Grundsätzlich blendende Aussichten für die Hersteller von ICs, die in Autos wandern: »Der Bedarf steigt weiter. Wir müssten uns eigentlich freuen«, sagt Jürgen Weyer, Managing Director von Freescale. Doch fehlende Visibilität, fehlende Stabilität und Kostendruck trüben das Bild. Hier hilft nur eine neue Transparenz.
Der Bedarf an Elektronik im Auto wächst weiter stark, vor allem getragen von den herkömmlichen Typen mit Verbrennungsmotoren (»Die Elektrofahrzeuge werden bis 2015 kaum eine Rolle spielen«, so Weyer). Die Zahl der integrierten Sensoren steigt rasant, neue Sicherheitsaspekte bis hin zum selbst fahrenden Auto kommen hinzu. »Ein Dieselmotor mit 170 PS und 4 Liter auf 100 km – davon hätten wir vor zehn Jahren noch geträumt, jetzt macht es die Elektronik möglich, das ist effizienter als jeder Hybrid«, erklärt Weyer.
Doch es gibt einige Faktoren, die die Lage derzeit für die Halbleiterhersteller schwierig machen. Wegen der Krise haben viele Halbleiterhersteller die Kapazitäten heruntergefahren und ganze Linien und Fabs abgeschaltet. »Die können zum größten Teil nicht mehr einfach angeschaltet werden«, so Weyer. Und wenn die gesamte Lieferkette einmal leer gefegt ist, dauert es eine Weile, bis sie sich wieder füllt.
Unter den Voraussetzungen, dass die Hableiterhersteller insgesamt immer noch unterdurchschnittlich in neue Kapazitäten investieren, wird es eher länger dauern.
Gleichzeitig tendieren die OEMs dazu, neuen Bedarf zu spät anzumelden. Ein IC, der ursprünglich nur für 20 Prozent einer Baureihe vorgesehen war, wird plötzlich zum Standard für 100 Prozent der Fahrzeuge erklärt, »und dann müssen wir innerhalb von zwei Tagen 50.000 Stück mehr liefern als geplant.« Sein Fazit: »All diese Effekte kommen jetzt zusammen, sie führen dazu, dass in vielen Bereichen die Liefersituation noch lange recht knapp bleiben wird.«
Aber erheben nicht schon die Marktforscher warnend ihre Stimme, dass sich Lagerkapazitäten aufbauen? Auch hier gelte es laut Weyer, die Situation sehr differenziert zu betrachten. »Es gibt Stornierungen, teilweise bauen sich Lager auf, aber in vielen Bereichen ist gerade das Gegenteil der Fall.«