HPI AG

Vom Independent-Chip-Anbieter zum Einkaufsdienstleister für IT, Elektronik und Industrie

13. April 2012, 7:57 Uhr | Karin Zühlke
Michael Negel, HPI: »Wir waren als einzelne Unternehmen zu klein, um uns stabil am Markt zu behaupten und um an Wachstumskapital zu kommen.«

Das erfolgreiche Konzept des »Global Sourcing« will CEO Michael Negel mit der HPI AG von der Elektronik auch auf andere Industrie-Bereiche übertragen. Hervorgegangen ist die junge AG aus der ehemaligen ce Consumer Electronic, der HPI Hoechst Procurement Intl.- dem Einkauf der Hoechst AG - und der 3KV GmbH.

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Für den Zusammenschluss hat Negel eine pragmatische Erklärung parat: »Wir waren als einzelne Unternehmen zu klein, um uns stabil am Markt zu behaupten und um an Wachstumskapital zu kommen.« Für das Kapital soll nun die gemeinsame AG sorgen. Gegliedert ist HPI in zwei große Teilbereiche: HPI Electronics und HPI Industrial mit insgesamt weltweit 170 Mitarbeitern, etwa 120 davon in Deutschland und 50 weiteren an neun Standorten in Asien und den USA. Zur HPI Industrial gehören Vertrags- und Independent-Distribution von Bauelementen genauso wie IT-Netzwerkprodukte und die IT-Beratuntg. Die Sparte Industrial beschäftigt sich mit dem Ein- und Verkauf von Chemikalien und Pharmagrundstoffen, Produktionsgeräten und Anlagen, Elektrotechnik und Mechanik sowie industriellen Ge- und Verbrauchsartikeln. »In diesem Bereich sind wir quasi eine Art Warenhaus für die Industrie«, erklärt Negel. Zu den Kunden zählen Global Player wie Bosch, Daimler Benz, sanofi aventis, ABB, Hilti und Alcatel. Abgewickelt werden die Geschäfte von HPI entweder als Transaktionen über die eigenen Bücher oder als Einkaufsdienstleistung über die Bücher des Kunden.

Der Grundgedanke der HPI ist eigentlich einfach und bei Weitem nicht neu: Materialien für produzierende Industrien einkaufen, lagern und liefern. Neu ist aber, dass die HPI als Einkaufsdienstleister nicht nur eine Industrie bedient, sondern sein Geschäftsmodell auf mehrere Säulen gestellt hat und damit auch Elektronik-fremdes Terrain wie die Pharma- und Chemieindustrie betritt. Dabei kommt Michael Negel, der Gründer und CEO der HPI AG, ursprünglich aus der Elektronik-Branche und war lange Zeit als Independent Distributor und im internationalen Einkauf tätig. Aber, so Negel, alleine mit dem Vertrieb von Bauelementen sind nachhaltige Wachstumssprünge heutzutage auf Dauer nicht mehr möglich, weil die Elektronikbranche eben nun mal gewissen »Schweinezyklen« unterliege. Und dagegen kann man wenig ausrichten, vor allem dann nicht, wenn das Geschäftsmodell wie im Fall der unabhängigen Distribution nicht auf Design-Wins, sondern darauf ausgerichtet ist, schnell die passenden Bauelemente zu beschaffen, wenn es »brennt«. Ein Einkaufsdienstleister, der voneinander völlig unabhängige Industrien wie in diesem Fall Elektronik und Pharma unter einem Dach vereint, ist deshalb ein geschickter Schachzug und fast schon ein Wachstumsgarant, weil sich so die zyklischen Berge und Täler im Auftragseingang viel besser verteilen – denn unterschiedliche Industrien unterliegen unterschiedlichen Marktzyklen. Und besonders die Pharmaindustrie gilt als recht stabiler Fels in der Brandung, auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Aber alleine die Aufstellung des Teilbereichs Electronics soll für eine homogene Verteilung des »Schweinezyklus« sorgen: Wenn der Chip-Markt boomt, dann profitiert der Independent Distributor ce Global Sourcing genauso wie der Vertragsdistributor HPI. Sind viele Überbestände im Markt, kommt das wiederum der Azego Components zugute, die abgeschriebene Bestände aufkauft. Natürlich profitiere ein Independent Distributor auch von Katastrophen wie Fukushima oder der Thailand-Flut, gibt Negel unumwunden zu. Denn gerade in solchen Situationen suchen die Unternehmen händeringend nach Bauelementen. Wie stellt HPI in solchen Fällen die Qualität sicher und dass im Chip-Gehäuse auch das drin ist, was drauf steht? »Wir arbeiten weltweit mit Testhäusern zusammen. Ware aus dem freien Markt geht nicht ungetestet an den Kunden«, stellt der CEO klar.

 


  1. Vom Independent-Chip-Anbieter zum Einkaufsdienstleister für IT, Elektronik und Industrie
  2. "90 Mio Umsatz in diesem Jahr"

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