Deutlich leichter hat es, wer von außerhalb der EU seine Ware in der Europäischen Union verkauft – und das sorgt für Unmut: » Wenn ein chinesischer Hersteller es leichter hat ein Produkt einzuführen als ein europäischer es hier in Europa herzustellen oder wenn ein amerikanischer Online-Distributor nicht-konforme Produkte ohne Konsequenzen online nach Europa vertreiben kann, ein europäischer aber erheblichen Informationsauflagen unterliegt, dann hat das nichts mehr mit Verbraucherschutz, sondern mit Wettbewersbanchteilen zu tun«, beklagt Steinberger.
Doch nicht nur die Distributoren haben Grund zur Klage, auch viele Distributions-Kunden blicken kaum mehr durch, welches Produkt wie von welcher Verordnung betroffen ist. Zumindest in diesem Punkt verspricht Steinberger Abhilfe: Avnet hat zusammen mit dem FBDi den Umwelt- & Konformitäts-Kompass erarbeitet: Er soll Licht ins Dunkel der EU-Gesetzgebungen und Direktiven bringen. Das Werk besteht aus drei Teilen und ist als Navigationshilfe durch den Verordnungswust konzipiert. Es richtet sich an Distributionskunden genauso wie an Bauelemente- oder Gerätehersteller quer durch sämtliche vertikale Märkte. Die Fragen »Betroffen oder Nicht-Betroffen« lässt sich anhand der Matrix des Kompasses für jedes Produkt relativ einfach klären.
Bei mittlerweile über 30 EU-Regularien die Übersicht zu bewahren, ist eine wahre Herausforderung: »In manchen Fällen kann eine Richtlinie ohne eine andere kaum erfüllt werden. Einige Definitionen sind missverständlich oder unscharf formuliert und benennen nicht in allen Gesetzen dasselbe«, gibt Steinberger zu bedenken. Die Direktiven einfach zu ignorieren, löse das Problem allerdings nicht, betont der Avnet-Manager, sondern kann im Ernstfall Sanktionen nach sich ziehen. Denn hinkte die Exekutive, die Sache der einzelnen EU-Länder ist, Legislative bis vor kurzem noch hinterher, so sind mittlerweile auch hier vielerorts die entsprechenden Schritte zu einer Überwachung in die Wege geleitet.