Ausblick

Distribution 2012: Katerstimmung oder Business as usual?

26. Januar 2012, 11:35 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Gerald Meier, Marketing Manager, Future Electronics Deutschland: »Wir erleben derzeit den Downturn unseres normalen Branchenzyklus«

Gerald Meier, Future Electronics
Gerald Meier, Future Electronics
© Future Electronics

»Future Electronics kann auf ein sehr starkes Jahr 2011 mit positiver Umsatzentwicklung trotz oder vielleicht gerade wegen der Natur- und Umweltkatastrophen zurückblicken. Das Erdbeben in Japan und die Flut in Thailand verdeutlichen zwar die Abhängigkeit der Elektronikbranche von der regionalen Fertigungskonzentration in Asien.

Allerdings konnten wir aufgrund unserer Philosophie der umfangreichen Lagerhaltung kurzfristigen Lieferengpässen unserer Franchisepartner sehr gut gegensteuern«, erklärt Gerald Meier, Marketing Manager von Future Electronics Deutschland. Jedoch, so Meier, sei auch Future nicht von einem Umsatzrückgang in Q4 verschont geblieben. »Viele unserer Kunden produzieren fortlaufend auf hohem Niveau, versuchen aber mit minimaler Lagerhaltung auszukommen. Dieses Verhalten drückt schon eine gewisse Verunsicherung und Vorsichtshaltung aus, was das Jahr 2012 bringen wird.«

Der Auftragseingang ist laut Meier gegenüber den ersten drei Quartalen in den letzten drei Monaten deutlich zurückgegangen. In ihren aktuellen Forecasts fahren die Kunden auf Sicht – und die ist passend zu der dominierenden Nebelstimmung im Herbst nicht besonders weit gewesen. »Aufgrund der vielen unsicheren Einflussfaktoren ist Meier vorsichtig mit seiner Prognose für 2012: »Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Entwicklung der globalen Wirtschaftssituation nicht vorherzusagen. Lediglich Planspiele unter Einbezug von »Wenn-dann-Szenarien« ermöglichen eine Abschätzung, was passieren wird. Gelingt Europa die Rettung des Euro, sehen wir eine relativ kurzfristige Schwächephase voraus, bedingt durch den Lagerabbau der Kunden.

Dennoch ist unter diesen Umständen für das Gesamtjahr 2012 eine Steigerung gegenüber 2011 möglich. Was bei einem Misslingen der Eurorettung geschieht, steht in den Sternen.« Der Einfluss der finanzwirtschaftlichen Lage auf die Realwirtschaft wird eine der größten Herausforderungen für 2012 werden. Noch sieht Meier aber keinen Grund zur Beunruhigung: »Wir erleben derzeit den Downturn unseres normalen Branchenzyklus. Die Schweinezyklen werden allerdings momentan kürzer, und deshalb gestaltet es sich für die Hersteller schwieriger, das richtige Maß an Fertigungskapazität zu managen.« Wie viele seiner Kollegen ist auch Meier der Meinung, dass der derzeitige Auftragsrückgang auch noch mit den nach Japan hochgefahrenen Kundenlagern zu tun hat. Um solche Unsicherheiten so gut wie möglich im Griff zu haben, sind adäquate Supply-Chain-Systeme nach Meinung von Meier das A und O.

Droht nun aufgrund des Auftragsrückgangs ein Preisverfall? »Dass die Hersteller aus Erfahrungen gelernt haben, zeigt die Vorgehensweise im Krisenjahr 2008«, erläutert Meier, »hier haben die Hersteller zum ersten Mal bei Nachfragerückgang sehr schnell und konsequent die Fertigungskapazitäten abgebaut und damit einem rigorosen Preisverfall in 2009 vorgebeugt. »Wir rechnen aufgrund dieser Erfahrungswerte damit, dass es nicht zu einem Preisverfall kommen wird – mit Ausnahmen, wie z.B. Speicherchips. Wenn sich der aktuelle Geschäftsrückgang verstärkt, wird vermutlich das gleiche Vorgehen wieder greifen«, so Meier. Derzeit dominiert aber nach Einschätzung von Meier noch eine abwartende Haltung – denn letztlich sei es noch nicht absehbar, wie schnell und in welche Richtung sich Lieferzeiten und Preise in diesem Jahr bewegen.


  1. Distribution 2012: Katerstimmung oder Business as usual?
  2. Thomas Klein, CEO Distribution, MSC-Gleichmann: »Mindestens 4 Prozent Umsatzwachstum«
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  5. Gerald Meier, Marketing Manager, Future Electronics Deutschland: »Wir erleben derzeit den Downturn unseres normalen Branchenzyklus«
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