Autostudie 2020

Was Autofahrer in Deutschland bewegt

4. Mai 2020, 13:36 Uhr | Irina Hübner
37 % der Autofahrer von Verbrennern planen laut Autostudie 2020 den Umstieg auf einen alternativen Antrieb.
© obs/Targobank/Stockfotos-MG - stock.adobe.com

Für die Autostudie 2020 hat das Umfrageinstitut Forsa im Auftrag der Targobank mehr als 1000 Autofahrer in Deutschland befragt. Im Mittelpunkt standen Kriterien für den Kauf eines neuen Autos, die Einstellung der Autofahrer zu alternativen Antrieben sowie zu aktuellen verkehrspolitischen Maßnahmen.

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Ein Ergebnis der repräsentativen Studie war, dass auch 2020 alternative Antriebe bei den Verbrauchern weiter hoch im Kurs stehen, wenn es um den nächsten Autokauf geht. Das gilt insbesondere für den Hybridmotor, der für 23 % der Studienteilnehmer die erste Wahl beim Kauf eines neuen Autos darstellt. Im Vorjahr teilten diese Ansicht nur 17 % der Autofahrer. Grundsätzlich halten 73 % der Befragten Hybridfahrzeuge für einen guten Kompromiss aus geringer Umweltbelastung und Reichweite.

Während der Benziner nur noch für 29 % (Vorjahr: 43 %) der Befragten die erste Option ist, geht der Trend auch zu Lasten des Diesels, der von gerade noch 14 % (Vorjahr: 17 %) präferiert wird. Auch der Wasserstoffantrieb kann – auf niedrigem Niveau – in der Gunst der Autofahrer um 2 Prozentpunkte auf 6 % zulegen. Den reinen Stromer würden aktuell 8 % der Befragten wählen (Vorjahr: 6 %). Allerdings halten nur noch 49 % der Befragten Elektrofahrzeuge für umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. 2019 sagten das noch 57 % der Autofahrer.

Insgesamt plant mehr als jeder dritte Fahrer eines Verbrennungsmotors den Umstieg auf einen alternativen Antrieb.»Wie bereits in den vergangenen Jahren sehen wir einen steigenden Trend hin zu emissionsärmeren Antrieben. Da diese Alternativen zum Verbrenner in der Regel bei der Anschaffung kostenintensiver und noch nicht in relevanter Anzahl auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden sind, rechnen wir mit zunehmenden Finanzierungsanfragen«, sagt Markus Häring, Chef der Targobank Autobank.

Damit dieser Trend stabil bleibt, sei aber auch die Politik gefordert. Bund, Länder und Kommunen müssten stärker in eine flächendeckende Ladeinfrastruktur investieren. Aktuell sei das Angebot an Strom- oder Wasserstoffzapfsäulen schlicht nicht konkurrenzfähig.

Kontroverse Sicht auf innerstädtisches Tempolimit und Umweltspuren

Die Verkehrsbelastung in den Innenstädten wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Vor allem bezüglich der Luftqualität rückte das Thema Gesundheitsschutz verstärkt ins Blickfeld politischer Maßnahmen, zu denen beispielsweise Tempolimits und Umweltspuren zählen. Der Aussage »In Innenstädten sollte ein generelles Tempolimit von 30 km/h gelten.« stimmen 41 % der Studienteilnehmer zu, 58 % lehnen diese Aussage ab.

Wenn durch Tempolimits jedoch Fahrverbote aufgrund zu hoher Emissionswerte verhindert werden könnten, würden zwei Drittel der Befragten diese befürworten. Bei den Umweltspuren, die vielerorts als Lösungsversuch eingeführt wurden, sind sich die Befragten bundesweit uneins: Jeweils etwa die Hälfte halten sie für sinnvoll bzw. nicht sinnvoll. In Düsseldorf, wo diese Maßnahme seit ihrer Einführung immer wieder diskutiert wurde, halten zwei Drittel der Autofahrer Umweltspuren für nicht sinnvoll.

Höhere Bußgelder für Raser gefordert

Ebenfalls kontrovers wurde in den vergangenen Jahren das Thema Tempolimit auf Autobahnen diskutiert. Deutlich wird, dass die Akzeptanz für den deutschen Sonderweg sinkt. Mittlerweile wird von 62 % der Befragten ein generelles Tempolimit befürwortet, 2019 waren es noch 57 %. Im Durchschnitt halten Befürworter 130 km/h als Tempohöchstgrenze für angemessen. Damit einher geht der Wunsch, die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen anzuheben: 77 % der Studienteilnehmer sprechen sich dafür aus.

Auto bleibt unverzichtbar für den Weg zur Arbeit

Das Auto ist für viele Menschen nicht nur ein reines Statussymbol, sondern ein unverzichtbares Verkehrsmittel, um zu Arbeit zu gelangen. Drei von fünf Erwerbstätigen fahren laut Befragung immer mit dem Auto zur Arbeit, jeder Fünfte gelegentlich, nur 18 % können gänzlich darauf verzichten. Entsprechend verbreitet sind die Stauerfahrungen. Jeder Vierte steht mindestens einmal wöchentlich im Stau.

Als Alternative zum Auto gelten so genannte Job-Bikes. Diese bieten aktuell allerdings nur 15 % der Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern an. Während rund 50 % der Befragten von Job-Bikes bereits gehört haben, sind sie bei 34 % gänzlich unbekannt.

Sind E-Roller ein Gewinn für die innerstädtische Mobilität?

Im vergangenen Jahr ergänzte der E-Roller die Sharing-Palette in zahlreichen deutschen Großstädten. Obwohl sich mittlerweile mehrere Anbieter in dieser Mobilitätsnische tummeln, konnte das Angebot bei den Befragten noch keine nachhaltige Wirkung erzielen, eher im Gegenteil: Nur 2 % der Studienteilnehmer nutzen sie öfter, fast 90 % standen noch nie auf einem E-Roller.

Auch die Imagewerte fallen gemischt aus: Zwar sehen 44 % der Befragten die Roller generell als nützliches Fortbewegungsmittel und 28 % als Möglichkeit, den innerstädtischen Autoverkehr zu reduzieren. Gleichzeitig gelten sie vielen als gefährlich (77 %), werden als störend für das Stadtbild (67 %) oder grundsätzlich als nervig wahrgenommen (61 %).


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