Die Batterie – die es noch nicht gibt – ist das Schlüsselelement für den neuen, grünen Energiemarkt überhaupt - und für Piëch & Co., um diesen Familiennamen einmal mehr zu bemühen. Diese Batterie gilt es mit äußerstem Nachdruck zu entwickeln. IBM zum Beispiel ist dran. Und nicht nur die, auch BYD, mit Geld u.a. von Warren Buffet. Mit der Metall-Luft-Batterie fährt die elektrische Großraumlimousine von Basel nach Hamburg, ohne zu "tanken". Aber die Probleme die noch zu packen sind verhindern, dass jeder Dahergelaufene dazu imstande ist. Der deutschen Industrie traue ich das allemal zu. Wir kleinen Schweizer wären in Nischen allenfalls gerne behilflich. Wie war das doch vor gut zwanzig Jahren mit der blauen Leuchtdiode, also auch dem weissen LED-Licht und demLED-Bilschirm? "Noch Jahrzehnte entfernt" nach Expertenmeinung - dazu gehörte der LED-Dominator HP. Und plötzlich ging es doch. Und wo? In einem japanischen Labor.
Vielleicht braucht es sogar eine deutsch-chinesische Kooperation. Und wie auch schon gesagt, in Russland gibt es, vornehmlich in den harten Wissenschaften Physik, Chemie, Mathematik ganz, ganz helle Köpfe.
Was es ganz sicher braucht: Ein Berlin, das zu hundert Prozent hinter diesen Bemühungen steht, nicht je nach Wahlbarometer, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Die Entwickler brauchen ein sicheres Fundament, das gleiche Fundament, das die japanische, die koreanische, die taiwanesische Regierung ihren Elektronikern während Jahrzehnten sicherte. Den flachen Bildschirm hätten wir heute mit Gewissheit noch nicht - und vieles andere mehr, dessen Entwicklung sich aufgrund der Risiken bwz. der langen Entwicklungszeiten für Philips und Co. nicht lohnte. Und neuerdings gibt es die chinesische Industrie, der eine felsenfeste, verlässliche Regierung den Rücken stärkt.
Die deutsche Industrie hat mit der atomfreien Stromerzeugung und mit der Elektromobilität einen Jahrhundertauftrag, wie es ihn so früher nur von kriegslüsternen Regierungen gab, egal auf welchem Kontinent. Nur leider hat Berlin noch nicht ganz begriffen, dass es mehr als ein Regierungsprogramm braucht. Und deshalb steht Deutschland jetzt vor der Frage:
1000 Milliarden (und sicher noch viel mehr) in europäischen Schwarzen Löchern verdampfen (ausländischen Banken zuliebe) oder mit tausend bis zweitausend Milliarden die neue Energielandschaft aufbauen.
Der Vorteil der zweiten Alternative: das Geld flösse fast gänzlich in die eigene Volkswirtschaft, also in die eigenen Lohntüten. Ich sage "eigen" und "deutsch". Das klingt zynisch-egoistisch, wo man doch vor der heroisch-selbstlosen Aufgabe steht, Europa zu bauen!
Doch es ist nicht egoistisch, denn ein geschwächtes Deutschland lässt die Schwachen erst recht untergehen. Es ist doch viel besser, Berlin finanziert, zum Beispiel in Spanien und Portugal, Windmühlenparks und große Stromspeicher aus deutscher Fertigung, anstatt spanische und französische Banken zu retten, die sowieso des Teufels sind. Oder: Die deutsche Industrie rekrutiert in Spanien und Portugal Techniker, die in Deutschland Mangelware sind. So läuft die echte europäische Integration, aber das dauert halt etwas länger als eine schwarze oder eine rote Regierungsperiode.
Herbert Graf
herbertgraf@swissonline.ch