Alle diese Messungen sind, ausgenommen möglicherweise die der Zwischenkreisspannung, in einem sensorlosen Algorithmus für den Motorsteuerungsalgorithmus nicht entscheidend. Allerdings spielen sie für das gesamte Monitoring auf Systemebene und die Controller-Optimierung eine große Rolle. Sie lassen sich somit innerhalb einer niedrig priorisierten Datenverarbeitungsaufgabe über I²C oder Interrupt-Routine anfordern und handhaben. Dies erfolgt bei einer an die System-Monitoring-Zeit angepassten Rate. Bild 6 zeigt eine Benutzeroberfläche unter »Micrium Probe« für die Plattform. Die Referenz für die Zwischenkreisspannung ist auf 250 V eingestellt. Das Monitoring der AC- und DC-seitigen Variablen in Verbindung mit der Motorsteuerung ist deutlich zu sehen.
Beim Systemdesign ist Vorsicht geboten
Die konsequente Einsparung zusätzlicher Sensoren, Digital-I/O- und Analog-Pins am Prozessor sowie beim Software-Overhead bei der Skalierung und Interpretation der gemessenen Variablen kann die Kosten für den Prozessor reduzieren, da man eine Variante mit niedrigerer Leistungsfähigkeit wählen oder Prozessorhardware und Software-Footprint für andere Funktionen höherer Priorität oder zur Verbesserung des Systems nutzen kann.
In diesem Beispiel handhabt der PFC-Controller das Sequencing beim Anlauf des Systems (Startup) in Bezug auf Netzspannung, Schutz vor Unterspannung im Zwischenkreis, Überspannung und AC-seitigem Überstrom. Allerdings ist diesbezüglich Vorsicht beim gesamten Systemdesign geboten, da der Hauptprozessor stets über Regelungs- oder Schutzaktionen des PFC-Controllers informiert werden sollte, damit er als Ergebnis eines sekundären Effekts keine unabhängige Aktion unternimmt.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Fall, in dem der PFC-Controller wegen einer Überspannungstransiente auf dem Zwischenkreis zum Beispiel beim Abbremsen des Motors einen globalen »Disable« an den PWM-Signalen ausführen kann. Falls der Hauptcontroller nicht darauf aufmerksam gemacht wird, wird er versuchen (ohne Erfolg), den PWM-Ausgang einzustellen, um seinen Betriebspunkt beizubehalten. Falls der PFC-Controller seine PWM erneut aktiviert, sobald die transiente Überspannung vorüber ist, kann das System in Folge eines plötzlichen großen Anstiegs des PWM-Tastverhältnisses zu einem zweiten Fehler übergehen. Daher ist auf eine sorgfältige Handhabung der Kommunikation von Schutz und Sequencing zwischen PFC-Controller und Motorsteuerungsprozessor zu achten.