Im Kampf gegen Produktpiraterie empfiehlt es sich, sich nicht nur auf eine Schutzmaßnahme zu konzentrieren. In vier weiteren »ConImit«-Verbundprojekten werden ganze Schutzkonzepte aus technischen, organisatorischen und rechtlichen Möglichkeiten gezimmert.
»Auf einem Bein steht es sich schlecht.« - Dieses Sprichwort kann wohl auf jedes Thema angewandt werden, auch auf den Kampf gegen Produktpiraterie. Deswegen beschäftigen sich die »ConImit«-Verbundprojekte »ProAuthent«, »KoPiKomp«, »ProOrignial« und »KoPira« mit der Entwicklung ganzheitlicher Schutzkonzepte, die aus einer Mischung aus technischen, organisatorischen und rechtlichen Möglichkeiten bestehen.
»ProAuthent« arbeitet an der Entwicklung eines integrierten Produktpiraterieschutzes durch das Kennzeichnen und Authentifizieren kritischer Bauteile im Maschinen- und Anlagenbau. Das Ziel ist, das Schutzsystem in Produkte und Prozesse zu integrieren und so die Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Logistikkette und während des Produktlebenszyklus zu schützen. Dadurch soll das bewusste oder unbewusste Einbringen von Plagiaten in die Versorgungskette bzw. die Inbetriebnahme von gefälschten Komponenten in Maschinen und Anlagen verhindert werden.
Die Herausforderung in diesem Projekt liegt darin, das Schutzsystem auf den Kunden und seine Bedürfnisse zuzuschneiden und ihm durch neue Dienstleistungen oder Produktfunktionen einen zusätzlichen Nutzen zu geben. Die Aufgaben von »ProAuthent« liegen daher erst in der Klärung der Rahmenbedinungen, Prozessgestaltung, Service-Engineering und der rechtlichen Zulässigkeit. Außerdem gilt es, neben dem Entwickeln von Identifikations- und Authentifizierungsmechanismen ein IT-geschütztes System zur Produktverfolgung und Verifizierung zu schaffen.
Das Verbundprojekt »KoPiKomp« beschäftigt sich mit dem Piraterieschutz für Komponenten der Investitionsgüterindustrie. Besonders das Fälschen von Ersatzteilen ist bei Produktpiraten beliebt. Das von »KoPiKomp« entwickelte Konzept besteht aus vier Teilen:
Als Erstes gilt es ein Informtionserfassungs- und verwaltungssystem aufzubauen, das es Originalherstellern ermöglicht, piraterierelevante Informationen zu sammeln und zu strukturieren. Dadurch können Plagiate früher erkannt werden.
Der nächste Schritt ist das Entwickeln eines Piraterieanalyse- und Bewertungsmodells auf Basis der in Schritt Eins gewonnen Informationen. Potentiell gefährdete Bauteile werden identifiziert, klassifiziert und in unterschiedliche Komponentenklassen zusammengefasst. Anhand dessen werden Schutzmaßnahmen ausgewählt.
An dritter Stelle steht der Aufbau eines Schutzmaßnahmen-Pools und dessen Nutzung. In diesem Pool werden Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Eignung für verschiedene Bereiche innerhalb des Produktlebenszyklus bewertet. Anhand von technischen und wirtschaftlichen Kriterien wird die jeweilig beste Schutzmaßnahme gewählt.
Der letzte Schritt ist sogleich das Fundament des Projekts: Es gilt, ein internes und externes organisatorisches Netzwerk aufzubauen und zu etablieren. In diesem Netzwerk werden dann die Schutzmaßnahmen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg koordiniert.
BRAKE
Speziell um Produktpiraterie in der Werkzeugmaschinenindustrie beschäftigt sich »ProOriginal«. Eine Maschine enthält viele Komponenten verschiedener Hersteller, das erfordert einen Schutz über die gesamte Wertschöpfungskette - vom Lieferanten bis zur kompletten Maschine. Das Ziel in diesem Verbundprojekt ist es, durch eine Verankerung von Schutzmaßnahmen auf jeder Ebene der Werkzeugmaschine einen Kopierschutz zu schaffen, der sowohl die einzelnen Komponenten als auch die ganze Maschine schützt. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet »ProOrignial« an der Entwicklung neuer technischer und organisatorischer Maßnahmen gegen Produktpiraterie sowie einer Methode zum Umsetzen eines kostengünstigen und wirksamen Schutzmaßnahmen-Mix und dessen Überwachung. Außerdem möchte das Projekt die Aufgaben rund um den Plagiatschutz in die Unternehmen implementieren. »ProOrignal« hofft, mit diesen Maßnahmen einen deutlichen Rückgang von Produktpiraterie in der Werkzeugmaschinenindustrie zu erreichen.
»KoPira« entwickelt Maßnahmen, die vor dem Auftreten von Plagiaten wirken sollen. Das »ConImit«-Verbundprojekt analysiert das Piraterie-Risiko und entwickelt aufgrund der Erkenntnisse Strategien und Maßnahmen, um das Risiko zu verringern. Daher hat »KoPira« eine Bewertungsmethode auf Basis der »Failure Mode and Effect Analysis« (FMEA) entwickelt, die kleineren und mittleren Unternehmen hilft, das Risiko einzuschätzen. Zusätzlich wird eine Kosten-Nutzen-Bewertung aufgestellt, da nicht alle Unternehmen bereit sind, die Mehrkosten für einen integrierten Produktschutz zu tragen. Je nach Anforderung wird dann ein Paket an Schutzmaßnahmen zusammengezimmert, das besonders kleinere und mittlere Unternehmen vor jeglichen Schaden durch Plagiate schützt - sei es nun durch Mehrkosten aufgrund der mangelnden Qualität der Plagiate oder einem Imageverlust.