Pretended Networking als Alternative zum konventionellen Teilnetzbetrieb

Funktionen statt Steuergeräte abschalten

24. August 2012, 8:53 Uhr | Thomas Liebetrau
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Pretended Networking ohne Änderung der Fahrzeugarchitektur möglich

Die erste Implementierung von Teilnetzbetrieb bei einem deutschen Fahrzeughersteller wird bei Audi erfolgen und auf Partial Networking basieren, wie im Oktober 2011 auf dem VDI-Kongress „Elektronik im Kraftfahrzeug“ in Baden-Baden angekündigt wurde. Die gesamte Fahrzeugarchitektur in Hardware und Software ist entsprechend ausgelegt worden, spezielle Weckbotschaften werden verwendet. Die Verwaltung der inaktiven Knoten erfolgt hier dezentral, das heißt, jedes Steuergerät weiß zu jedem Zeitpunkt, welche der anderen Steuergeräte gerade inaktiv sind. BMW bevorzugt ebenfalls eine Implementierung auf Basis von Partial Networking, favorisiert dabei allerdings eine zentrale Verwaltung der Steuergeräte in einem Power Manager, der die Energiespar-Modi der Steuergeräte im gesamten Netzwerk steuert.
Dagegen ist eine erste Implementierung von Teilnetzbetrieb auf der Basis von Pretended Networking noch nicht angekündigt worden. Da hier eine Implementierung möglich ist, ohne die gesamte Fahrzeugarchitektur ändern zu müssen, eignet sich diese Art Teilnetzbetrieb besser zur Einführung in baureihenübergreifenden Fahrzeugplattformen der großen Volumen-Hersteller. Die Grundkonfiguration einer Plattform bleibt normalerweise erhalten, wenn eine neue Baureihe entwickelt wird. Teile der Elektronik werden neu entwickelt und gleichzeitig Steuergeräte aus früheren Modellen übernommen. Die Einführung von Teilnetzbetrieb unter diesen Randbedingungen wäre mit Partial Networking nur mit erheblichem Aufwand umsetzbar, während ECU Degradation und Pretended Networking eine transparente Migration erlauben. Diese Verfahren können auch in Steuergeräten verwendet werden, die nicht vollständig abgeschaltet werden dürfen, entweder aus Sicherheitsgründen oder aber um eine sehr geringe Aufweckzeit zu erreichen, z.B. für On-Board-Diagnose. Die Energieeinsparung ist dabei allerdings geringer.
Die lokale Absenkung der Taktfrequenz auf Modulebene in ECU Degradation greift nicht weit genug, um Energie zu sparen. Neue Mikrocontroller-Familien unterstützen eine Taktreduzierung von Rechenkernen bei unverändertem Takt an den Kommunikationsmodulen; diese Möglichkeit wird langfristig sicher auch bei der ECU Degradation übernommen werden.
Mittlerweile beobachten auch Fahrzeughersteller aus anderen Regionen sehr aufmerksam die Einführung von Teilnetzbetrieb in Deutschland. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dort erste Implementierungen erfolgen werden, der Zwang zur Senkung des Energieverbrauchs besteht ja weltweit. Welche der genannten Methoden dann aber verwendet werden, ist noch offen. Aus technischer Sicht ist auch eine gleichzeitige Nutzung von Partial Networking sowie ECU Degradation und Pretended Networking in einem Fahrzeug möglich.


  1. Funktionen statt Steuergeräte abschalten
  2. Teilnetzbetrieb in bestehende Netzwerke integrieren
  3. Pretended Networking ohne Änderung der Fahrzeugarchitektur möglich
  4. Der Autor:

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu INFINEON Technologies AG Neubiberg