Der BMW X6 mit dem viel versprechenden Namenszusatz ActiveHybrid ist mit einer Systemleistung von 485 PS (357 kW) das stärkste Serienfahrzeug, dass auch von einem Elektromotor angetrieben wird. Ist die in 2,5 t Lebendgewicht verpackte Hybridtechnologie aber ausreichend, um von einem energieeffizienten Fahrzeug zu sprechen?
Bereits auf den ersten Blick fragt man sich, ob der X6 ActiveHybrid überhaupt ein energieeffizientes Auto sein will. Ist der konventionell angetriebene X6 schon kaum zu übersehen, so wirkt die Hybridvariante noch bulliger. Grund dafür ist bekanntermaßen die Leistungselektronik, die aus Platzgründen über dem Motor platziert werden musste und so der Motorhaube einen charakteristischen Buckel aufzwängt.
"Die Faszination der Effizienz" liest man in den Presseunterlagen zum X6 ActiveHybrid. Faszinierend ist aber weniger die Energieeffizienz: Während des gesamten Tests von gut 1.000 km pendelte sich der Verbrauch bei ziemlich genau 14 l pro 100 km ein - ohne Rennstrecke oder Hochgeschwindigkeitsetappen. Das ist relativ betrachtet sicher ein exzellenter Wert, absolut betrachtet verdient man damit aber auch nicht unbedingt ein Öko-Siegel.
Faszinierender ist vielmehr der Aufwand, den die zugegebenermaßen findigen BMW-Entwickler in den Antriebsstrang gesteckt haben. Dieser besteht aus dem mit GM und Daimler entwickelte Two-Mode-Hybrid-System sowie aus einem V8-Benzinmotor mit zwei Turboladern. Das "Advanced Hybrid System"-Getriebe wiederum beherbergt die beiden Elektromotoren, von denen einer v.a. beim Anfahren als Traktionsmotor dient und der andere als Anlasser für den Verbrennungsmotor sowie als Generator zur Energierückgewinnung agiert. Das Getriebe basiert auf dem Prinzip eines stufenlosen "Electric Continuously Variable Transmission"-Getriebes und nutzt drei Planetenradsätze sowie vier Lamellenkupplungen um die Antriebe situationsgerecht zu koppeln. Im Heck sitzt die 2,4 kWh große NiMH-Batterie, von der allerdings nur 1,4 kWh genutzt werden und die in den Klimaanlagenkühlkreislauf integriert wurde.
Gott sei Dank, so könnte man resümieren, merkt man von diesem Aufwand wenig. Die 2,5 t setzen sich auch rein elektrisch sehr behände in Bewegung, bevor bei spätestens 60 km/h ruckfrei und nur akustisch wahrnehmbar der Verbrennungsmotor zuschaltet; auch dessen Abschalten vernimmt man als Fahrer nur am Rande.
Auch wenn sicherlich ein Teil der fast 500 Pferdestärken in den Tiefen des zumindest etwas gewöhnungsbedürftigen ECVT-Getriebes "versackt", bleibt noch genügend Leistung übrig, um das Dickschiff in knackigen 5,6 s auf 100 km/h zu bringen. Der Antrieb und auch das Bremssystem vermögen die Pfunde des X6 weitgehend zu verschleiern (lediglich die Höchstgeschwindigkeit von knapp 240 km/h ist für diese Leistungsklasse etwas dürftig), die Querdynamik lässt allerdings die Grenzen der Physik noch deutlicher im Blickfeld des Fahrers erscheinen, als das exzellente Head-Up-Display die Geschwindigkeitsangabe.
Letztlich bleibt dies wohl das Manko des X6 ActiveHybrid: Energieeffizienz ist ohne Leichtbau nicht machbar, auch wenn die Hybridfunktionen und Betriebsstrategien noch so ausgefeilt implementiert werden.