Spin-off der Bundeswehr-Uni Neubiberg

»Wir übertragen höhere kognitive Fähigkeiten«

3. September 2025, 18:01 Uhr | Corinne Schindlbeck
Ioanna Boluarte ist Lead Human Resources bei HAT.tec. Das Spin-off der Bundeswehr Universität in Neubiberg bei München arbeitet im Bereich missionskritischer Softwarelösungen, insbesondere für Luftoperationen.
© Hat.tec

Wenn Hubschrauber der Bundeswehr im Einsatz sind, wenn die Polizei komplexe Lagen koordiniert oder Rettungsdienste in unübersichtlichem Gelände operieren, hängt der Erfolg der Mission von der richtigen Software ab. Genau hier setzt HAT.tec an. Und sucht Personal.

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Das Spin-off der Universität der Bundeswehr München entwickelt missionskritische Softwarelösungen – Systeme also, die präzise Einsatzplanung, sichere Kommunikation und schnelle Entscheidungsfindung unter Zeitdruck ermöglichen. Fällt eine solche Lösung aus, ist die gesamte Operation gefährdet.

Die Pläne sind ehrgeizig: HAT.tec will international expandieren und sich innerhalb von drei Jahren als europäischer Marktführer im Bereich missionskritischer Software etablieren. Kunden sind die Bundeswehr und ihre Bündnispartner, Polizeien und Rettungsdienste. Ein Beispiel ist die Software SCALE, die derzeit in neue Bundeswehr-Hubschrauber integriert wird und bereits in mehreren Landespolizeien zum Einsatz kommt.

„Wir verbinden wissenschaftliche Exzellenz mit operativer Relevanz“, sagt Ioanna Boluarte, Lead Human Resources bei HAT.tec selbstbewusst. Forschungsergebnisse würden direkt in einsatzfähige Technologien übertragen. Dabei arbeite das Unternehmen eng mit denjenigen zusammen, die diese später nutzen. „Wir arbeiten mit dem Nutzer, nicht am Nutzer vorbei.“

Das Interesse an Militär-Start-ups wächst. „Immer mehr Tech-Talente engagieren sich in diesem Bereich. Gleichzeitig hemmen Bürokratie und regulatorische Hürden trotz hoher Investitionen das volle Potenzial“, sagt Boluarte.

Entwicklung mit hohen Eintrittshürden

Die Arbeit an sicherheitskritischen Systemen folgt einem klaren Prozess: Anforderung, Planung, Umsetzung, Test und Feedback. „Geprüft wird intern wie extern, immer in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern.“ Finanziert werde über Eigenmittel, Aufträge oder Fördermittel. Hohe Eintrittshürden wie NATO-Qualitätsmanagement oder Vorgaben zur Informationssicherheit verlangten zusätzlichen Aufwand. Deshalb würden sicherheitsrelevante Anforderungen schon in frühen Projektphasen berücksichtigt.

Technologisch konzentriert sich HAT.tec auf die Übertragung kognitiver Fähigkeiten wie Planung und Entscheidungsfindung auf Systeme. Lange Zertifizierungsprozesse und Interoperabilität mit bestehenden Strukturen seien dabei zentrale Herausforderungen. Kooperationen bestehen mit der Universität der Bundeswehr München, der Universität Granada sowie mit Fraunhofer und DLR – unter anderem im Programm zum Future Combat Air System (FCAS). Besonders hohes Potenzial sieht das Unternehmen in autonomen Systemen, Human-Machine-Interaction und cyber-resilienter Missionssoftware.

Gesuchte Fachkräfte

Für Bewerber und Bewerberinnen ergibt sich daraus ein anspruchsvolles Profil. Essenziell sind Kenntnisse in der Entwicklung sicherheitskritischer Systeme, Embedded Systems, Echtzeitarchitekturen und Systems Engineering. Hinzu kommen Programmiersprachen und Tools wie C++, Qt, Git/GitLab, Docker oder Kubernetes sowie Protokolle wie TCP/IP, UDP oder ROS2.

Erfahrungen mit Normen seien hilfreich, „aber nicht zwingend – wir bieten Onboarding, Mentoring und Training on the job“.

Neben Fachwissen zählen persönliche Eigenschaften. „Wir suchen Gestalterpersönlichkeiten mit Ownership-Mentalität, Eigeninitiative und methodischer Präzision – kombiniert mit Teamfähigkeit und Leidenschaft für Technologie und Verantwortung.“

Der Einstellungsbedarf ist groß: Senior-Expertinnen und -Experten werden in Sales & Business Development, Solution Design, Projektmanagement und Softwareentwicklung gesucht, ebenso Marketing-Fachkräfte. Initiativbewerbungen sind ausdrücklich willkommen – besonders von Kandidaten mit Erfahrung in Verteidigung, Luft- und Raumfahrt oder in SaaS-Architekturen.

Karrierechancen und Unternehmenskultur

Ingenieure und Ingenieurinnen haben bei HAT.tec viel Gestaltungsspielraum. „Unsere Mitarbeitenden übernehmen früh Verantwortung – von Architekturentscheidungen bis hin zur operativen Wirkung im System. Wir bieten flache Hierarchien, direkte Kommunikation und kurze Entscheidungswege.“

Zur Weiterentwicklung gehören technische Schulungen, Methodentrainings wie SCRUM, persönliche Entwicklung in Führung und Kommunikation sowie Mentoring. Unterstützt werden auch individuelle Spezialisierungen, Konferenzbesuche und Mitarbeit in Forschungsnetzwerken oder NATO-Gremien.

Ein zentrales Thema bleibt die ethische Verantwortung. „Wir setzen auf Human Autonomy Teaming, um Einsatzkräfte zu befähigen, nicht zu ersetzen. So ermöglichen wir schnellere, sicherere und fundiertere Entscheidungen in komplexen Situationen.“

Das zeigt sich auch im Dual-Use-Ansatz: SCALE unterstützt sowohl militärische als auch zivile Anwendungen, und beim Manned-Unmanned Teaming entwickelt HAT.tec Systeme für den koordinierten Einsatz von Piloten und Drohnen.
 


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