IDS – Sicheres Internet

»Digitalisierung ohne Reue«

27. März 2017, 8:00 Uhr | Karin Zühlke
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Forschungsprojekt ab 2015...

Wie stellen Sie sicher, dass niemand den IDS in böswilliger Absicht nutzt – um Daten zu klauen?

Wir haben eine doppelte Sicherung: eine technische Lösung über die Softwarearchitektur und einen Zertifizierungsprozess. Der IDS ist eigentlich nichts anderes als ein sicheres Internet für die Wirtschaft und formiert einen bestimmten Bereich im Internet, den man nur betreten kann, wenn man Mitglied ist. Das ist gerade etwa für Mittelständler ein Riesenvorteil , denn das KMU weiß, dass es sicher ist und alles transparent. Es gibt für die Unternehmen unterschiedliche Möglichkeiten der Sicherheit, von einer Standard-Sicherheit bis hin zum Level „unendlich sicher“. Das heißt Sie könnten Daten auch detailliert bis auf Chip-Ebene nachverfolgen.

Wie läuft die Zertifizierung ab?

Wir haben einen klassischen Zertifizierungsprozess aufgesetzt, in dem wir verschiedene Komponenten zertifizieren können, aber nicht alle zertifizieren müssen. Es wird eine Akkreditierungsstelle eingerichtet, das wird voraussichtlich das BSI sein. Außerdem wird es ein Zertifikat geben, der Name steht noch nicht genau fest, und schließlich Prüfstellen, die von verschiedenen Organisationen übernommen werden und die diese Zertifizierungen übernehmen. Das können Unternehmensberatungen sein, aber auch der TÜV oder kleinere Firmen wie KOMSA.

Zu welchem Zeitpunkt erfolgt die Zertifizierung der Unternehmen?

Aktuell gibt es Überlegungen, ob wir den IDS-Konnektor als Open Source herausgeben. Sobald man über den Konnektor ins Internet geht, muss man sich registrieren, weil wir ein Netzwerk von bekannten Teilnehmern sind. Das ist in der Basisvariante einfach und kostenfrei – und sorgt durch eine niedrige Eintrittsbarriere für eine schnelle, globale Verbreitung.

Sie sprachen eingangs von Standards. Inwieweit verfolgen Sie mit dem IDS eine internationale Standardisierung?

Standardisierung ist immer langwierig. Wir gehen daher zwei Wege: Auf der einen Seite haben wir die Referenzarchitektur des IDS fertig und fangen jetzt an, Software zu implementieren. Derzeit ist sie nur im Verein zur Verfügung. Künftig soll sie in einer kostenfreien Variante allen zugänglich sein. Man lädt sich den Konnektor kostenlos herunter und hat dann Zutritt zum IDS und kann über einen Browser suchen, was man braucht. Jedes Mitglied der IDS Association hat derzeit mindestens einen Use Case entwickelt, erprobt ihn und setzt ihn ein, dadurch wird sich dieser De-facto-Standard peu a peu etablieren.

Parallel sind wir bei der DIN aktiv, haben einen Arbeitskreis gegründet und werden den IDS-Standard für die gemeinsame Nutzung von Daten niederschreiben. Das wir dann eine DIN Spezifikation. Im Anschluss werden wir sicher noch einen Schritt weiter gehen und das Ganze als Norm bei der ISO hinterlegen.

Ende letzten Jahres hatte der IDS verlautbart, die gesetzten Ziele des ersten Jahres erreicht zu haben. Welche Ziele waren das?

Unser Ziel war es, eine DIN-Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, die Marke von über 50 Mitgliedern zu erreichen und eine Referenzarchitektur zu entwickeln. Das alles haben wir bis Jahresende geschafft. In diesem Jahr wollen wir weiter stark wachsen und werden auf der Hannover Messe mehrere Use Cases präsentieren. Unser Ziel ist es jetzt, die großen Software-Unternehmen für uns zu gewinnen. Die Telekom und SAP sind bereits Mitglied. Mit den weiteren bekannten Software-Firmen sind wir derzeit im Gespräch.

Auch verbandsseitig haben wir uns verstärkt: Vor kurzem ist der VDMA Mitglied geworden. Das ist für uns ein Riesenschritt und eine gute Möglichkeit, um den Mittelstand zu adressieren. Der ZVEI war ja schon Gründungsmitglied. Wir sprechen auch mit den anderen Verbänden wie BDI, VDE, Bitkom usw.

Seit Dezember 2016 ist Huawei Mitglied in der IDS Association. Was bedeutet die Mitgliedschaft dieses großen asiatischen Konzerns?

Es ist ein Zeichen dafür, dass wir uns auf allen drei großen Märkten etablieren können, und besonders bemerkenswert ist, dass Huawai den Wert des IDS erkannt hat und sich einer solchen gemeinnützigen Initiative anschließt. Wir sind „European Born“ und „German Engineering Minded“ – das ist sicher ganz wichtig. Aber das IoT funktioniert nur global, deshalb brauchen wir neben global agierenden Unternehmen die USA und den asiatischen Markt ebenso.

Wie ist der IDS international aufgestellt und vernetzt mit anderen Gremien, Verbänden etc?

Wir sind an sich eine internationale Initiative und jetzt schon in zwölf Ländern vertreten. Derzeit haben wir vor allem große Unternehmen wie VW, Bayer und Thyssen Krupp im IDS dabei, die per se global operieren. Sie arbeiten mit Zulieferern weltweit zusammen und setzten den IDS dafür ein. Um zu wachsen, haben wir aber auch zentrale Partner an Bord geholt, die den IDS aus anderen Ländern treiben. Wir werden in diesem Jahr Roadshows in beiden großen Märkten, USA und Asien, durchführen und sprechen auch mit dem IIC und der OPC Foundation in den USA, um das Ganze auf international breite Beine zu stellen. Inzwischen haben wir einen OPC-UA Konnektor fertiggestellt. Damit haben wir schon eine breite Basis, sind aber auch mit der Plattform Industrie 4.0 zum RAMI und der Fiware Foundation in engem Austausch.

Was muss ein Unternehmen erfüllen, um Mitglied in der IDS Association zu werden?

Wir sind ein offener Verein. Grundsätzlich kann jeder Mitglied werden. Wir entwickeln gemeinsam Software, deren IP-Rechte dann beim Verein liegen.

Ursprünglich ist das initiale Forschungsprojekt „Industrial Data Space“ von 2015 an für drei Jahre angesetzt – was passiert danach?

Es gibt ein initiales Forschungsprojekt an das Fraunhofer-Institut, das vom BMBF finanziert ist. In dessen Rahmen wird der erste Entwurf der Referenzarchitektur entwickelt. Den werden wir demnächst der Öffentlichkeit präsentieren. Parallel wurde der Anwenderverein gegründet, um das Ganze in der Wirtschaft zu etablieren. Die IDS Association treibt den IDS jetzt voran, gemeinsam mit Fraunhofer. Hier fließen verschiedene Mittel aus unterschiedlichen Quellen rein, und das hört hoffentlich auch über Jahrzehnte nicht auf.


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