Pilotanlage zur Flugstromvergasung biogener Reststoffe

Komplexe Prozessstufe für die Bioreststoffvergasung realisiert

5. März 2013, 10:00 Uhr | Hagen Lang
© KIT/Markus Breig

Mit geeigneten Verfahren könnten jährlich Millionen Tonnen ungenutzter biogener Reststoffe einer hochwertigen energetischen Verwertung zugeführt werden. Ein wichtiger Schritt dahin ist jetzt dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit seinem Technologiepartner Air Liquide Global E&C Solutions gelungen.

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Das vom KIT entwickelte vierstufige bioliq-Verfahren (Biomass to Liquid Karlsruhe) erlaubt die Herstellung von hochwertigen und motorfreundlichen Designerkraftstoffen für Diesel- und Ottomotoren aus trockener Restbiomasse mit niedrigem Energiegehalt. Die erste Stufe wandelt die Restbiomasse durch Schnellpyrolyse in eine rohölartige Substanz um, die wirtschaftlich transportiert und weiterverarbeitet werden kann. Das bioliqSyncrude genannte Substrat wandelt ein Hochdruck-Flugstromvergaser bei Temperaturen über 1.200 Grad Celsius und Drücken bis zu 80 bar in ein teerfreies Synthesegas um. Diese zweite Prozessstufe, der aufwändige Hochdruck-Flugstromvergaser bioliq II, wurde jetzt an den Karlsruher Pilot-Betrieb übergeben.

KIT-Vizepräsident für Forschung und Innovation, Dr. Peter Fritz erklärte: »Der gesamte bioliq-Prozess ist exemplarisch für die nachhaltige Nutzung von Biomasse und trägt wesentlich dazu bei, fossile Energieträger zu ersetzen und die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu verringern.« Die speziellen Werkstoffe des Flugstromvergasers halten selbst korrosiven Bestandteilen der Biomasse stand und ermöglichen es, die Anlage mit hohen Drücken zu fahren. Dank des besonderen Anlagendesigns des Flugstromvergasers sind verschiedenste, sogar hohe Ascheanteile beinhaltende Biomassen, verwertbar.

»Da das bioliq-Verfahren auf Stroh und weitere biogene Reststoffe zurückgreift, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion stehen, sind wir somit in der Lage, einen wichtigen Teil zur Entwicklung alternativer Energielösungen beizutragen«, so Francois Venet, Vice President Air Liquide Global E&C Solutions.

Das Heißgas wird in Stufe III des KIT-Verfahrens gereinigt und in Stufe IV zu einem maßgeschneiderten Kraftstoff synthetisiert. Die Pilotanlage am KIT Campus Nord schließt so eine wichtige Lücke in der Verwertung nachwachsender, erneuerbarer Rohstoffe. 50 Prozent des Investitionsvolumens von 28 Millionen Euro für die Anlage trägt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).

KIT und AirLiquide Global E&C Solutions teilen sich die übrigen Investitionskosten je zur Hälfte. AirLiquide Global E&C Solutions hat die bioliq-Prozessstufe II nicht nur projektiert, geliefert, montiert und in Betrieb genommen, sondern wird sich auch an den weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beteiligen. 


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