Eigenstromversorgung

Energiekosten mit Gasturbine eindampfen?

12. September 2014, 11:51 Uhr | Juliane Bränzel, TÜV SÜD Industrie Service GmbH
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Entscheidend ist die Jahresenergiebilanz

Mit diesen Daten wurde je eine Jahresenergiebilanz für das Modernisierungs- und das neue GuD-Konzept erstellt. Im Ergebnis wird die Molkerei mit der GuD-Anlage nur geringfügig mehr Brennstoff einsetzen müssen als bisher. Gleichzeitig wird die elektrische Leistung – und damit die Menge an selbst produziertem Strom – durch den Einsatz der Gasturbine mehr als verdoppelt. Die Leistung ist ausreichend, um den Strombedarf über weite Zeiträume des Jahres selbst zu decken. Weil sich die Anlagenfahrweise in erster Linie am Wärmebedarf der Molkerei ausrichten wird, ist sogar ein geringer Eigenstromüberschuss zu erwarten, der ins Netz eingespeist werden kann.

Die TÜV SÜD-Experten ermittelten anschließend die Investitions-, Betriebs- und Jahreskosten für das GuD-Konzept und verglichen sie mit der Alternative, lediglich die bestehende Dampfkesselanlage zu modernisieren. Dazu wurden die Angebote und Angaben der drei Hersteller (z.B. Wirkungsgrade) und die aktuellen Strom- und Brennstoffkosten der Molkerei herangezogen. Auch weitere, externe Faktoren wurden berücksichtigt, die letztlich Einfluss auf die Kostenstruktur haben werden (z.B. Steuern und Abgaben auf Energieträger, EEG-Umlage, staatliche Förderungen und Steuerermäßigungen, Kosten für CO2-Zertifikate im Rahmen des Emissionshandels).

Was, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern?

Mit umfangreichen und detaillierten Sensitivitätsanalysen untersuchten die Experten anschließend, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren auf die Wirtschaftlichkeit haben und ob das Konzept auch unter geänderten Rahmenbedingungen wirtschaftlich umgesetzt und die GuD-Anlage rentabel betrieben werden könnte. Beispielsweise wurden Steigerungen beim Gas- und Strompreis angenommen und die Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit analysiert. Das Worst-Case-Szenario zeigt, wo die ökonomischen Grenzen für das Vorhaben liegen. Dazu unterstellten die Experten außerordentliche Preissteigerungen der Brennstoffe und CO2-Zertifikate, einen Wegfall der Förderungen und Steuerermäßigungen sowie Änderungen bei der EEG-Umlage.

Diese Sensitivitätsanalyse ist besonders wichtig, weil sich die Rahmenbedingungen von der Planung bis zur Realisierung des Projektes äußerst dynamisch entwickeln können. Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das seit dem 1. August 2014 in der neuen Fassung gültig ist. So muss künftig für den Strom aus neu in Betrieb genommenen Anlagen zur Eigenstromversorgung ein Anteil der EEG-Umlage an den Netzbetreiber bezahlt werden. Genaueres ist in EEG §61 geregelt. Mit den Daten der Wirtschaftlichkeitsberechnung und der Sensitivitätsanalyse können die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung konkret bestimmt, die zusätzlichen Kosten exakt quantifiziert und die Wirtschaftlichkeit überprüft werden. Die Entscheidung über die Investition steht damit auf einer soliden betriebswirtschaftlichen Grundlage.

Grünes Licht für die Angebote der Hersteller

Die TÜV-SÜD-Experten prüften die vorliegenden Angebote der Hersteller auch auf technische Plausibilität. Anhand von wärmetechnischen Simulationen wurde die Frage beantwortet, ob die angebotenen Komponenten Gasturbine, Abhitzekessel und Zusatzfeuerung so dimensioniert sind, dass sie den zu erwartenden Lastfällen in der Molkerei gerecht werden können. Wie wird sich in verschiedenen Lastsituationen das Zusammenspiel der GuD-Komponenten gestalten? Die Experten konnten diesbezüglich allen drei Angeboten grünes Licht geben, sodass keine grundsätzlichen Zweifel an der technischen Eignung bestehen. Auch diese Entscheidung steht nach Beurteilung durch die TÜV-SÜD-Experten auf einer verlässlichen, validen Grundlage.

Insgesamt zeigen die umfangreichen Analysen, dass mit der Investition in eine Gasturbine mit Abhitzekessel und Zusatzfeuereung erhebliche Kostenvorteile für die Molkerei verbunden sind, denn bei nahezu gleichem Brennstoffeinsatz kann die selbstproduzierte Strommenge erhöht und damit der Fremdstrombezug deutlich gesenkt werden. Zwar haben die Rahmenbedingungen (Energiepreise, Steuern, EEG-Umlage) einen großen Einfluss auf die Höhe der tatsächlichen Einsparungen. Doch im Vergleich zur Alternative der modernisierten Dampfkesselanlage zeigen insbesondere die Sensitivitätsanalysen, dass die GuD-Variante über die gesamte Betriebsdauer gesehen kostengünstiger ist. Durch die Wirtschaftlichkeitsberechnungen und die Konzeptanalyse von den unabhängigen Sachverständigen hat die Molkerei eine wertvolle Entscheidungsgrundlage, um die Weichen für eine sichere und kostengünstige Energieversorgung der Zukunft zu stellen.


  1. Energiekosten mit Gasturbine eindampfen?
  2. Entscheidend ist die Jahresenergiebilanz
  3. Funktionsweise von Dampfturbinen- und GuD-Anlage

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