt, das Standardisierungen zumindest hilfreich sind, um ein gemeinsames Grundverständnis zu schaffen«, meint Wilken. Auch besser abgestimmte, automatisierte Prozesse in der Lieferkette wären wünschenswert, ob über EDI oder andere Tools. Allein eine einheitliche Schnittstelle zur Datenübertragung würde schon mal weiterhelfen, die Kommunikation zwischen Lieferant und Kunde zu verbessern. Hier sind aber einige Firmen noch buchstäblich im Entwicklungsstadium: Oft werden einfach per E-Mail Excel-Dateien hin- und hergeschickt. Fehlerhafte Daten und in Folge dessen falsche Forecasts sind daher an der Tagesordnung, berichtet ein Teilnehmer. Noch düsterer sieht es bei den Supply-Chain-Konzepten aus: »Bislang greifen nur etwa 10 bis 15 Prozent der Tier-2-Firmen auf Supply-Chain-Programme zurück«, nach Ansicht von Wilken ist das viel zu wenig. Hinzu kommt, dass sich die Tier 2 traditionell oft nicht auf wenige Lieferanten beschränken, sondern mal hier und mal da kaufen. Das macht die Lieferkette unnötig kompliziert, die Abstimmung schwierig, und in kritischen Zeiten, beispielsweise wenn das Material knapp ist, kann der Kunde nicht unbedingt auf die Loyalität eines Gelegenheitslieferanten zählen.

Ist Europa nun Outback oder Innovationshochburg? Wohl von beidem etwas. Was die europäischen Unternehmen daraus machen, hängt letztlich von ihnen selber ab – und von einer intakten Lieferkette.


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