Fahren mit Anhänger

ESP und Antischlingersysteme tragen zu mehr Sicherheit bei

3. September 2024, 13:21 Uhr | Irina Hübner
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Die Zahl der zugelassenen Anhänger steigt kontinuierlich, mittlerweile sind hierzulande 8,4 Millionen Hänger registriert – davon 756.000 Wohnwagen. Das Fahren mit Anhänger ist vor allem für ungeübte Fahrer eine Herausforderung, doch Stabilisierungssysteme können die Sicherheit deutlich erhöhen.

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Ein Gespann reagiert empfindlicher auf Seitenwind und Spurwechsel als ein einzelnes Fahrzeug, was häufig zu gefährlichem Aufschaukeln führen kann. Der ADAC hat im Testzentrum Mobilität in Penzing drei Stabilisierungssysteme für Anhänger getestet.
Reibbeläge im Kugelkopf der Deichsel, die das Schlingern teilweise unterdrücken, sind schon seit Jahrzehnten üblich. Bei neueren Fahrzeugen verfügt auch das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) häufig über eine spezielle Anhängererkennung, was allerdings für den Verbraucher nicht immer deutlich ersichtlich ist.

Der ADAC fordert die Hersteller auf, die Gespann-Erkennung im Pkw serienmäßig zu verbauen – unabhängig davon, ob eine Anhängerkupplung ab Werk verbaut ist oder nicht. Außerdem gibt es spezielle Antischlingersysteme, die in kritischen Situationen automatisch die Bremsen des Anhängers aktivieren und damit die Fahrsicherheit erheblich erhöhen. Neben dem ESP haben die ADAC Experten drei Antischlingersysteme von AL-KO, BL-Trading und Knott getestet.

Zugfahrzeug-ESP kann Aufschaukeln unterbinden

Die Tests haben gezeigt, dass bereits ein gutes Zugfahrzeug-ESP ein Aufschaukeln rechtzeitig unterbinden kann. Die drei untersuchten Antischlingersysteme heben das Sicherheitsniveau allerdings noch einmal deutlich an. Alle drei Systeme konnten das typische Schlingern eines Anhängers wirksam verhindern. Den herausfordernden Spurwechsel- beziehungsweise Ausweichtest bestanden dagegen nicht alle Systeme.
Die grundsätzliche Funktionsweise ist bei allen Systemen gleich: Das System erkennt die Anhängerbewegungen und betätigt dessen Bremse, wenn es die Situation als kritisch einschätzt.

Testsieger ist das System ATC 2.0 von AL-KO, das keinerlei Schwächen zeigt: Es ist sauber verarbeitet und regelt in allen Testszenarien zuverlässig. Auch das LEAS-System von BL-Trading konnte bei den Fahrversuchen überzeugen, hat aber qualitative Schwächen in der Verarbeitung. Das ETS Plus von Knott landet auf dem letzten Platz, weil es beim Ausweichtest zu spät eingegriffen hat.

Verbrauchertipps für Kauf, Einbau und Beladung

  • Beim Kauf auf die Kompatibilität der Systeme achten: Das Knott-System passt zu Knott- und AL-KO-Achsen, das System von AL-KO wiederum passt nur an AL-KO-Achsen. LEAS von BL-Trading funktioniert mit allen Achsen.
  • Fachgerechter Einbau: Der Einbau von Stabilisierungssystemen sollte nur dann selbst vorgenommen werden, wenn ausreichende Kenntnisse über die Wirkungsweise einer Anhängerbremse vorhanden sind. Ansonsten sollte eine Fachwerkstatt beauftragt werden.
  • Positionierung der LEDs: Die Status-LEDs von Knott und AL-KO sollten an der Vorderseite des Caravans angebracht werden, damit sie im Rückspiegel des Zugfahrzeugs sichtbar sind.
  • Korrekte Beladung und Gewichtsverteilung: Der Anhänger sollte so beladen werden, dass die Stabilität bringende Stützlast möglichst exakt am erlaubten Maximum liegt. Selbst das beste System kann eine zu geringe Stützlast nicht ausgleichen.
  • Geschwindigkeit reduzieren: Gerät ein Anhänger ins Schlingern, sollte das Lenkrad ruhig gehalten und behutsam gebremst werden. Besondere Vorsicht ist beim Überholen von Lkw, auf Brücken und bei Wind geboten. Eine reduzierte Geschwindigkeit hilft, die Schleudergefahr zu minimieren.

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