Wo sehen Sie die größte Herausforderung für TeraJoule Energy?
Die großen Stromversorger und Netzbetreiber müssen wir überzeugen, dass uns die gesetzlichen Regelungen tatsächlich erlauben, die positive Regelenergie in die Netze einzuleiten. Das kann im einen oder anderen Fall noch dauern und wird wohl nicht ganz ohne gerichtliche Auseinandersetzungen ablaufen. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns auf Dauer durchsetzen können. Im Telekommunikationssektor hat es ja auch 10 Jahre gedauert, bis die Liberalisierung wirklich umgesetzt war. Wenn wir uns durchgesetzt haben werden, dann wird auch die Liberalisierung im Energiemarkt wirklich Einzug gehalten haben.
TeraJoule Energy hat sich auf den Handel mit grünem Strom und Strom aus erneuerbaren Energiequellen, fokussiert. Wie differenziert sich TeraJoule Energy von den Wettbewerbern?
Im Vergleich zu den Stadtwerken verfolgen wir ein anderes Geschäftsmodell. Wir können schneller und flexibler handeln. Außerdem decken wir die gesamte – und ausschließlich grüne - Wertschöpfungskette ab, vom Anlagenbau über Contracting und Lastmanagement bis zum Handel von echtem Grünstrom. Hier sind wir die Nummer 1 im Business-to-Business-Segment und werden dieses Jahr die 100 Mio. Euro Umsatzmarke übertreffen.
Im Dezember hatte TeraJoule Energy Q-Cells Clean Sourcing übernommen, einen TÜV-zertifizierten Grünstromhändler, der 2009 einen Umsatz von 49,3 Mio. Euro erwirtschaftet hat. Damit kann TeraJoule echten Grünstrom zu Graustrompreisen an Kommunen und gewerbliche Abnehmer liefern. Echter Grünstrom heißt, dass wir den Strom physisch bei EEG-Anlagen einkaufen und dann an den Endverbraucher vermarkten. Hier wird keine Strom durch Zertifikate oder sonstige zweifelhafte Mechanismen reingewaschen, sondern wir bilden den End-to-End-Prozess ab. 10 MW eingekauft, die gleichen 10 MW verkauft!
Unternehmen können damit ohne Mehrkosten ihre CO2-Bilanz verbessern?
Ja das stimmt! Derzeit nutzen wir hierzu Wasserkraft sowie Klär- und Grubengas, außerdem planen wir – je nach neuer Gesetzgebung - künftig auch Windkraft und Biogas mit einzubeziehen.
TeraJoule Energy ist erst vor einem halben Jahr gegründet worden, Sie selber waren zuvor als Unternehmensberater tätig. Was stimmt Sie optimistisch, sich künftig im Umfeld des Energiemarktes erfolgreich behaupten und wachsen zu können?
Die Unternehmensberatung, die ich aufgebaut habe, hat sich immer schon nach interessanten neuen Geschäftsfeldern in sich verändernden Märkten für seine Kunden umgeschaut. So hatten wir seiner Zeit aus der Beratung heraus auch – vor dem Hintergrund des entstehenden Internets - die Scout24-Gruppe gegründet.
Die nächste große Welle von neuen Geschäftsmodellen wird im Bereich der Energiewirtschaft stattfinden. So werden wir auch hier – teilweise in Kooperation, teilweise im Wettbewerb mit den etablierten Playern – neue Geschäftsmodelle erfinden und in den Markt bringen. Zumal ich genau weiß durch meine Beratungstätigkeit weiß was diese Player können und was sie nicht können und was sie nicht wollen. Beispielsweise Notstromaggregate zu virtuellen Kraftwerken zusammenzuschließen, das passt nicht in das Geschäftsmodell der großen EVUs. Das ist für sie ein viel zu kleinteiliger Markt.
Wir gehen den Markt anders an als die traditionellen Mitspieler, wir wissen, was Marketing ist und wie man einen Vertrieb aufbaut. Die ehemaligen Monopolisten haben da eher weniger Erfahrung. Hier sehen wir unsere Chance, um in einem liberalisierten Energiemarkt erfolgreich wachsen zu können.
Das bedeutet, dass TeraJoule aber doch sowohl mit den großen EVUs als auch mit kleineren Versorgern in Wettbewerb treten wird?
Überlappungen wird es sicherlich geben, aber auch Kooperationen und Synergien. Eben genau so, wie im Internet – deshalb sprechen wir auch vom Grünen Internet der Energie!