Analyse von Siemens-Tochter Supplyframe

Index für Halbleiter und Stromversorgungen bleibt auf rot

10. Mai 2022, 11:02 Uhr | Karin Zühlke
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Laut Commodity Index von Supplyframe wird der Markt für aktive Komponenten schwierig bleiben. Von der analogen Stromversorgung über Standard-Logikbausteine bis hin zu ASICs und Sensoren stehen die Indikatoren durchweg auf Rot.

Geopolitische Unsicherheiten und die weitreichenden Auswirkungen des bewaffneten Konflikts in der Ukraine verschärfen zusammen mit der weltweiten Inflation und den wiederkehrenden COVID-19-Ausbrüchen die Situation auf dem Komponentenmarkt und stellen die angeschlagenen Lieferketten der Industrie weiter auf eine harte Probe. Das ist das Kernergebnis des aktuellen Commodity IQ, dem kontinuierlich aktualisierten Branchenüberblick von der Design-to-Source-Plattform Supplyframe. Supplyframe wurde 2021 von Siemens gekauft.

Dabei begann das zweite Quartal 2022 ähnlich wie das Erste endete: Die starke Nachfrage, die Auslastung der Produktionskapazitäten, die verlängerten Vorlaufzeiten und die steigenden Preise, die die meisten Bauteile belasten, hielten an – ohne Aussicht auf schnelle Besserung.

Der Informationsdienst von Supplyframe, der Quartalsprognosen beinhaltet und online kontinuierlich aktualisiert wird, gibt einen umfassenden Überblick über die Marktdynamiken in der Elektronikindustrie, wie zum Beispiel über Preisgestaltung, Vorlaufzeiten oder die Nachfrage von Komponenten.  

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick  

Für die nächsten vier Quartale wird der Markt für aktive Komponenten voraussichtlich weiterhin schwierig und zäh bleiben. Von der analogen Stromversorgung über Standard-Logikbausteine bis hin zu ASICs und Sensoren stehen die Indikatoren durchweg auf Rot. Bei passiven Komponenten ist die Dynamik nicht so stark eingeschränkt wie bei aktiven Bauteilen. Dies zeigt sich an der höheren Anzahl von gelb kodierten Prognosen für die meisten Unterkategorien mit Ausnahme von Frequenzgeräten und Widerständen.

Eine Besserung der Situation ist nicht abzusehen. Der Brancheninformationsdienst zeichnet ein pessimistisches Bild und geht davon aus, dass die Herausforderungen für die Lieferkette bis 2023 anhalten bzw. noch größer werden. Prognosen zufolge werden sich bis zum ersten Quartal 2023 mehr als 70 Prozent der Vorlaufzeiten verlängern. Im gleichen Zeitraum werden die Preise für analoge, komplexe Halbleiter (ASICs, MCUs, MPUs, PLDs), Flash-Speicher, nicht-keramische Kondensatoren, Widerstände und Standard-Logikbausteine bis auf wenige Ausnahmen voraussichtlich weiter steigen (+85 %). Für die meisten dieser Bauelemente werden auch die bereits erhöhten Vorlaufzeiten weiterbestehen oder sogar überschritten (+83 %).

„Falls jemand noch die leise Hoffnung hatte, dass wir bis Ende 2022 über den Berg sind: Das ist das leider nicht der Fall. Im Gegenteil: Krieg, Inflation und die anhaltende Pandemie verschärfen die Situation weiter. Die Elektronik-Lieferkette wird mit Sicherheit schwierige Monate erleben, da mehrere Indikatoren unverändert sind oder sogar in den roten Bereich fallen“, so Sascha Bütterling, Senior Director SaaS für die DACH-Region. „Daher müssen Unternehmen umdenken und herausfinden, wie sie mit diesen Engpässen umgehen und arbeiten können. Sie müssen neue intelligente Lösungen ergreifen und integrieren, um Gefahren besser zu umgehen und sie in Chancen umzuwandeln.“

Verfügbarkeit von Komponenten im Überblick

Zwischen dem vierten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2022 verzeichneten die meisten Bauteile einen bescheidenen Anstieg der Entwicklungs- und Produktionszahlen. Ausnahmen bildeten Kondensatoren (-18 %), PLDs (-13 %), Sensoren (-8 %), Oszillatoren (-2 %) und Signalbausteine (-1 %), deren Entwicklungszahlen sanken. Demgegenüber zog die Nachfrage nach der überwiegenden Mehrheit der Bauteile weiter an, wobei MCUs & MPUs den stärksten Anstieg verzeichneten (+11 %), gefolgt von Relais (+10 %).

Zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2022 verbesserten sich die Entwicklungs- und Produktionszahlen der meisten Komponenten, wobei Standard-Logikbausteine einen Anstieg von zwölf Prozent verzeichneten. Die einzigen Komponenten, die im gleichen Zeitraum einen Rückgang bei der Entwicklung verzeichnen, sind Steckverbinder (-15 %), Relais (-4 %), Oszillatoren (-2 %) und Signalgeräte (-1 %).

Bei der Nachfrage zeigt der Trend über die beiden Quartale hinweg weiterhin nach oben, und zwar stetiger als in früheren Ausgaben des Commodity IQ. Bemerkenswert ist, dass Signalbausteine (+30 %), Kondensatoren (+15 %) und Stromkreisschutzgeräte (+15%) im ersten und zweiten Quartal 2022 der größten Nachfragesteigerung entgegensehen.

Neue intelligente Lösungen können beim Risikomanagement helfen

Supplyframe ist eine Partnerschaft mit MetalMiner eingegangen, dessen Plattform MetalMiner Insights wertvolle Informationen über die Preisentwicklung auf dem Metallmarkt liefert. Der Commodity IQ enthält daher jetzt die monatlichen Preise, vorausschauende Analysen und Preisprognosen von MetalMiner für Basis- und Edelmetalle.
 
Des Weiteren veröffentlicht Supplyframe für die im Commodity IQ analysierten Elektronikbauteile gestaffelte, volumenbezogene Lieferzeiten. Diese Trends bei den Lieferzeiten basieren auf umfangreichen Daten von Tausenden von Hersteller-Teilenummern (MPNs) und Millionen von Datenpunkten. Sie geben den prozentualen Anteil der Hersteller-Teilenummern in jedem Bereich der Lieferzeiten an und werden vierteljährlich aktualisiert. Als weitere Verbesserung seines Angebots präsentiert Supplyframe die Entwicklungs- und Nachfrageindikatoren im Commodity IQ jetzt monatlich mit dreimonatigen Prognosen.

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