Schwerpunkte
24. November 2020, 11:37 Uhr | Irina Hübner
Im derzeitigen Teil-Lockdown bleiben viele Menschen weiterhin mobil – jedenfalls mehr als im März. Doch auf die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel versuchen viele zu verzichten. Der Grund ist die Angst vor Ansteckung.
Auch während des Teil-Lockdowns im November, der wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verhängt wurde, sind die Auswirkungen auf die Mobilität spürbar. Sie fallen aber deutlich geringer aus als während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Das sind die Erkenntnisse einer zweiten Umfrage zur individuellen Mobilität in der Corona-Krise, die der ADAC im November durchgeführt hat. Dabei wurden 2061 Personen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse der Befragung zur Mobilität in der ersten Lockdown-Phase hatte der Club im April dieses Jahres vorgestellt.
Der ADAC wollte herausfinden, wie die Menschen in ihrem Mobilitätsverhalten auf die Gefahren durch Corona reagieren und ob sich daraus langfristige Veränderungen ergeben. So ist der Anteil an Personen, die an fünf Tagen zu ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz fahren, von 32 % im Frühjahr auf jetzt 48 % gestiegen. Vor Corona waren es 66 %.
Während beim ersten Lockdown noch 39 % das Haus für die Arbeit gar nicht mehr verlassen haben, sind es in der aktuellen Situation nur 15 %. Ihre Einkäufe erledigen aktuell 64 % nur noch an einem oder zwei Tagen pro Woche. Vor der Krise waren dies nur 40 %, beim ersten Lockdown noch 70 %.
Daneben wollte der ADAC von den Teilnehmern der Umfrage wissen, welches Verkehrsmittel sie für welchen Zweck nutzen. Für den Weg zur Arbeit nutzen demnach 59 % überwiegend das Auto – genauso viele wie vor Corona und 5 % mehr als beim ersten Lockdown.
Auch das Vertrauen in die öffentlichen Verkehrsmittel ist wieder etwas größer geworden. Vor Corona nutzten 19 % überwiegend Bus, Tram, S- und U-Bahn. Während des ersten Lockdowns waren es nur noch 7 % und aktuell liegt die Zahl der ÖPNV-Nutzer bei 12 %.
Im Vergleich zu der Zeit vor der Krise fahren laut ADAC-Umfrage 18 % nicht mehr mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Weitere 21 % gaben an, die öffentlichen Verkehrsmittel weniger zu nutzen. 18 % nutzen derzeit das Auto häufiger als früher, 13 % das Fahrrad und 25 % gehen mehr zu Fuß.
Eine größere Rolle für das seltenere Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel spielte für 53 % die Angst vor einer Infektion, für 48 % die Überfüllung der Verkehrsmittel und für 23 % die Arbeit im Homeoffice.
Zusätzlich wurden die Teilnehmer der Studie befragt, wie stark sie sich bei unterschiedlichen Tätigkeiten von einer Ansteckung bedroht fühlen. Sehr hoch wurde die Gefahr bei der Fahrt in Bus und Tram eingestuft (51 %), dicht gefolgt mit 50 % die Fahrt in Zügen, S- und U-Bahn. Als am geringsten wird das Ansteckungsrisiko beim Spaziergang angesehen: Nur jeder Zwanzigste wähnt sich dabei in Gefahr.
Nachdem im Frühjahr noch 26 % die geringere und eingeschränkte Mobilität als Belastung empfunden hat, waren es jetzt nur noch 19 %. Und knapp die Hälfte der Befragten fühlt sich durch die Beschränkung nur in geringem Maße belastet. Etwas mehr als die Hälfte zeigt sich zudem optimistisch, was die Dauer der Pandemie betrifft: Sie glauben, dass Corona nur noch ein Jahr unser Alltagsleben beeinflussen wird. Fast jeder Dritte rechnet noch mit zwei bis fünf Jahren dauernden Einschränkungen, etwa jeder Zehnte geht von noch längerer Zeit aus.