Privatnutzung von Sonnenenergie

Die größten Fallstricke bei der Planung der eigenen Solaranlage

16. August 2023, 16:27 Uhr | Alexander Vocale, Solar-Stunde
© reimax16/Adobe Stock

Immer mehr private Haushalte und Unternehmen nutzen Photovoltaik zur Stromerzeugung. Doch auf dem Weg zur grünen Energie für das eigene Zuhause können Einsteiger leicht in die Fehlerfalle tappen. Der Solar-Experte Alexander Vocale erklärt, wie man typische Fallstricke vermeiden kann.

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Fehler 1: Die Solaranlage ist falsch platziert

Damit möglichst viele Sonnenstrahlen auf die Solarmodule treffen, spielen die Ausrichtung und der Neigungswinkel der Module eine entscheidende Rolle. Optimal ist eine Ausrichtung nach Süden bei einem Neigungswinkel von 30°. Damit erzielt die Anlage die größten Erträge, weil der Einstrahlungs- und Reflektionsverlust am geringsten ist. Auch kann der Regen Laub, Sand und andere Verschmutzungen leicht abspülen. Dafür wird bei Steildächern die vorhandene Dachneigung genutzt, bei einem Flachdach werden die Module aufgeständert. Sinnvolle Alternativen bilden Ausrichtungen nach Südwesten oder Südosten bei einem Neigungswinkel von circa 45°. Hierbei sinkt der Ertrag nur um circa fünf bis zehn Prozent. Besonders flache oder steile Winkel oder Ausrichtungen nach Norden sollten möglichst werden. Dadurch trifft bedeutend weniger Sonnenlicht auf die Module, was ihre Leistung beeinträchtigt.

Fehler 2: Verschattung wurde nicht berücksichtigt

Bei der Standortwahl gilt es, verschattete Bereiche auszusparen und dort lieber auf einzelne Module zu verzichten. Jegliche Verschattung bedeutet eine gravierende Leistungsverringerung der Anlage. Zwar werden Bäume und Nachbargebäude meist als Schattenspender erkannt, andere Objekte wie Schornsteine, Antennen, Satellitenschüsseln, Masten, Straßenlaternen oder Hügelkuppen jedoch häufig übersehen. Auch sollte die Standortwahl nicht erfolgen, wenn die Bäume entlaubt sind. Hilfreich ist der Einsatz eines Sonnenbahnindikators, um mögliche Beschattungen zu lokalisieren.

Fehler 3: Die Dachfläche ist falsch berechnet

Bei der Berechnung der Dach- bzw. Montagefläche sollte ein genaues Aufmaß vor Ort durch einen Fachbetrieb erfolgen. Alte Baupläne sind häufig ungenau und Umbauten oder Sanierungen oft nicht hinreichend dokumentiert. Falsche Maße führen dazu, dass die Anlagengröße nicht passt. Für die Berechnung müssen Schattenflächen und Elemente wie Schornsteine, Fenster und Satellitenschüsseln abgezogen werden. Ein gewisser Randabstand zur Dachkante sorgt dafür, dass der Wind nicht von den Seiten unter die Module gelangt und sie aus ihrer Verankerung reißt.

Fehler 4: Die Beschaffenheit des Dachs wurde ignoriert

Nicht jedes Dach ist stabil genug, um das Gewicht einer Solaranlage zu tragen. Wird die Dachstatik nicht im Voraus geprüft oder auf einem sanierungsbedürftigen Dach gearbeitet, kann es passieren, dass das Dach diese Belastungen nicht aushält. Mit den Modulen, der Unterkonstruktion, dem Befestigungsmaterial und den Montagearbeiten kommt viel Gewicht zusammen. Auch die regionstypischen Wind- und Schneelasten sowie die Last durch Starkregen gilt es einzukalkulieren. Da die Lebensdauer einer Solaranlage circa 20 bis 30 Jahre beträgt, sollten Erneuerungen und Reparaturarbeiten am Dach vor der Montage erfolgen. Wichtig ist es, die Gegebenheiten vor Ort genau zu betrachten und darauf zu reagieren. Neben der klassischen Dachanbringung können Module beispielsweise auch an der Hausfassade, auf der Garage oder im Garten montiert werden. Oder man wählt Solardachziegel, die bereits mit Photovoltaik ausgestattet sind.

Fehler 5: Der Eigenbedarf ist falsch kalkuliert

Für den Eigenverbrauch vorgesehene PV-Anlagen sollten im Idealfall so dimensioniert sein, dass sie den Strombedarf möglichst punktgenau decken. Richten Planer ihre Anlage nur nach dem derzeitigen Energiebedarf aus, wird sie in den meisten Fällen zu klein. Für eine optimale Auslegung gilt es, auch den künftigen Verbrauch abzuschätzen. Geplante Anschaffungen wie der Kauf eines Elektroautos, die Installation einer Wärmepumpe oder einer Klimaanlage, aber auch die Berufs- und Familienplanung oder bauliche Entwicklungen am Haus sind als wichtige Aspekte einzubeziehen. Fehlberechnungen führen zu einer falschen Dimensionierung der Anlage.

Fehler 6: Unzureichende Wechselrichter und Batteriespeicher kommen zum Einsatz

Wer seinen erzeugten Strom selbst dann nutzen möchte, wenn die Anlage nicht aktiv produziert, benötigt einen Speicher. Ist der jedoch zu klein, wird der Strombedarf bei schlechtem Wetter nicht ausreichend gedeckt. Bei gutem Wetter ist er schnell voll und weitere überschüssige Energie geht ungenutzt verloren. Auch Wechselrichter- und Anlagengröße müssen genau aufeinander abgestimmt sein. Der Wechselrichter übernimmt die Umwandlung des von der Anlage produzierten Stroms in nutzbaren Wechselstrom und beeinflusst die Anlagenleistung entscheidend. Ist er zu klein, überlastet und überhitzt er schnell. Wenn die von der Anlage erzeugte Leistung zu hoch für den Wechselrichter ist, begrenzt er die eingehende Leistung und schränkt somit den Wirkungsgrad der Anlage ein. Sind Speicher oder Wechselrichter zu groß, passen sie nicht zum Bedarf und treiben die Kosten der Solaranlage unnötig in die Höhe. Dadurch verschiebt sich die Amortisation noch weiter nach hinten.


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