Sie erwähnten vorher die „klassischen Werte“ der Distribution – welche sind Ihnen besonders wichtig?
Lagerhaltung, Konsolidierung der Bedarfe und lokale Auftragsabwicklung. Hier spielen Themen wie Währung, Zahlungsziele und verschiedene Zahlungsmöglichkeiten wie Paypal mit hinein.
Wir haben gesehen, dass sich in Pandemiezeiten mit den gegebenen Herausforderungen alle Akteure in der Lieferkette auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren mussten, und deshalb wächst auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Distribution in diesen Zeiten.
Stichwort „Lagerhaltung“: Künftig sollen für die Lagerung im neuen Digi-Key-Lager 240.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Wann geht der Neubau in Betrieb?
Ende des Jahres wird es soweit sein. 40 Kilometer automatisiertes Förderband und 55 Laderampen werden uns dabei unterstützen, 36.000 Bestellungen und 150.000 Positionen pro Tag zu verarbeiten und auf den Weg zu bringen. Mit 240.000 Quadratmetern ist die neue Fläche so groß wie etwa 25 Fußballfelder.
Sie haben im letzten Jahr davon gesprochen, dass Digi-Key die Stellung als One-Stop Shop weiter ausbauen möchte. Welche Neuerungen gab es dazu seither?
Wir haben viele neue Online Tools auf den Weg gebracht sowie unterstützende Services für die produzierenden Unternehmen. Ein Beispiel ist das 2D-Barcoding auf den Gurtabschnitten, um die visuelle Überprüfung von Produkten auf Gurtabschnitten zu vereinfachen und eine bequemere Rückverfolgbarkeit in den Lieferketten der Kunden zu gewährleisten. Auch bieten wir Mobilfunkverbindungsservice, SIM-Karten an. Unser Ziel ist es, einen Weg zur Erstellung von End-to-End-IoT-Lösungen zu bieten. Diese Datenpläne ergänzen Digi-Keys Angebot an Mobilfunkmodulen, Modems und Gateways.
Jetzt bietet Digi-Key Ihnen eine schnelle und einfache Möglichkeit, sich mit diesen Geräten zu verbinden, an sowie die PCB-Board-Fertigung von unbestückten Platinen über einen Dienstleister. Dieses Angebot richtet sich hauptsächlich an alle, die die neuesten Produkte benötigen wie Maker, Bildungseinrichtungen oder Prototypen-Dienstleister. Darüber hinaus finden die Kunden auf unserer Plattform auch Hilfestellung zur Antennen- und Kabelkonfiguration. Mehrere Partnerschaften im Software-Bereich runden unsere Services ab.
Digi-Key unterstützt Bildungseinrichtungen, Universitäten, Labore und Hochschulen mit Kursen und Informationen, beispielsweise für MINT-Fächer.
Insbesondere die Industrieautomation stand im letzten Jahr im Fokus von Digi-Key. Welche Früchte trägt dieser Ansatz bis dato?
Wir investieren in der Tat kräftig in diesen Bereich. So haben wir kürzlich auch Siemens als Partner hinzugewonnen. Weitere Traditionsunternehmen in diesem Portfolio sind unter anderem Balluff, Leuze, Kuka, Schunk, Igus, Murr Plastik, Tridonic und Pepperl+Fuchs.
Wir arbeiten stringent darauf hin, dass wir der größte Online-Distributor für Industrial Automation und Industrie 4.0 für KMU, also kleine und mittlere Unternehmen, werden. Wir haben auch eine Möglichkeit, dass die Integrationspartner ihr Portfolio auf unserer Plattform kostenfrei bewerben können. Das bieten wir für beide Bereiche, On-Board und Industrieautomation, an mit je unterschiedlicher Zielgruppenansprache: Wer Komponenten zur Bestückung auf der Leiterplatte – wir nennen das On-Board – sucht, benötigt eine parametrische Suchfunktion, während der Industrial-Automation-Kunde die Produkte eher visuell auswählt. Für den Off-PCB-Board-Bereich bieten wir Kabel und Steckverbinder, auch für raue Umgebungen wie Bergbau und Agrartechnik. Auf unserer Automation Landing Page finden Kunden alle unsere Produkte und Services.
Der Fokus auf die Industrieautomation hat demnach einen strategischen Hintergrund?
Wir sind überzeugt davon, dass die Verschmelzung zwischen On-Board, Off-PCB und Industrial Automation immer weiter fortschreitet. Nur wenn man das Gesamtportfolio offerieren kann, ist man in der Lage, als Partner einen One-Stop Shop anzubieten.
Nochmal zu den Tools: Eines davon ist „Mylists“. Worum handelt es sich dabei genau?
Das ist ein BOM-Manager, der Verfügbarkeit, Preis und Supply Chain Management abbildet. Darüber hinaus haben wir alle Bereiche des Self-Services weiter verstärkt. Zum Beispiel bieten wir die Möglichkeit, Listen hochzuladen und automatisierte Angebote zu bekommen oder auch Shipping Labels neu zu drucken.
»Die Evolution der High-Service-Branche könnte dazu führen, dass sich ihr Marktanteil ohne Weiteres auf 30 bis 35 Prozent Marktanteil steigern könnte«, war eine Ihrer Aussagen im letzten Jahr. Konnten Sie im letzten Jahr Marktanteile hinzugewinnen?
Ich halte nach wie vor fest an dem Ziel, dass die High-Service-Distribution diese Marke erreichen kann. Ein Blick in die DMASS-Auswertung zeigt, dass wir bei einigen Technologien bereits weit über 20 Prozent Marktanteil haben bzw. gibt es Länder, in denen wir als Digi-Key weit über 10 Prozent Marktanteil haben. Laut DMASS ist der Markt in EMEA im ersten Halbjahr 2021 über 27 Prozent gewachsen und Digi-Key ist etwa dreimal so schnell gewachsen. Weltweit haben wir einen Zuwachs von 60 Prozent; in EMEA sind wir bei 100 Prozent Wachstum. Wir werden in diesem Kalenderjahr weit über 1 Milliarde Euro Umsatz in EMEA generieren.
Geht es dabei rein um Volumengeschäft?
Nein. Dabei handelt es sich nicht um klassisches Volumengeschäft, sondern wir sind in der Breite sehr stark. Über 25 Prozent Kundenwachstum – Neukunden wohlgemerkt – untermauert, dass wir in der Breite sehr gut punkten können.
Wir messen dediziert den Umsatz der Artikel, von denen wir unter 100 Stück verkaufen, und stellen fest, dass wir in diesem Segment ein überproportionales Wachstum bei Neukunden verzeichnen. Daran sehen wir auch, dass die deutsche und europäische Wirtschaft sehr innovationsfreudig ist. Die Wirtschaft hat die Pandemie genutzt, um neue Plattformen zu designen und neue Technologie voranzutreiben.