Digitalisierung von Fertigungsprozessen

Fünf Erfolgsfaktoren für nahtloses PLM

21. Oktober 2021, 12:47 Uhr | Autor: Gerhard Knoch, Redaktion: Ute Häußler
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

User Interfaces, Apps & Multi-CAD plus ERP

4) User-Interfaces & Apps

Damit unterschiedliche Abteilungen und Mitarbeitergruppen mit einem PLM-System arbeiten und dieses gut annehmen, muss es einfach und flexibel bedienbar sein. Schlüssel dazu sind leicht anpassbare User Interfaces und die Bereitstellung von PLM-Funktionalitäten über Apps. Über anwendungsspezifische Designs sollten zudem nur die für den jeweiligen Einsatzzweck relevanten Elemente und Oberflächen sichtbar sein. Eine Anwenderin in der Qualitätssicherung wird ihre PLM-Oberfläche anders dargestellt bekommen als der Entwicklungsingenieur, der viel mit CAD-Programmen arbeitet. Die User Interfaces müssen sich flexibel konfigurieren lassen, je nach Bedarf, Anforderung und Einsatz.

In einer smarten Produktion müssen PLM-Funktionen auch mobil, bestenfalls über Apps bedienbar sein. Mobile Anwendungen haben über die private Nutzung von Apps auf Smartphone und Tablet einen neuen Standard an intuitiv benutzbarer Software geschaffen. Geschäftliche Applikationen werden nur dann wirklich erfolgreich eingeführt, wenn die User Experience dem bekannten Standard von mobilen Anwendungen entspricht – oder mindestens sehr nahekommt. PLM-Anwender früherer Tage erinnern sich noch an überfrachtete und kompliziert zu bedienende Software. Sie ist dafür verantwortlich, dass Prozesse stocken. Mit einer App dagegen lassen sich dezidierte Aufgaben auf dem Desktop oder auch mobil erledigen – ganz ohne den restlichen PLM-Überbau.

Eine Anwendung aus der Fertigungspraxis: Die Arbeitsprozesse im Qualitätsmanagement lassen sich beispielsweise mit einer App nicht nur digitalisieren, sondern auch deutlich beschleunigen. Insbesondere Unternehmen, welche die physische Herstellung von Komponenten, das Zusammenschweißen von Bauteilen oder Ähnliches an externe Fertiger auslagert haben, müssen ihre Qualitätsstandards permanent überprüfen. In der Vergangenheit füllten die QM-Beauftragten am Ort der konkreten Produktion umfangreiche Checklisten in Papierform aus, scannten diese ein, schickten sie zum Stammwerk und ließen diese dort in das PLM-System einpflegen. Dementsprechend dauerte es immer eine Weile, bis aus dem System heraus der nächste Produktionsschritt gestartet werden konnte. Heute können diese Checklisten direkt über eine App am Tablet abgehakt werden.
Eine PLM-App hat optimalerweise verschiedene Checklisten-Dokumenttypen zur Vorauswahl angelegt. Sie dienen als Vorlage und Suchkriterium zugleich und können innerhalb des PLM-Systems ergänzt oder um vorhandene Felder reduziert werden. Ein bestehendes Papierformular kann so auch elektronisch nachgebaut werden und überträgt via App die am Produktionsstandort ausgefüllten Checkdaten mitsamt der vor Ort erstellten Fotos zurück in die PLM-Plattform im Stammwerk – in Echtzeit.

5) Multi-CAD-Fähigkeit und ERP-Integration

Das fünfte Erfolgskriterium für ein modernes PLM-System ist die Fähigkeit zur Referenzierung, Verknüpfung und einem durchgängiges Artikelmanagement. Auf die reinen Datenverwaltungs-Tools der CAD-Software zu vertrauen ist schon deshalb nicht empfehlenswert, weil viele Konstruktionsabteilungen mit Softwareprodukten mehrerer Hersteller arbeiten. Eine PLM-Anwendung muss daher Multi-CAD-fähig sein, sowohl im mechanischen Bereich als auch im Bereich von Software und Elektrotechnik mit echten Integrationen in die Systeme. Integrationen in CAD- und ERP-Systeme bedeutet, dass Artikelstammdaten, Produktstrukturen (Baugruppen), Stücklisten sowie Dokumente aus Mechanik-, Elektro- und Elektronik-Entwicklung automatisiert vom CAD- an das ERP-System gegeben werden können. Dort fließen die Stücklisten aus der Mechanik und Elektrotechnik in einer gemeinsamen mechatronischen Stückliste zusammen.

Der nächste Entwicklungsschritt

Die Integration von Configure, Price, Quote (CPQ) und PLM in eine gemeinsame Software-Anwendung stellt den nächsten Evolutionsschritt in der Produktkonfiguration dar. Diese neuartige Kombination löst Datensilos und Wissensinseln auf und erreicht über eine Prozessverschlankung die Steigerung der Effizienz; der Ansatz ist beispielsweise bereits im Pro.file PLM-Konfigurator von Acatec umgesetzt. Die nahtlose Integration in die PLM-Oberfläche ermöglicht die automatisierte Erstellung von Produktstrukturen inklusive der 3D-Modelle. Alle Prozesse sind durchgängig digital und vorkonfiguriert. Aus CPQ wird mit dem Engineering-Faktor ein CPQE. (uh)

Digitalisierung Industrie 4.0 Cloud IIoT PLM Produkt Lebenszyklus
Gerhard Knoch ist Geschäftsführer der Procad-Gruppe.
© Procad

  1. Fünf Erfolgsfaktoren für nahtloses PLM
  2. User Interfaces, Apps & Multi-CAD plus ERP

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu PROCAD GmbH & Co. KG

Weitere Artikel zu IoT / IIoT / Industrie 4.0