Wie beurteilen Sie die Käufe in der Industrie, insbesondere Analog Devices und Linear Technology? Bekommen Sie jetzt Angst?
Jeder Kauf oder Merger bedeutet erstmal Disruption für ein Unternehmen. Mit unserer gefestigten Marktposition sehen wir sogar neue Möglichkeiten, Marktanteile zu gewinnen.
Sie haben da ja Erfahrungen mit National Semiconductor 2011.
Ja, das lief richtig gut, besser als wir erwartet haben. Allerdings war der Prozess alles andere als einfach. Diese Erfahrungen werden auch andere machen.
Wie sieht es mit Ihrer Fertigungsstrategie aus? Im Bereich Embedded treiben Sie die Entwicklungen Richtung Moores Law nicht mehr weiter, anders sieht es aber im Analogbereich aus.
Ja, neben unserer ersten 300-mm Analog-Fab ist eine zweite 300-mm-Fab im Entstehen, ebenfalls für Analog. Wir sehen klare Vorteile einer Inhouse-Fertigung, allerdings haben wir mit vier Prozent unseres Umsatzes auch ein klares Ziel, was die Investitionen in die Fertigung angeht. Diese Zielgröße haben wir erreicht, u. a. haben wir von dem Qimonda-Deal sehr profitiert [siehe auch: http://bit.ly/2mPLaQe Anmerkung Red.], wir schauen immer, wo bekommen wir Fab-Equipment zu günstigen Preisen.
Sie produzieren jetzt bereits seit 50 Jahren in Freising bei München, wird dort auch noch weiter investiert?
Sicher stehen wir im internationalen Wettbewerb, wir müssen in der Fertigung innovativ sein, um die Kostennachteile in Europa zu kompensieren. Nehmen Sie als Beispiel autonome Roboter oder Smart-Glasses, über die man sich das Einfliegen eines Experten ersparen kann. Wir sind einerseits Enabler von Industrie 4.0, setzen aber selbst in der Fertigung schon heute auf diese Konzepte.
Die Subventionspolitik der EU ist für die hiesige Halbleiterindustrie im weltweiten Vergleich grauenvoll, trotz 1,7 Mrd. Euro von der deutschen Regierung für die nächsten vier Jahre. Partizipiert TI von diesen Geldern?
Gehen Sie davon aus, dass wir als großer Arbeitgeber in dieser Region im ständigen Austausch mit der Politik stehen und uns das sehr genau anschauen. Wir brauchen natürlich einen Sweet-Spot, man wird nicht neue Investitionen tätigen, nur weil es politische Unterstützung gibt. Die Förderung muss in unsere Strategie passen.
Herr Schwaiger, vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit!