Interview mit Erich Brockard und Dr. Eckart Voskamp, EBV Elektronik:

Alle warten auf den großen Hack

26. August 2015, 11:22 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Automotive ist ein gutes Stichwort. Das Geschäft ist ja Hersteller-getrieben, wo kann da ein EBV mitspielen?

Erich Brockard: Bei Tier-2- und Tier-3-Herstellern, z.B. Motorverstellung für Spiegel. Interessant ist aber, dass unsere Industrie-Kunden genau darauf achten, wohin die Reise geht, z.B. bei TSN ähnlich wie bei CAN, das ja auch ursprünglich für Automotive entwickelt wurde und dann in die Industrie Einzug gehalten hat.

Herr Brockard, nachdem vielleicht auch Sie nachts schon vom Internet der Dinge (IoT) träumen, möchte ich Sie fragen, mit wieviel vernetzten Geräten im Jahr 2020 Sie denn rechnen? Die Zahlen der Marktforscher werden ja immer abenteuerlicher…

Brockard: Ich berufe mich auf die Cisco-Zahlen, also 50 Mrd. Stück. Für mich im Vordergrund steht die Industrie und dass die Vernetzung bei unseren Kunden weiter fortschreitet.

Ich habe so den Eindruck, speziell mit Industrie 4.0 wird eine riesige Marketing-Sau durchs Dorf getrieben, die primär Paperware erzeugt. Die Technologien sind doch alle schon da! Ist das auch Ihre Wahrnehmung?

Brockard: Nein! Ich sehe in Zentraleuropa Industrie 4.0 als ganz wichtige Initiative an, nicht nur Deutschland, auch Italien oder Frankreich, da heisst es dann anders wie „Smart Factory“. Teilweise haben Sie Recht, man hat viel auf Standardisierung gesetzt, Papier erzeugt und Standards geplant. Bei Industrie 4.0 geht es um Sensorik, verteilte Intelligenz und Kommunikation. Es gibt Mikrocontroller basierend auf Cortex-M, die fast nichts mehr kosten, auch in den Bereichen Sensorik und Kommunikation hat sich viel getan, d.h. die Technologien sind da. Es hindert uns somit nichts, bereits heute intelligentere Produkte zu bauen, die zukünftig Industrie-4.0-kompatibel sind, die Daten erzeugen, die man irgendwann mit Big Data verarbeiten kann. Das ist ja das, was die Amerikaner mit dem IIC machen. Es gibt auch in Deutschland viele Firmen, die nicht so einen großen Wirbel machen, aber trotzdem schon tätig sind und entsprechende Produkte produzieren oder ihre eigene Produktion intelligent gemacht haben. Auch unsere Kunden.

Die haben auch Testbeds aufgebaut?

Brockard: Nicht im ganz großen Maßstab mit Big Data und Interkonnektivität vom Zulieferer bis zum Endkunden, aber im kleinen Bereich mit modularerer Konnektivität, so dass ich künftig über die Standard-Kanäle diese Daten verwenden kann.

Wo steht denn das IIC aus Ihrer Sicht?

Brockard: Ich habe mir ein Webinar angehört vom IIC, das waren alles Grundlagen, was man alles machen kann, wie man sich das vorstellt. Ich sehe keinen großen Vorsprung. Ich sehe da eher Prof. Jasperneite von der FH Lemgo und auch die TU München weiter vorne. Die reden wenig darüber, aber haben Testanlagen aufgebaut und steuern diese beispielsweise per TCP/IP mit drei verschiedenen Betriebssystemen über OPC UA, das ist schon beeindruckend.

Das „alte“ Industrie 4.0-Konsortium wurde ja auf der Hannover-Messe quasi beerdigt und ein Neustart ausgerufen…

Brockard: Ich nehme an, der Grund war, dass man auch gesehen hat, dass da primär Papier generiert wurde, und dass man jetzt sagt, wir brauchen pragmatischere Ansätze.


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