Inwieweit, wo und aus welchen Gründen setzen deutsche Unternehmen IIoT bereits ein? Was investieren sie und was versprechen sie sich davon? Eine Studie von relayr und forsa gibt Auskunft.
Die Notwendigkeit einer digitalen Transformation der deutschen Industrie ist im letzten Jahr aus vielen Perspektiven diskutiert worden. In einer gemeinsamen Studie haben relayr als IIoT-Spezialist und forsa als eines der führenden Marktforschungsinstitute Deutschlands die Entscheider verschiedenster Industrieunternehmen zu ihrem individuellen Transformationsprozess befragt. Die Studie zeigt: Die Transformation ist in vollem Gange, und für die deutsche Industrie ist die entscheidendste Technologie eindeutig das industrielle Internet of Things – vor Big Data, künstlicher Intelligenz und Blockchain. Bei der Implementierung von IIoT befinden sich viele Unternehmen bereits in einer Phase der Ausführung und Überprüfung der Maßnahmen. Die Studie bietet daher auch spannende Einsichten, wie das IIoT genutzt wird, welche Erfahrungswerte die Entscheider bisher sammeln konnten und wie sie den Erfolg ihrer Projekte und Investitionen rückblickend bewerten.
Mitten im Transformationsprozess
Die deutsche Industrie befindet sich inmitten der digitalen Transformation. 94 Prozent der Entscheider sehen ihr Unternehmen aktuell im Prozess der digitalen Transformation. Auch mit Blick auf den jeweiligen Markt, in dem sich die Unternehmen verorten, beobachten 77 Prozent der Entscheider eine fortschreitende Digitalisierung oder gar »eine neue Phase der industriellen Revolution«. Die hauptsächliche Antriebsfeder für diesen Wandel sehen 90 Prozent im weltweiten Wettbewerb, der für stetigen Innovations- und Optimierungsdruck sorgt. Er macht es erforderlich, sich schnell und regelmäßig anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Tatsache, dass Waren und Technologien sich im globalen Wettbewerb immer mehr ähneln und daher insbesondere ihr Preis eine immer entscheidendere Rolle spielt, hielten mehr als die Hälfte (56 Prozent) für einen weiteren wesentlichen Faktor und Treiber für Transformationsprozesse.
Wo stehen die Unternehmen im Transformationsprozess?
14 Prozent der befragten Unternehmen stehen noch ganz am Anfang, in einer Phase der Datenerhebung und -analyse. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) befindet sich in einer Phase der Maßnahmenplanung. Der größte Teil der Befragten (34 Prozent) ist bereits ein Stück weiter vorangeschritten und ordnet sich in der Erprobung und des praktischen Ausprobierens von Maßnahmen und des Überprüfens ihrer Wirksamkeit ein. Deutlich weniger Unternehmen (19 Prozent) befinden sich schon in einer gereifteren Phase der Umsetzung, in der die Maßnahmen bereits gefestigt sind. Hier zeichnet sich ein deutliches Bild des Fortschritts der deutschen Industrie ab in Stadien des Planens, Testens und Analysierens.
IIoT als Schlüsseltechnologie
Nach der Bedeutsamkeit der zentralen Technologien IIoT, künstliche Intelligenz, Blockchain und Big Data für ihren Transformationsprozess befragt, sprechen die Entscheider eine deutliche Sprache: IIoT wird von zwei Dritteln der Unternehmen als »wichtig« bis »sehr wichtig« eingeschätzt und setzt sich somit gegen Big-Data-Technologien (46 Prozent) und künstliche Intelligenz (36 Prozent) durch. Blockchain-Technologien werden im Vergleich nur von 10 Prozent der Industrieunternehmen als »wichtig« bis »sehr wichtig« bewertet. Die deutsche Industrie setzt bei ihrer Digitalisierung also allem voran auf das industrielle Internet of Things.
IIoT ist angekommen
49 Prozent der Unternehmen nutzen IIoT-Technologien zum Zeitpunkt der Befragung bereits. Die meisten Unternehmen haben kein exaktes Ziel definiert, sondern gehen die IIoT-Projekte eher explorativ an. 44 Prozent von ihnen befinden sich zum Zeitpunkt der Befragung mitten in der Implementierungsphase, je ein gutes Viertel der Befragten entweder noch in einer Pilotphase oder hat ihr IIoT-System bereits vollständig in die internen Arbeitsprozesse integriert. Die meisten Unternehmen setzen die Technologie sogar bereits seit drei bis fünf Jahren ein (39 Prozent) oder sind erst vor ein bis zwei Jahren (35 Prozent) damit gestartet. Wer bereits IIoT einsetzt, hängt dabei stark von der Unternehmensgröße ab. Je größer das Unternehmen nach Mitarbeiterzahl, desto höher die Rate derer, die die Technologie bereits nutzen. So sind dies in Unternehmen mit unter 250 Mitarbeitern nur 31 Prozent, während es bei 500 oder mehr Mitarbeitern ganze 64 Prozent sind.
Erfüllung grundlegender Unternehmensbedürfnisse
Die Entscheider sehen IIoT als Grundlage für Verbesserungsmöglichkeiten in mehr als zehn für ihr Unternehmen relevanten Bereichen. Als Hauptmotivation für den Einsatz werden Prozessoptimierung (24 Prozent), Effizienz (18 Prozent) sowie Anforderungen des Auftraggebers oder Marktes (17 Prozent) oder ganz generell Modernisierung (15 Prozent) benannt. Auch eine Steigerung der Produktqualität, Liefertreue und schlussendlich der Kundenzufriedenheit sind vielfach genannte Gründe für die Nutzung von IIoT. Für einen Teil der Unternehmen eröffnet das IIoT darüber hinaus die Möglichkeiten zur Erschließung gänzlich neuer Kundengruppen oder Märkte. Letztendlich steht hinter den genannten Gründen das grundsätzliche Bedürfnis der Unternehmen, den sich wandelnden Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben.