Prognose von Polestar und Rivian

Autoindustrie überschreitet 1,5-Grad-Ziel um mehr als 75 Prozent

8. Februar 2023, 9:35 Uhr | Irina Hübner
© TheDigitalArtist | pixabay

Polestar und Rivian haben einen Pathway Report in Auftrag gegeben, der zu dem Schluss kommt, dass die Automobilindustrie den 1,5-Grad-Pfad des Weltklimarats bis 2050 um mindestens 75 Prozent überschreiten wird – jedenfalls, wenn keine sofortigen Maßnahmen ergriffen werden.

Die beiden Unternehmen Polestar und Rivian haben den Bericht als Reaktion auf die Klimakrise initiiert.

Der von der Unternehmensberatung Kearney erstellte Bericht basiert auf frei zugängliche Daten, mit denen sich die aktuelle Entwicklung der von der Automobilindustrie verursachten Emissionen skizzieren lässt.

Auf Pkw entfallen derzeit 15 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen (THG). Der Weltklimarat appelliert, dass alle Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent gesenkt werden müssen. Nun weist der neue Report nach, dass die Automobilindustrie von diesem Ziel weit entfernt ist. Ohne sofortige Maßnahmen wird der Sektor demnach bereits bis 2035 sein gesamtes CO2e-Budget verbraucht haben.

Lösungsansatz: Neuausrichtung der Ressourcen

Trotz der düsteren Aussichten zeigt der Bericht einen Lösungsansatz auf. Die Automobilindustrie habe noch eine Chance, auf den richtigen Weg zu gelangen. Nur durch eine Neuausrichtung der Ressourcen und der Fokussierung kann die Branche die erforderliche Dynamik entwickeln, um das Pariser Abkommen einzuhalten.

Der Pathway Report konzentriert sich auf das aktuelle Jahrzehnt und skizziert unmittelbare, klare Maßnahmen, die Automobilhersteller bis 2030 ergreifen können, darunter auch einige, die sofort umsetzbar sind.

Drei wichtige Hebel

Die Daten legen einen Weg nahe, der auf drei wichtigen Hebeln basiert. Hebel 1 befasst sich mit der Geschwindigkeit, mit der Verbrennerfahrzeuge durch Elektroautos ersetzt werden müssen, weist aber darauf hin, dass dies allein längst nicht ausreichen wird. Für die Hebel 2 und 3 sind wesentlich mehr Anstrengungen erforderlich:

  • Ausbau erneuerbarer Energien in Stromnetzen
  • Verringerung der Treibhausgasemissionen in der Fertigungslieferkette

Das Betätigen von nur einem oder zwei Hebeln allein wird nicht genügen und lediglich die Überschreitung des Ziels verringern.

Automobilhersteller müssen gemeinschafltlich handeln

Gemeinsames Handeln der Automobilhersteller ist auf globaler Ebene bezüglich aller drei Parameter gleichzeitig erforderlich. Erstens muss die Branche den Übergang zu Elektrofahrzeugen beschleunigen, indem sie in Produktionskapazitäten investiert und ein festes Datum für das Ende des weltweiten Verkaufs von Autos mit fossilen Brennstoffen festlegt.

Zweitens muss die Versorgung der globalen Stromnetze mit erneuerbaren Energien ausgebaut werden, damit Elektroautos durch umweltfreundliches Laden ihr volles Potenzial entfalten können. Drittens müssen die Lieferketten für diese Fahrzeuge durch Umstellung auf kohlenstoffarme Materialien und Investitionen in Lösungen für erneuerbare Energien dekarbonisiert werden.

Die Klimakrise ist eine gemeinsame Verantwortung

Fredrika Klarén, Head of Sustainability bei Polestar, erklärt: »Automobilunternehmen mögen unterschiedliche Wege gehen, wenn es um Marken-, Design- und Geschäftsstrategien geht. Einige wollen nicht einmal einsehen, dass der Weg in die Zukunft elektrisch ist. Ich bin davon überzeugt, dass dies der Fall ist. Die Klimakrise jedoch ist eine gemeinsame Verantwortung und wir müssen über die reinen Abgasemissionen hinausblicken. Dieser Bericht macht deutlich, wie wichtig es ist, sofort und vor allem gemeinsam zu handeln. Untätigkeit hat ihren Preis. Gleichzeitig sehen wir auch eine finanzielle Chance für Innovatoren.«

Der Bericht von Kearney wurde auch an einige der weltweit führenden Automobilhersteller weitergeleitet, gemeinsam mit einer Einladung zu einem Round Table. Dieses fand Ende Januar statt, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Ziel ist es, die Kehrtwende einzuleiten und so einen Weg zu beispiellosen, relevanten und kollektiven Klimaschutzmaßnahmen für die Automobilindustrie zu finden.

Anisa Costa, Chief Sustainability Officer von Rivian, ergänzt: »Die Ergebnisse des Berichts sind ernüchternd. Wir hoffen, dass er den Grundstein dafür legt, dass die Automobilindustrie zusammenarbeitet, um den Fortschritt in dem erforderlichen Tempo und Umfang voranzutreiben – und im Idealfall andere Branchen dazu inspiriert, dasselbe zu tun. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam das Rennen gegen die Zeit noch gewinnen können.


Das könnte Sie auch interessieren

Verwandte Artikel

Polestar Automotive Germany GmbH