Interview mit Erich Brockard und Dr. Eckart Voskamp, EBV Elektronik:

Alle warten auf den großen Hack

26. August 2015, 11:22 Uhr | Frank Riemenschneider
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Was motiviert die Neueinsteiger, nicht auf ARM zu setzen?

Brockard: Der Preis. Der Unterschied ist nicht mehr sehr groß, aber zum 32-Bitter noch messbar. Wenn ein AVR8 „good enough“ ist, gibt es eben keinen ARM Cortex-M0+. Dazu kommt die Programmierbarkeit: Einen STM8 können Sie z.B. für eine kleine Schnittstelle in Assembler programmieren. Dazu verkaufen wir ja viel in Automotive, es gibt schlichtweg noch keinen Zero-Defect-Cortex-M-Controller. Klar ist aber, bei den Design-ins haben wir die Mehrzahl im Bereich Cortex-M.

Haben die Kunden keine Angst vor einem Dead End, also dass Hersteller Entwicklungen bzw. Produkte einstellen?

Brockard: Doch, die Angst ist definitiv da. Für Anwendungen, in denen Langzeitverfügbarkeit notwendig ist, lassen sich Kunden in der Regel diese vom Halbleiterhersteller zusichern.

ARM möchte ja im Automotive-Bereich zu TriCore und Power in Konkurrenz treten. Wie schätzen Sie den derzeitigen Erfolg ein? Funktionale Sicherheit ist ja auch ein komplexes Thema…

Brockard: Bei SIL2 und SIL3 derzeit schwierig. Da müssen Sie ja frühzeitig mit dem TÜV reden, und Hardware-Architekturen so zu bauen, dass Sie das zertifziert bekommen, ist nicht trivial.

Wie hilfreich sind die angebotenen Safety Packages der Halbleiterhersteller für Anforderungen der funktionalen Sicherheit?

Brockard: Ein erster Ansatz, aber sicher nicht die ganze Lösung. Da gibt es ja auch qualitative Unterschiede bei den Safety Packages.

Dann plaudern Sie doch mal aus dem Nähkästchen… Wie gut sind TI, Freescale & Co.?

Brockard: Wir haben mit Kunden auf unterschiedlichen Plattformen versucht, eine TÜV-Zertifizierung zu bekommen, SIL3 ist nur mit zusätzlichem Aufwand möglich, SIL2 ist möglich, und wir haben dann festgestellt, was geht und was nicht geht. Einige Halbleiter-Hersteller mussten dann nachbessern. Was man vermutlich unterschätzt hat, ist, dass ein Safety Package für Automotive nicht 1:1 für Industrie verwenden kann, z.B. weil SIL3 und ASIL D unterschiedliche Anforderungen an die Dokumentation haben.

Wie sehen Sie ARMs Position allgemein bei sicherheitskritischen Anwendungen?

Brockard: Schwierig. Cortex-R sehen wir wenig, dafür läuft z.B. Infineons Aurix sehr gut; obwohl der für Automotive designt und positioniert wurde, wird er mittlerweile auch gut in die Industrie verkauft.

Meine Herren, vielen Dank!

Erich Brockard
arbeitet beim Halbleiter-Distributor EBV Elektronik in Poing bei München. Als Director Application für Zentraleuropa ist er auf Industrie-Anwendungen fokussiert, so dass insbesondere auch die vernetzte Fabrik (Industrie 4.0) in seinem Blickpunkt steht. Als Brücke zwischen Chip-Herstellern und EBVs Kunden sieht sich Brockard nicht primär als Verkäufer, sondern Berater, um mit dem Kunden die beste technologische Lösung für dessen Anwendung zu finden. 
Dr. Eckart Voskamp
ist beim Halbleiter-Distributor EBV Elektronik als Direktor für das EBVchips-Programm verantwortlich. Dort betreut er neben den existierenden EBVchips-Produkten auch alle Neuentwicklungen des Programms und entscheidet damit über Projekte, die als sehr zukunftsorientiert und innovativ eingestuft werden.

  1. Alle warten auf den großen Hack
  2. Nach welchen Kriterien suchen Sie sich die Hersteller aus?
  3. Automotive ist ein gutes Stichwort. Das Geschäft ist ja Hersteller-getrieben, wo kann da ein EBV mitspielen?
  4. Gabriel sagt, „Industrie 4.0 muss jetzt mal auf den Hallenboden gebracht werden“…
  5. Wer von Ihren Mittelständlern soll denn das entwickeln?
  6. Was motiviert die Neueinsteiger, nicht auf ARM zu setzen?

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu EBV Elektronik GmbH & Co. KG

Weitere Artikel zu Distribution