Können Sie ein Beispiel geben?
Wir arbeiten beispielsweise global mit DHL zusammen. Allein in Deutschland werden die Pakete mithilfe von hunderttausenden Trollies verschickt, und die Trollies sind mit einem Sigfox-Tracker ausgestattet, der Signale an das Sigfox-Netzwerk sendet. Daraus ermitteln wir die Standorte der Trollies und leiten diese Informationen an DHL weiter. Das funktioniert kostengünstig und für den Kunden sehr einfach. Vor allem verbrauchen die Tracker wenig Energie: Eine Batterie hält acht Jahre. Unabhängig davon, ob DHL mit einem Trolly international oder von München nach Berlin unterwegs ist, das Unternehmen weiß dank Sigfox immer, wo sich die Assets befinden, und zwar kosteneffektiv, einfach und batterieschonend – das ist unsere Differenzierung.
Sigfox ist in 72 Ländern weltweit vertreten. Wo gibt es weltweit gesehen noch Handlungsbedarf?
Es gibt tatsächlich noch einiges zu tun. In Russland beispielsweise müssen wir unsere Präsenz verstärken und haben dort bereits damit begonnen. Denn hier gibt es viele interessante potenzielle Anwendungsfälle rund um die Bergbau-, Gas- und Ölindustrie. Auch Indien bauen wir mit Priorität aus.
Außerdem werden wir dafür sorgen, dass Sigfox über Satelliten auch in abgelegene, mit Basisstationen gar nicht oder nur schwer zu versorgende Gebiete weltweit vordringen kann. Deshalb kooperieren wir mit Eutelsat in Toulouse. Das dürfte besonders für die Öl-, die Fracking-Industrie und die maritime Industrie interessant werden. Aber auch Vieh in Australien zu verfolgen wäre eine neue Möglichkeit – es gibt unzählige solcher Anwendungsfälle, die wir über Satelliten erschließen können.
Was tut sich an der technischen Front?
Wir verbessern die Präzision der Lokalisation weiter. In der Basisversion bestimmen wir den Standort der Assets auf 1 km genau, was in sehr vielen Anwendungsfällen ausreicht. In Partnerschaft mit Here Technologies und dem Service Atlas WiFi nutzen wir existierende Funknetze, um Assets im Bereich von 10 bis 100 m lokalisieren zu können – und zwar schneller und energieeffizienter als über GPS.
Außerdem hat Sigfox mit „Sigfox-Bubbles“ eigene Beacons entwickelt, um Gegenstände mit einer Genauigkeit von 1 bis 10 m bestimmen zu können. Die Sigfox-Bubbles lassen sich sehr einfach installieren. Sobald dann ein Gegenstand mit Sigfox-Tag in den Sendebereich einer Sigfox-Bubble gelangt, wird sein Standort übermittelt. Damit können etwa Frequent Traveller am Flughafen das Gepäck abgeben, am Zielflughafen erkennen wir dank der Bubble-Technologie die Geodaten des Koffers mit integriertem Tracker und so erfährt der Reisende auf seinem Handy, wo er sein Gepäck wieder abholen kann.
Hat sich die Corona-Pandemie bisher eher beschleunigend oder eher als hemmend für Sigfox erwiesen?
Beides. Erstens ist vielen plötzlich aufgefallen, dass sie hinsichtlich der Digitalisierung hinterherhinken, und sie haben gemerkt, wie gut es gewesen wäre, wenn sie die Möglichkeiten, die in der Geolocation stecken, schon vorher genutzt und in ihrem Unternehmen eingeführt hätten. Wir stellen auf jeden Fall ein erhöhtes Interesse fest, es gehen verstärkt Anfragen ein.
Was waren die negativen Auswirkungen?
Leider hat Corona dazu geführt, dass die Unternehmen viele Vorhaben, die schon angelaufen waren, erste einmal gebremst haben. Viele Produktionen von Automobilherstellern standen still.
Wurden bestehende Verträge gekündigt?
Kein einziger Kunde hat die Services gekündigt, das ist sehr interessant zu sehen. Leider aber wird sich vieles verzögern. Aber die angelaufenen Projekte werden weitergeführt, gerade auch in der Automobilindustrie.
Die Automobilhersteller haben kein Vorhaben auf Eis gelegt?
Die Automobilproduktion ist ein wichtiger Zielmarkt für Sigfox. In Frankreich besteht bereits ein Vertrag mit PSA. Die Automobilhersteller in Deutschland haben ihre Vorhaben keineswegs auf Eis gelegt. Wir sind weiterhin mit drei Automobilherstellern in Deutschland in Gespräch, die demnächst in konkrete Projekte münden werden.
Tun sich weitere neue Märkte auf?
Da wären zum Beispiel Schulen zu nennen, die jetzt CO2-Sensoren einsetzen wollen, um die Luftqualität zu überwachen. In Krankenhäusern sollen die mobilen Geräte verfolgt werden, um immer zu wissen, wo sich die kostspieligen Maschinen befinden. Notrufknöpfe in Krankenhäusern sind ein weiteres Beispiel.
Mittelfristig stehen die Zeichen also weiter auf Wachstum?
Wie wir den Anfragen entnehmen können, die jetzt vermehrt eingegangen sind, werden sich viele weitere Märkte entwickeln. Außerdem kommt noch ein wichtiger Aspekt hinzu: Mithilfe der Tracking Services etwa lassen sich nicht nur Transportkosten senken, sondern der Transport lässt sich viel effizienter gestalten als bisher. Das trägt zur Senkung von CO2-Emissionen bei und schont Ressourcen. Was für die Transport Services gilt, trifft auch auf die weiteren Service-Leistungen auf Basis von Sigfox zu: Die Ressourcen werden geschont, grundsätzlich nutzt das der Umwelt. Das ist wiederum ein wichtiges Argument für Investoren wie Cube, die ihr Geld nur in solche Infrastrukturprojekte stecken wollen, die langfristig nachhaltig und damit sinnvoll sind.