Android wurde in dem Projekt auf eine automotive Hardware der Firma Freescale portiert. Das Herz der Hardware ist ein i.Mx51-SoC (System-on- Chip) mit einem Cortex-ARM8-Kern und einem OpenGL-ES-2.0-fähigen Grafikprozessor. Solche SoC-Lösungen mit ARM-Kern sind mittlerweile in jedem Smartphone zu finden und gelten als Standard. Der Hauptanteil der Portierung von Android auf diese Hardware bestand für die Lear-Entwickler im Wesentlichen aus der Adaption des Android-Linux-Kernels auf die Hardware. Ebenso war die Ent-wicklung diverser Treiber notwendig, um die Plattform vollständig in das Fahrzeug-Bordnetz integrieren zu können (Bild 2). Die Android-Plattform lässt sich über das orginal verbaute Bedienelement steuern. Gewöhnliche Android- Applikationen wurden nicht für eine Bedienung mittels eines Dreh-Drück- Controllers entwickelt. Es können sich daraus Einschränkungen in der Benutzbarkeit ergeben. Für viele Applikationen, wie z.B. den Internet-Browser, funktioniert die Steuerung dennoch problemlos. Eigens entwickelte Applikationen wurden auf das Bedienkonzept des Eingabeelements abgestimmt und sind nun im Fahrzeug erlebbar.
Dazu zählt z.B. ein Musik-Player mit Coverflow, der mit OpenGL realisiert wurde (Bild 3). Der Musik-Player greift auf ein Media Framework von Android zu. Die Musikausgabe wurde über den verbauten Lear-Hifi-Verstärker realisiert. Dazu war die Entwicklung eines speziellen Sound-Treibers für das Android- Linux notwendig. Die Texteingabe kann mit Hilfe eines eigens entwickelten Spellers erfolgen, der ebenfalls speziell auf den Dreh-Drück-Controller ausgelegt wurde. Die Internet-Verbindung wird derzeit über ein UMTS-fähiges Smartphone hergestellt. Beim so genannten Tethering fungiert das Smartphone als Datenmodem der Head-Unit. Beide Geräte sind über WLAN verbunden. Selbstverständlich wäre es möglich, dass die Head-Unit über ein integriertes UMTS-Modul eine Verbindung zum Internet herstellen könnte. So können nun während der Fahrt personalisierte Internet-Radio-Sender wie etwa LastFM als Live-Stream aus dem Internet bezogen und in Hifi-Qualität über das Sound-System ausgegeben werden. Gleichzeitig kann mit Hilfe von ortsbasierten Diensten (locationbased services, LBS) wie Google Places z.B. der kürzeste Weg zur nächsten Tankstelle angezeigt werden. Eine spezielle Anforderung an Head- Units ist eine schnelle Verfügbarkeit, wie sie etwa für Einparkhilfen benötigt wird. Da diese Anforderung für Smartphones eine untergeordnete Rolle spielt, musste im Prototyp der Aufstart-Prozess ebenfalls optimiert werden. Anpassungen wie diese sind nur aufgrund der Offenheit der Plattform möglich – auch Anpassungen oder Erweiterungen im Innersten des Systems können so implementiert werden.