Der Audi Standort Neckarsulm setzt als erstes Automobilwerk im Volkswagen-Konzern die RFID-Technologie zur Fahrzeugidentifikation durchgängig im gesamten Produktionsprozess ein und legt damit eine wichtige Grundlage für eine vollvernetzte Fertigung.
Bereits seit mehreren Jahren setzen Audi und auch andere Marken im Volkswagen-Konzern in Teilbereichen der Montage oder im Karosseriebau auf die RFID-Technologie zur Fahrzeugidentifikation. Als erstes Automobilwerk im Konzern setzen die Ingolstädter am Standort Neckarsulm diese Technologie nun jedoch gewerkeübergreifend und im gesamten Produktionsprozess ein. Dazu erhält jeder am Standort gefertigte Audi – vom A4 bis zum neuen e-tron GT – bereits beim ersten Fertigungsschritt im Karosseriebau einen RFID-Tag bestehend aus einem Chip und einer Antenne. Dieser wird am rechten Hinterwagen der Karosserie angebracht und begleitet jedes Fahrzeug von dort aus in die Lackiererei zur Montage bis hin zur Auslieferung. Die Chips enthalten eine Identifikationsnummer. Mithilfe eines Lesegeräts können so in den Produktionsbereichen wichtige Fahrzeuginformationen wie Karosserieform, Lackierung, Motorisierung und Ausstattung des jeweiligen Autos abgerufen werden. Damit wird unter anderem garantiert, dass jeder einzelne Audi so vom Band fährt, wie ihn sein neuer Besitzer zuvor beim Audi-Händler oder von zu Hause aus konfiguriert hat.
Bisher waren dafür unterschiedliche Technologien und teilweise auch Dokumente aus Papier im Einsatz, was eine Vernetzung aller Gewerke unmöglich machte. »Mit dem durchgängigen Einsatz der RFID-Technologie am Fahrzeug durch den gesamten Produktionsprozess schaffen wir als erster Hersteller überhaupt die Bereitstellung aller relevanten Daten mit einem einzigen Datenträger, vollkommen digital und in Echtzeit«, erklärt Christian Schmidt, verantwortlich für das Projekt im Rahmen der Digitalisierung von Produktion und Logistik am Standort Neckarsulm.
Neben den Produktionsbereichen Karosseriebau, Lackiererei und Montage profitieren auch weitere Bereiche vom durchgängigen Einsatz der Technologie. Beispielsweise nutzt auch die Fahrzeuglogistik den Datenträger zur Lokalisierung und Identifikation der Autos und sorgt so dafür, dass jeder Audi nach Fertigstellung an seinen neuen Besitzer ausgeliefert werden kann. Die Mitarbeiter können dabei von einer Drohne unterstützt werden, die die Fahrzeugversandflächen autonom überfliegt und alle dafür relevanten Daten einsammelt. Die RFID-Technologie ist eine wichtige Grundlage für eine vollvernetzte Fabrik und soll in den kommenden Jahren zum Standard in allen Gewerken der weltweiten Audi-Werke werden.
Seit dem Produktionsstart des e-tron GT Ende 2020 setzt der Autobauer darüber hinaus am Standort Neckarsulm – erstmals innerhalb des Volkswagen-Konzerns – ein RFID On Metal Tag (OMT) ein. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Datenträger, die sich eine ursprüngliche Schwäche der Technologie zu Nutze macht: Bisherige RFID-Datenträger dürfen nicht direkt an der Karosserie anliegen, weil diese die Kommunikation zwischen Tag und Lesegerät stört. Daher ist zwischen Karosserie und Tag ein Abstandhalter angebracht. Beim On Metal Tag fällt dieser Abstand weg. Der neuartige Datenträger nutzt den direkten Kontakt zwischen Fahrzeug und Tag zugunsten der Übertragungsqualität, indem die Karosserie des e-tron GT selbst als erweiterte Antenne genutzt wird. In Zukunft sollen OMT-Tags zum Standard bei der Produktion neuer Fahrzeugmodelle im gesamten Konzern werden.