Auch in diesen Tagen wird Krüger versuchen, gut Wetter in den USA zu machen. Spartanburg, das 40.000-Einwohnerstädtchen im US-Bundesstaat South Carolina, und die Nachbarstadt Greer leben von BMW. Fast vier Millionen Autos mit dem weißblauen Logo haben sie hier seit 1994 gebaut. Aktuell laufen täglich bis zu gut 1400 Autos der bei den Amerikanern so beliebten SUV-Stadtgeländewagen der BMW-X-Modellserie vom Band. 411.000 waren es letztes Jahr.
70 Prozent von ihnen hat BMW exportiert, rechnet Krüger gern vor.
Mitnichten baue der Konzern auf Kosten von US-Arbeitsplätzen seine Autos woanders und verkaufe sie dann in den USA, soll das heißen.
Dass aber über 60 Prozent der bisher in diesem Jahr in den USA verkauften Autos importiert wurden, steht auf einem anderen Blatt.
3er, 5er und 7er werden eben nicht in den USA gefertigt. Per Saldo sind die Münchener aber dennoch Exporteur.
Warum Trump sich gerade BMW vorgenommen hat, ist für die Münchener ein Rätsel. Wie umgehen mit diesem US-Präsident, der so unberechenbar scheint? Vor einigen Wochen blies er die Aufkündigung der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta ab. Wird stattdessen neu verhandelt, so Trump. Ob die angedrohte 35-Prozent-Strafsteuer für Autos aus Mexiko nun kommt – unklar.
In seinem im April vorgestellten Steuerkonzept spielte die von den Republikanern ins Spiel gebrachte Border Adjustment Tax, eine »Grenzsteuer« auf importierte Güter, keine Rolle. Aus Branchenkreisen der deutschen Autoindustrie heißt es, dass die US-Regierung durchaus konkrete Pläne dafür in der Schublade hat - und diese den Firmen auch schon präsentiert wurden, allerdings vor dem Konzept im April.
Die Sorge der Branche ist, dass Trump diese Importsteuer doch noch aus dem Hut ziehen könnte – um seine großzügigen Versprechen sinkender Unternehmenssteuersätze zu finanzieren. Allerdings, so glauben die Fachleute in den Konzernen, fehlen ihm dazu momentan die nötigen Stimmen im US-Senat.
Aber wer weiß, was ist, wenn der Präsident unter Druck gerät. Dass Trump bisher nur wenige Auto-Jobs zurückgeholt hat, wurde erst kürzlich wieder offenbar. Da kündigte Ford nach einigen Kehrtwenden an, den nächsten Ford Focus weder in den USA noch in Mexiko, sondern in China zu bauen.
BMW jedenfalls zeigt gern her, was sie in Spartanburg zu bieten haben. Zum Jubiläum werden ein US-Senator und der Gouverneur von South Carolina erwartet. Krüger hat auch Donald Trump eingeladen. Mit dessen Erscheinen wird allerdings nicht gerechnet.