Leserbriefe

Staatspreis für Ineffizienz?

17. November 2010, 11:02 Uhr | Heinz Arnold
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Gefahrlose Wasserstoffspeicherung gegen politischen Eigennutz

Ich habe mir gerade den aktuellen Newsletter durchgesehen und mir die Kommentare und Lesergedanken zum Thema Wasserstoff durchgelesen.

Hierzu möchte ich Folgendes anmerken:

Die Natur hat das Problem der Lagerung von Wasserstoff bereits seit sehr langer Zeit gelöst. Der Wasserstoff kommt dabei zumeist aus photo-chemischen Reaktionen, jedoch sind auch andere Quellen (H2S) möglich.

Der Wasserstoff wird chemisch zusammen mit Co2 aus der Luft in Molekülen gebunden. Dies ist zuerst Glukose, welche dann auch noch zusätzlich in die kompakten Langzeitspeicher Stärke oder Fette umgewandelt werden kann.

Die genannten technischen Probleme mit Flüchtigkeit und hohen Drücken sind bei dieser Methode nicht existent und der Prozess ist vollständig reversibel.

Die Natur verwendet übrigens ebenfalls die Knallgas Reaktion in den Mitochondrien, den »Brennstoffzellen«, um die Energie des gespeicherten Wasserstoffs wieder zu nutzen.

Leider sind wir mit unseren technischen Möglichkeiten noch weit davon entfernt, diesen Zyklus nach zu bauen und für unsere Zwecke zu nutzen.

Aber wir sind bereits heute in der Lage, aus Wasserstoff und CO2 ebenfalls Moleküle zu bilden. Wobei Methanol bereits ein brauchbares Molekül wäre und es existieren sogar Brennstoffzellen mit diesem Betriebsstoff. Hier ist aber auch jedes andere Molekül denkbar, wobei sicher langkettige Moleküle besonders wünschenswert wären.

Diese Speichermoleküle wären dann leicht zu handhaben und zu transportieren.  

Natürlich muss hierfür Energie investiert werden (auch der Aufbau von Stärke und Fetten kostet Energie), jedoch überwiegen die Vorteile bei der Speicherung. Und doch lieber 30 % der Energie zur Synthese der lagerbaren Speichermoleküle einsetzen als 60 % Verlust durch Flüchtigkeit von freiem Wasserstoff nach wenigen Tagen.

Es gilt also einen uralten Mechanismus zur Wasserstoffspeicherung nachzubilden. Das geht nicht von heute auf morgen. Das Proof-Of-Concept ist aber da.

Es fehlt jetzt nur noch am Willen und Geld für Grundlagenforschung und zur technischen Umsetzung.

Am Ende der Entwicklung könnte ein Speicherkraftwerk stehen, das elektrische Energie aus dem Netz in Form von chemisch gebundenem Wasserstoff speichert und bei Bedarf wieder freisetzen und in Brennstoffzellen wieder in elektrische Energie umwandelt. Wasserstoff wäre hier nur Intermediat und muss nur in kleinen Mengen in freier Form vorgehalten werden.

Beide Funktionen kann man auch räumlich trennen. z.B. Synthese in äquatorialen Wüstengebieten, z.B. der Sahara, mit PV Anlagen zur Wasserstoffgewinnung und zur chemischen Fixierung und Verbrauch der erzeugten Speichermoleküle in Brennstoffzellen oder auch direkt in Motoren irgendwo anders.

Wüstengebiete bieten sich hier an, da es nachhaltige Arbeitsplätze vor Ort schafft und zudem keine Konkurrenzsituation mit Anbauflächen für Nahrungspflanzen entsteht.

Das mag sich alles sehr aufwändig anhören verglichen mit der direkten Nutzung von Wasserstoffgas. Doch wenn ich an die Probleme bei der Lagerung von H2 und das Gefahrenpotiential denke, dann dürfte der technische Aufwand hierfür noch viel größer sein. Zumal eine Wasserstoff-Infrastruktur noch nicht existiert - für flüssige Kohlenwasserstoffe schon.

Ansonsten sehe ich eher politische Probleme bei Umsetzung von nachhaltigen Lösungen jeder Art, da diese Lösungen zentralistische Monopol-Konzepte der bisherigen Energiewirtschaft obsolet machen und damit die damit garantiert erzielten Milliardengewinne. Die Nutznießer des jetzigen Systems werden diese Gewinne weder freiwillig aufgeben, noch in Forschung in alternative und zumeist dezentrale Techniken
stecken.

Dieses Problem ließe sich nur politisch lösen. Oder auch nicht - denn in diesem Land wird schon seit längerer Zeit die Politik von wohlhabenden Lobbyvereinen gemacht. Die Lobby der alternativen Energiewirtschaft gehört leider nicht zu diesem erlesenen Kreis – Nachhaltige Energieversorgung und neue Arbeitsplätze und Berufe sind für die meisten Politiker kein Zukunftsargument, sondern eher der nach-berufliche Eigennutz.

Carsten Schlote
c.schlote@konzeptpark.de


  1. Staatspreis für Ineffizienz?
  2. Induktiv laden – nur während der Fahrt sinnvoll
  3. Lieber erst mal kleine Geräte induktiv laden
  4. Machen wir die Erde mit Wasserstoff zum Mars?
  5. Gefahrlose Wasserstoffspeicherung gegen politischen Eigennutz
  6. Fragen zu Wasserstoff
  7. Reproduktionsfähigkeit regenerativer Energien
  8. Harvard-gestählte Manager gegen Sicherheit der Energieversorgung

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Energietechnik