Staatliche Förderung auf Französisch

Mit Sozialleasing aus der E-Auto-Krise

17. September 2024, 12:00 Uhr | Irina Hübner
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Wie lässt sich der Absatz von E-Autos am besten ankurbeln? Frankreich versucht es mit Sozialleasing – einem Lösungsansatz, der vor allem Geringverdienern zugute kommt.

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Ein Konzept »Made in France«

Auch angesichts wachsender Herausforderungen bezüglich Klimawandel und Mobilität testet Frankreich mit seinem Sozialleasing-Programm für Elektrofahrzeuge ein neuartiges Subventionierungsmodell: Das französische Sozialleasing richtet sich gezielt an geringverdienende Arbeitnehmende, die ein privates Fahrzeug für ihren Arbeitsweg oder ihre berufliche Tätigkeit benötigen. Bei Vertragsbeginn wird keine Anzahlung geleistet und die monatlichen Raten betragen zwischen 100 und 150 Euro. Gefördert werden ausschließlich Fahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb, deren Preis unter 47.000 Euro liegt.

Lokale Autoindustrie profitiert

Neben dem Preis werden auch die Fahrzeugmodelle eingegrenzt. Um die Auswahl nach objektiven Kriterien zu gestalten, hat Frankreich eine Formel gefunden: den »score environnemental«. Dieses Bonus-Malus-System bewertet unterschiedliche Umweltaspekte eines Fahrzeugmodells.

Ein wichtiger Faktor dabei ist der Produktionsstandort, um die CO2-intensiven Transportwege kurz zu halten. Liegt dieser zu weit von Frankreich entfernt, kann die notwendige Punktzahl für das Sozialleasing nicht erreicht werden. Durch diese Kriterien wird sichergestellt, dass die Fahrzeuge aus europäischer Produktion stammen. Neben den französischen Marken nehmen deshalb nur sehr wenige andere Unternehmen am Sozialleasing-Programm teil.

In Frankreich konnte bereits kurz nach der Einführung des Programms ein Anstieg der Verkaufszahlen für Elektroautos außerhalb des Premiumsektors verzeichnet werden.

Gezielte staatliche Förderung

Bereits das Wort Sozialleasing wirft unweigerlich die Frage nach den Kosten und der Finanzierung auf. Das Programm wird aus staatlichen Mitteln gespeist. Der französische Staat finanziert bis zu 27 % des Fahrzeugpreises. Da dieser nicht über 47.000 Euro liegen darf, ist der staatliche Zuschuss auf etwas weniger als 13.000 Euro pro Fahrzeug begrenzt. Die etwa 50.000 Haushalte, die bereits einen Sozialleasingvertrag abgeschlossen haben, werden den französischen Staat also um die 600 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hat Deutschland 2,4 Milliarden Euro für den Umweltbonus ausgegeben.

Win-Win für Umwelt und Konsumenten

Das französische Sozialleasing hat nach Einschätzung des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz das Potenzial, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Beschleunigung der Verkehrswende, Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, verbesserte Mobilität in ländlichen Gebieten, Unterstützung von Geringverdienenden und Förderung der eigenen Automobilindustrie. Um dieses Potenzial voll ausschöpfen zu können, müssten laut EU-Kommissar Thierry Breton allerdings mehr massentaugliche, also günstige, E-Autos angeboten werden.

Da es sich bei Deutschland und Frankreich um zwei vergleichbare Volkswirtschaften handelt, sähe das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz es als sinnvolle Maßnahme an, wenn Deutschland den französischen Vorstoß aufgreifen würde.

 


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