Orbix / TecAlliance

Digitalisierung macht aus Gebrauchtreifen schwarzes Gold

28. Mai 2018, 11:46 Uhr | Andreas Knoll
Jürgen Benzinger, Orbix: »In diesem Jahr starten wir abermals in die Akquise und hoffen auf einen erneuten Anstieg der Nutzerzahlen.«
© Orbix

Der Online-Marktplatz Orbix.de bringt jetzt als erste zentrale Transaktionsplattform für gebrauchte Räder, Reifen und Felgen – ein Markt, der allein in Deutschland auf über 200 Mio. Euro geschätzt wird - Käufer und Verkäufer zusammen. Die Digitalisierung und der Partner TecAlliance machen‘s möglich.

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Ein Blick zurück: Wir schreiben das Jahr 2008 - der Fiat 500 ist Auto des Jahres, und die digitale Mobilität steckt noch in den Kinderschuhen. Der BMW-Vertriebsleiter Jürgen Benzinger erkennt ein Problem: Es gibt zu viele gebrauchte Reifen. In den Lagern, bei jedem Händler. Ungezählt und unregistriert warten sie auf den Ablauf ihres Haltbarkeitsdatums, nur um dann im Müll zu landen. Benzinger ist sich sicher, dass hier bares Geld verloren geht. Seine Vision: alle Bestände digitalisieren und auf den Markt bringen. Doch wer soll das in die Tat umsetzen? »Das Thema wurde damals eher stiefmütterlich behandelt«, erinnert sich Benzinger heute. »Viele Reifen wurden einfach mit einem neuen Auto an die Kunden verschenkt oder zum Jahresende günstig abgegeben.« Gebrauchte Reifen, die in den meisten Fällen noch top in Schuss waren. Zudem verursachten sie Kosten, statt Geld einzubringen. »Gehen wir vom durchschnittlichen BMW-Handel aus, also Händler mit jeweils rund 40 Verkäufern und etwa 5000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr, sowie einem Radsatz-Preis von etwa 450 Euro. Dann sprechen wir hier von über 250.000 Euro im Jahr«, sagt Jürgen Benzinger. Wie viel Potenzial in dem Geschäft mit gebrauchten Reifen steckt, war ihm damals schon klar. Dennoch sollte es weitere acht Jahre dauern, bis sich Benzinger der Sache erneut annahm.

Lager räumen, Bestände versilbern

2016 – der Opel Astra ist Auto des Jahres, und selbstfahrende Fahrzeuge befinden sich in der Testphase – treffen sich Jürgen Benzinger, der IT-Experte Sebastian Förster, der Grafiker und Designer David Halko, der Erfahrung im Handel gebrauchter Reifen hat, und Thomas Theinert, der mit »wir-kaufen-dein-auto.de« Online-Handel-Expertise mitbringt. Sie sprechen über ein neues Geschäftsmodell. Die Idee: eine zentrale Online-Plattform für gebrauchte Komplett-Räder, Reifen und Felgen mit intuitiver Suchfunktion für Privatkunden und Händler. So sollen die in Deutschland etwa 29,4 Mio. gebrauchten Radsätze, Reifen und Felgen, die bei Autohäusern, Reifenhändlern, Leasing-Firmen und Autovermietern lagern, wieder zurück in den Markt kommen. Doch so einfach die Idee, so komplex scheint die Umsetzung. Neben Programmierung und Händlerkontakten müssen für eine nutzerfreundliche Online-Suche verlässliche Datensätze her. Schließlich muss der Käufer wissen, welcher Radsatz zu seinem Auto passt. Welche Breite, Höhe, Metrik ist korrekt? Für welche Geschwindigkeit sollten die Reifen ausgelegt sein? Wichtige Fahrzeug- und Teiledaten, ohne die eine Online-Plattform nicht auskommen würde. Um auf die Daten in der benötigten Qualität, Abdeckung und Detailtiefe zurückgreifen zu können, wandte sich Jürgen Benzinger an den Automotive-Datenspezialisten TecAlliance.

TecAlliance sieht sich als globaler Marktführer im Bereich Automotive Data Management. Schon vor mehr als 20 Jahren hat sich das Unternehmen darauf spezialisiert, herstellerübergreifend aktuelle Fahrzeugdaten, Produktdaten, Reparaturinformationen und Wartungsinformationen zu sammeln und sie in einem einheitlichen, weltweit anerkannten Format aufzubereiten, dem »TecDoc Standard«, der als »TecDoc Catalogue« weltweit verfügbar ist. Kunden sind Ersatzteilhersteller, Teilehändler und Werkstätten, Flotten- und Leasing-Unternehmen sowie Versicherungen. Schon heute ermöglichen diese Daten einem ganzen Markt die Digitalisierung der kompletten Supply Chain, von der Teileproduktion bis zum Endverbraucher in der Werkstatt. Ein Teil der Daten, nämlich die, die sich auf Reifen, Räder und Felgen beziehen, sind jetzt auch eine Säule des Geschäftsmodells von Orbix.

Das andere Fundament der Plattform: die Gebrauchtreifen-Bestände aus dem Handel, deren Daten der Händler über ein kostenloses Daten-Management-Tool bei Orbix einpflegt. Hier macht es das Unternehmen seinen Händlerpartnern so leicht wie nur möglich: Via Smartphone oder Tablet müssen drei bis vier Bilder der Reifen in das Tool geladen werden. Anschließend wird der Händler Schritt für Schritt durch eine Eingabemaske geführt, um wichtige Parameter wie etwa die Profiltiefe abzufragen.

Auf dieser professionellen Basis findet der Kunde auf der Website leicht die richtigen Reifen- und Felgengrößen für sein Fahrzeug. TecAlliance liefert die essentielle Basis fürs Business: die Daten zu den Fahrzeugbeschreibungen, die Verlinkung zu den Fahrzeugtypnummern sowie die Informationen aus den Repair-and-Maintenance-Informationen: den Nabendurchmesser, die Anzahl der Schrauben und den Lochkreis. »Erst mit dieser digitalen Datenbasis von TecAlliance ließ sich die Vision von Orbix verwirklichen«, betont Thomas Niedermeier, Sales Specialist in der Region D-A-CH bei TecAlliance.


  1. Digitalisierung macht aus Gebrauchtreifen schwarzes Gold
  2. Ohne qualitativ hochwertige Datenbestände geht es nicht
  3. Usability wird groß geschrieben – für Käufer wie Verkäufer

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