Die Daten in der Produktion steigen, sind jedoch oft in Silos versteckt. Das Technical Data Management verwaltet, synchronisiert und nutzt die Daten gewinnbringend für die digitale Produktion oder neue Geschäftsmodelle. Die digitale Lieferkette per Customer Data Platform zeigt, wie es geht.
Die deutschen Fertiger wissen es bereits: Sie müssen ihre Digitalisierungsinvestitionen massiv steigern, um im internationalen Wettlauf der industriellen Digitalisierung nicht den Anschluss zu verlieren. Die digitale Fabrik soll mit einer hohen Datendurchgängigkeit zwischen den IT-Systemen alle wesentlichen Strukturen, Prozesse und Ressourcen der realen Fabrik abbilden, vernetzen und stetig optimieren. Wie deutsche Produktionsunternehmen noch in hohem Maß von digitalen Potenzialen profitieren können, zeigt ein Blick auf die klassische Supply Chain und den dortigen Daten- und Informationsaustausch.
Es ist Alltag auf den Laptops, Servern und in den Clouds der Industrie: Hunderttausende Dokumente in Form von Spezifikationen, Maßzeichnungen, Dokumentationen, Zertifizierungen, Handbüchern oder 3D-Modellen, die interne Abteilungen, Partnerfirmen, Lieferanten und auch Behörden untereinander austauschen.
Die Übermittlung erfolgt in vielen Firmen auch heute noch ausschließlich per E-Mail und ohne zentrale Ablagestruktur. Oft bleiben Informationen in E-Mail-Postfächern oder abteilungseigenen Ablagesystemen liegen, der Zugriff und die Auffindbarkeit von relevanten Dokumenten ist erschwert. Zudem fehlt die Übersicht darüber, wer welche Unterlagen zu welchem Zeitpunkt benötigt oder bekommen hat, in welcher Version und zu welchem Zweck.
Konsequenzen dieser traditionellen Arbeitsweise sind einerseits hoher Zeitverlust durch das Suchen der korrekten Dokumente sowie der Terminverfolgung zur Beschaffung der benötigten Unterlagen. Im schlimmsten Fall kann es aufgrund mangelnder Termintreue oder unvollständiger Dokumentensätze zu einem Imageverlust gegenüber Endkunden und mitunter sogar Vertragsstrafen kommen, wenn Lieferanten Unterlagen nicht fristgerecht einreichen.
Mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie waren viele Unternehmen gezwungen, ihre Lieferketten in kürzester Zeit zu adaptieren und neue Lieferanten aufzunehmen. Früher konnte das On-Boarding über einen längeren Zeitraum dezentral gehandhabt werden, jetzt fehlten plötzlich geeignete Plattformen für einen effektiven Informationsfluss, die alle Parteien ohne langwierigen Integrationsaufwand gemeinsam nutzen konnten. »Customer Data Platforms« (CDPs) und »Anywhere Operations« sorgen im Rahmen der Digitalisierung für jederzeit aktuelles und transparentes Daten- und Rechtemanagement in Echtzeit.
CDPs sind Integrationsplattformen, sie vereinfachen die Organisation sämtlicher vorhandenen Daten aus verschiedenen Quellen, indem sie diese sammeln, strukturieren und mit Tags versehen. Da die Datenmengen exponentiell wachsen, unterstützen sie Unternehmen, die Informationen allen berechtigten Personen automatisiert bereitzustellen. Nach der zunehmenden Dezentralisierung des Geschäftsbetriebes, z. B. durch das mobile Arbeiten, haben CDPs auch im industriellen Umfeld stark an Bedeutung gewonnen.
Technologisch vereinen CDPs unter anderem künstliche Intelligenz, Content Analytics und Cloud-Computing. KI und Analytics helfen dabei, Daten zu strukturieren und verfügbar zu machen. Cloud Computing kommt dem weltweiten Trend entgegen, dass Fertigungsunternehmen ihre IT-Infrastruktur zunehmend dezentral verfügbar machen. Die wichtigsten Gründe sind eine verbesserte globale Zusammenarbeit (33 Prozent) und die effiziente Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette (31 Prozent), wie eine aktuelle Studie [1] zeigt.
Ein weiteres Element des Technical Data Management ist »Anywhere Operations«. Das Modell ermöglicht den Zugang, die Übermittlung und die Freigabe von Daten sowie Arbeitsvorgängen auch außerhalb des eigenen Geschäftsnetzwerkes. So kann Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern unabhängig von ihrem Standort sicherer Zugriff auf Dokumente und Systeme eingeräumt werden. Durch die starke Prozessorientierung lassen sich Workflows mit Anywhere Operations über sämtliche Abteilungs-, Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg abbilden.
Wie die Kombination aus CDPs und Anywhere Operations in der Praxis funktioniert, illustriert das folgende Beispiel einer modernen Technical- Data-Management-Lösung.