Zukunftstechnologien

Wie technisch innovativ kann ein Distributor sein?

20. Juni 2012, 14:23 Uhr | Karin Zühlke
Karlheinz Weigel, Silica: »Die technische Innovation im R&D-Bereich ist die Kernkompetenz der Hersteller. Es wäre schon vermessen zu sagen, wir hätten Einfluss auf die Produktdefinition unserer Hersteller.«
© Silica

Was sich als »Leading-Edge«-Technologie in der Industrie-Elektronik durchsetzt, geht in vielen Fällen von der Consumer-Elektronik aus, und darauf hat ein Distributor erst einmal keinen Einfluss. Aber wenn es darum geht, solche Innovationen auch für das Industriesegment zugänglich zu machen, führt - fast - kein Weg an der Distribution vorbei, ist Karlheinz Weigl überzeugt, Vice President Zentral- und Osteuropa von Silica.

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Markt&Technik: Wie innovativ kann ein Halbleiterdistributor wie Silica aus technischer Sicht überhaupt sein?

Karlheinz Weigl: Natürlich geht die Innovation primär erst einmal vom Hersteller aus. Aber wenn es darum geht, Innovationen zu begleiten und zu »treiben«, dann sind wir als Halbleiterdistributor ein wichtiges und entscheidendes Glied in der Wertschöpfungskette. 

Wir müssen ständig ganz vorne am Puls der Technik sein und können uns nicht treiben lassen und darauf warten, bis eine Technologie den Markt erobert. Wir müssen die Intelligenz und die Ressourcen vorhalten, damit wir dem Kunden die Unterstützung bieten können, die er braucht, um seine Applikationen nach neuesten technischen »Standards« zu entwickeln.

Nehmen wir das Beispiel Lighting: Hier gibt es viele Kunden, die nicht unbedingt sehr vertraut sind mit dem Thema Elektronik: Welche Ansteuerung ist optimal? Welche Leistungselektronik liefert die besten Resultate? Solche Fragen müssen wir als Distributor beantworten können. Hier ist es wichtig, dass wir das vorherrschende Know-how im Bereich Licht durch unsere Halbleiterexpertise ergänzen und so Komplettlösungen vorschlagen können. Das erwarten die Kunden ganz einfach von uns.  

Was sind Ihrer Erfahrung nach die aktuellen Killer-Applikationen, die aus der Consumer-Welt in die Industrie überschwappen? 

Das sind kurz zusammengefasst Touch und Visualisierung, also beispielsweise die visuelle Erfassung und Anzeige von Maschinendaten. Dabei geht der Trend ganz klar zu Touch-Panel-Lösungen, stark orientiert an der gewohnten Bedienung von iPhone bzw. vergleichbaren Smartphones. Dies ist ein schönes Beispiel für einen Consumer-Trend, der mittlerweile auch aus der Industrie-Elektronik nicht mehr wegzudenken ist.

Welchen Einfluss haben Sie als Distributor auf die Produktentwicklung der Halbleiterhersteller? Viele Distributoren werben ja damit, dass sie Kundenanforderungen bei »ihren« Herstellern einbringen können.

Die technische Innovation im R&D-Bereich ist die Kernkompetenz der Hersteller. Es wäre schon vermessen zu sagen, wir hätten Einfluss auf die Produktdefinition unserer Hersteller. Die Halbleiter-Innovatoren haben ihre eigenen Teams, die Produkte im Hinblick auf die Marktanforderungen entwickeln. Natürlich gibt uns unser Verhältnis zu Kunden und Herstellern Möglichkeiten zum Info- und Erfahrungsaustausch.

In welcher Wertschöpfungsstufe gibt es dann überhaupt kundenspezifische Einflussmöglichkeiten?

Die Komplexität der Bausteine steigt kontinuierlich an, dadurch entwickelt sich im Prozessesorbereich der Trend in Richtung Module, weil diese eine schnelle effiziente und standardisierte Lösung bieten. Diese Module können kundenspezifisch ausgelegt sein, kommen dann aber eher von einem Systemintegrator oder Modulhersteller. Formfaktoren und Signalketten sind dabei vorgegeben - also standardisiert.  

Wie tief steigt Silica in die Entwicklung ein, um den Kunden bei neuen Technologien oder auch neuen Prozessor-Architekturen zu unterstützen?

Neue Prozessoren haben bekanntlich ihre Tücken. Speziell bei Muli-Core-Cortex-Designs wird es schwierig, das Hardware-Design auch softwareseitig richtig zu unterstützen. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für uns als Distributoren.

Als Teil unserer Core’n More-Initiative haben wir hier ein eigenes Team aufgebaut, das sich speziell damit beschäftigt, den Kunden - neben den reinen Hardwarelösungen - auch bei der Optimierung der sogenannten Toolchain und bei der Auswahl der entsprechenden Softwarepakete zu unterstützen. Zudem stellen wir dem Kunden konkrete Evaluierungstools vom Hersteller und aus eigener Entwicklung, wie das Xynergy Board, zur Verfügung.


  1. Wie technisch innovativ kann ein Distributor sein?
  2. Systemgedanke im Mittelpunkt

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