Android im Auto

Mobiltelefon-Software-Plattform für automobile Anwendungen

14. Juni 2010, 14:46 Uhr | Von Oliver Müller und Gerd Schäfer
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mobilfunk-Hardware fungiert als Head-Unit

Überblick über die Architektur von Android.
© Lear

Android wurde in dem Projekt auf eine automotive Hardware der Firma Freescale portiert. Das Herz der Hardware ist ein i.Mx51-SoC (System-on- Chip) mit einem Cortex-ARM8-Kern und einem OpenGL-ES-2.0-fähigen Grafikprozessor. Solche SoC-Lösungen mit ARM-Kern sind mittlerweile in jedem Smartphone zu finden und gelten als Standard. Der Hauptanteil der Portierung von Android auf diese Hardware bestand für die Lear-Entwickler im Wesentlichen aus der Adaption des Android-Linux-Kernels auf die Hardware. Ebenso war die Ent-wicklung diverser Treiber notwendig, um die Plattform vollständig in das Fahrzeug-Bordnetz integrieren zu können (Bild 2). Die Android-Plattform lässt sich über das orginal verbaute Bedienelement steuern. Gewöhnliche Android- Applikationen wurden nicht für eine Bedienung mittels eines Dreh-Drück- Controllers entwickelt. Es können sich daraus Einschränkungen in der Benutzbarkeit ergeben. Für viele Applikationen, wie z.B. den Internet-Browser, funktioniert die Steuerung dennoch problemlos. Eigens entwickelte Applikationen wurden auf das Bedienkonzept des Eingabeelements abgestimmt und sind nun im Fahrzeug erlebbar.

Beispiel eines Coverflow, wie er prototypisch in einem Fahrzeug dargestellt wird.
© Lear

Dazu zählt z.B. ein Musik-Player mit Coverflow, der mit OpenGL realisiert wurde (Bild 3). Der Musik-Player greift auf ein Media Framework von Android zu. Die Musikausgabe wurde über den verbauten Lear-Hifi-Verstärker realisiert. Dazu war die Entwicklung eines speziellen Sound-Treibers für das Android- Linux notwendig. Die Texteingabe kann mit Hilfe eines eigens entwickelten Spellers erfolgen, der ebenfalls speziell auf den Dreh-Drück-Controller ausgelegt wurde. Die Internet-Verbindung wird derzeit über ein UMTS-fähiges Smartphone hergestellt. Beim so genannten Tethering fungiert das Smartphone als Datenmodem der Head-Unit. Beide Geräte sind über WLAN verbunden. Selbstverständlich wäre es möglich, dass die Head-Unit über ein integriertes UMTS-Modul eine Verbindung zum Internet herstellen könnte. So können nun während der Fahrt personalisierte Internet-Radio-Sender wie etwa LastFM als Live-Stream aus dem Internet bezogen und in Hifi-Qualität über das Sound-System ausgegeben werden. Gleichzeitig kann mit Hilfe von ortsbasierten Diensten (locationbased services, LBS) wie Google Places z.B. der kürzeste Weg zur nächsten Tankstelle angezeigt werden. Eine spezielle Anforderung an Head- Units ist eine schnelle Verfügbarkeit, wie sie etwa für Einparkhilfen benötigt wird. Da diese Anforderung für Smartphones eine untergeordnete Rolle spielt, musste im Prototyp der Aufstart-Prozess ebenfalls optimiert werden. Anpassungen wie diese sind nur aufgrund der Offenheit der Plattform möglich – auch Anpassungen oder Erweiterungen im Innersten des Systems können so implementiert werden.


  1. Mobiltelefon-Software-Plattform für automobile Anwendungen
  2. Mobilfunk-Hardware fungiert als Head-Unit
  3. Einfacheres Update möglich
  4. Hintergrund zu Android und dessen Architektur
  5. Java VM für Android

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