»Die Unternehmen ZF und EnOcean sind nicht vergleichbar. Die möglichen  Märkte und Anwendungen sind so vielfältig, dass es genügend Platz und  Absatzpotential für mehrere Anbieter gibt«, erklärt Anton Hartmann,  Leiter Markt für die Produktlinie Industrial Solutions bei ZF  Friedrichshafen. Der Automobilzulieferer hatte die amerikanische Cherry  Corporation 2008 von Firmeninhaber Peter Cherry übernommen, sie ist  heute eine eingetragene Marke der ZF Friedrichshafen AG.
 Die  bessere Stromausbeute des Cherry-Schalters geht im Wesentlichen auf die  Auslegung des Magneten und der Spulenanordnung zurück. »Außerdem spielt  die Geschwindigkeit der Magnetbewegung, die bei uns konstruktiv  optimiert ist, eine entscheidende Rolle«, erklärt Hartmann. Die  Entwicklung in der Halbleitertechnik habe ebenfalls einen wesentlichen  Anteil, doch »die IP liegt alleine bei uns«, versichert Hartmann. Man  arbeite zwar eng mit Halbleiterstellern zusammen, etwa mit NXP,  »allerdings nur, um ein optimiertes Gesamtsystem - etwa dimmbare  LED-Leuchten mit integrierter Funkempfangstechnik - zu entwickeln,  unsere IP ist davon nicht betroffen«. 
 
 Beim Energie Harvesting  kommt es speziell auf niedrige Verluste und hohe Wirkungsgrade an -  deshalb profitiert Cherry vom Stand der Halbleitertechnik, die  mittlerweile so weit ausgereift ist, dass auch mit niedrigen Leistungen  zuverlässig Signale übertragen werden können.
 Vorsichtig geht  man am Cherry-Sitz Auerbach/Oberpfalz vom Umsatzziel 600.000 Stück in  vier Jahren aus. »Das ist aber unsere konservativste Markteinschätzung«,  erklärt Hartmann. »Wenn wir eine ’Killerapplikation‘ finden, kann es  durchaus sein, dass wir nur mit einem Kunden solche Stückzahlen  realisieren.« Auf Basis der heutigen Projektkenntnisse aber seien  600.000 Stück, auf mehrere Kunden verteilt, realistisch.
 ZF  Friedrichshafen setzt mit Cherry und dem Geschäftsbereich Elektronische  Systeme auf Diversifizierung vom Stammgeschäft. Der Markt für  energieautarke Funkschalter sei dank der zunehmenden Vernetzung von  Systemen, Stichwort »Internet der Dinge«, ein wichtiger Zukunftsmarkt,  »ein unstrittiger Mega-Trend«, wie Hartmann erklärt. Und ein ideales  Transport-Medium dafür sei die Funkverbindung, weil sie technisch  ausgereift, preiswert und einfach in der Anwendung sei und mit »Energy  Harvesting« unter das Mega-Thema »Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung«  fiele. Abgespeckt von Kabel, Stecker und Batterie, bietet der »Energy  Harvester« Vorteile vor allem in Anwendungen, bei denen der  Verkabelungsaufwand in keinem Verhältnis zur Applikation stehe, so  Hartmann.  
 Und natürlich denkt ZF als Automobilzulieferer auch  an mögliche Anwendungen im Auto: Abfragen von Anhängerkupplung, Isofix,  Dachgepäckträger, Türgriff (Scheibenabsenkung) oder Lehnenverriegelung  sind denkbar und tragen zur Gewichtsersparnis im Auto bei. In London  kommt die Technologie schon in Hybrid-Stadtbussen zum Einsatz.
 Ein weiterer Zukunftsmarkt ist »Smart home«, Anwendungen sieht Cherry  zum Beispiel in der Beleuchtungstechnik. »Mit unserem Schalter wird auch  Dimmen einfach«, betont Hartmann. »Der Schalter sendet sowohl beim  Drücken als auch beim Loslassen. Wer drückt und gleich wieder loslässt,  will in der Regel nur ein- oder ausschalten. Wer dimmen will, lässt den  Schalter gedrückt, so dass das Signal erst verzögert kommt, eben erst  dann, wenn das Licht ausreichend gedimmt ist. Das erkennt der Empfänger,  der den Strom entsprechend reduzieren oder wieder steigern kann.« Im  zweiten Quartal des nächsten Jahres soll der neue Funkschalter in Serie  gehen.