Die typischen Stückzahlen für das Bonden in Stutensee liegen bei etwa 500 bis 5000 per anno, im Einzelfall auch darüber. Möglich sind nach Auskunft von Hagenacker auch Stückzahlen von mehreren 10.000 Stück pro Jahr. Für sehr große Lose bestehe laut Federle aber nach wie vor die Möglichkeit, in Asien fertigen zu lassen: "Wir haben nicht den Anspruch, dass wir alles selber machen wollen. Aber bei den Projekten, für die wir in Europa Gläser sourcen, macht es Sinn, den Prozess hier zu haben."
"Dennoch", so Klaus Hagenacker, "bleiben Zulieferer aus Europa in diesem Segment aufgrund der großen Anzahl an Projekten weiterhin in unserem Fokus, denn es ist nicht unserer erklärtes Ziel, alle Bonding-Arbeiten in unsere eigene Fertigung zu ziehen - hierfür ist unsere Kapazität auch nicht ausgelegt. Wir wollen aber alle relevanten Prozesse selbst beherrschen."
Die neue Optical-Bonding-Dienstleistung richtet sich vorwiegend an den klassischen Industriekunden, beispielsweise der Industrieautomatisierung oder der Medizintechnik. Die von den Kunden definierten technischen Anforderungen sind hier in der Regel sehr hoch, und die Stückzahlen bewegen sich im höheren dreistelligen bis zum mittleren vierstelligen Bereich. Eine Fertigung in Asien ist für solche Lose daher nicht unbedingt lohnenswert. Um in Deutschland kostendeckend zu fertigen, läuft der neue Optical-Bonding-Prozess bei MSC Technologies vollautomatisch. Vorteile bringt das nach Auskunft von Federle auch für die Qualität: "Wir glauben, damit einen deutlich besseren Yield zu erzielen, weil wir keine Handarbeit haben." Menschenleer ist die Display-Fertigung natürlich dennoch nicht: Rund 30 Mitarbeiter sind in der Display-Fertigung in Stutensee beschäftigt, kümmern sich zum Beispiel um die Umrüstung der Anlage von einem Projekt auf das nächste, führen in einem separaten Reinraum Airgap Bonding durch oder haben andere Assemblierungsaufgaben. Das technische Wissen und die Erfahrung über die einzelnen Fertigungsstufen sind auch für den vollautomatischen Bonding-Prozesses ein Muss. Das betrifft beispielsweise die je nach Produkt unterschiedliche Einstellung und Programmierung der Maschine und die Optimierung der Taktzeiten.
Darüber hinaus spielen beim Optical Bonding auch die Auswahl und die Qualität des verwendeten Klebers eine große Rolle. Zum Einsatz kommt ein sehr viskoser Kleber von Henkel, der mit einer breiten Düse aufgetragen wird und laut Federle diverse Vorteile in der Verarbeitung mit sich bringt. Gefertigt wird unter Reinraumbedingungen.