Wasserstoff-Zukunft

Bosch startet Serienfertigung von Brennstoffzellen-Antrieb

14. Juli 2023, 13:26 Uhr | Kathrin Veigel
Von Juli 2023 an erfolgt die Serienfertigung des Brennstoffzellen-Antriebssystems (Fuel-Cell-Power-Module; FCPM) auf einer Fläche aktuell fast so groß wie ein halbes Fußballfeld im Werk in Feuerbach.
© Bosch

Bosch startet in das Wasserstoff-Zeitalter der Mobilität: In Stuttgart-Feuerbach hat das Unternehmen mit der Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems begonnen. Pilotkunde ist das US-Firma Nikola mit seinem brennstoffzellenelektrischen Lkw, der in Q3/23 auf den US-Markt kommen soll.

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Das Technologieunternehmen Bosch ist entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette aktiv und entwickelt Technik für die Erzeugung und Anwendung. 2030 will man mit seinen Wasserstoff-Technologien einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen.

Bei seinen Lösungen für die Wasserstoff-Wirtschaft setzt Bosch auf einen weltweiten Fertigungsverbund und die Leistungsfähigkeit seiner deutschen Standorte. So liefert das Bosch-Werk in Bamberg für die Feuerbacher Fertigung den Brennstoffzellen-Stack zu. Aus dem Werk Homburg stammen wichtige Systemkomponenten wie unter anderem der elektrische Luftkompressor oder das Rezirkulationsgebläse.

Parallel zu Feuerbach läuft eine Fertigung für das Brennstoffzellen-Antriebssystem auch im chinesischen Chongqing an – hierfür kommen die nötigen Komponenten aus dem Werk in Wuxi. Zudem plant Bosch, Stacks für mobile Anwendungen auch im US-Werk Anderson, South Carolina, zu fertigen. Das Unternehmen geht davon aus, dass voraussichtlich 2030 bereits jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen weltweit mit einem Brennstoffzellen-Antrieb unterwegs sein wird.

Bosch gestaltet die H2-Wirtschaft mit

Eine klimaneutrale Welt kann es nur mit Wasserstoff geben – davon ist Bosch fest überzeugt. Entsprechend stark engagiert sich das Unternehmen für den Aufbau einer H2-Wirtschaft und weitet seine Investitionen in Wasserstoff noch einmal aus. Insgesamt investiert Bosch von 2021 bis 2026 nahezu 2,5 Milliarden Euro in die Entwicklung und Fertigung seiner H2-Technologien. Das ist noch einmal eine Milliarde Euro mehr, als es der Investitionsplan für den Zeitraum 2021 bis 2024 vorgesehen hatte.

Die geschäftlichen Chancen für Bosch sind groß, ebenso der Beschäftigungseffekt. Schon jetzt beschäftigt das Unternehmen mehr als 3.000 Menschen mit Wasserstoff-Technologien, davon mehr als die Hälfte in Europa. Das Gros der Stellen kann intern besetzt werden, vor allem mit Beschäftigten aus der Bosch-Antriebssparte.

Die weiteren Erfolgsaussichten für das Wasserstoff-Geschäft seien laut Bosch jedoch an die politischen Rahmenbedingungen geknüpft. Vor allem Europa müsse weit mehr tun, auch um ein Gegengewicht zur starken Dynamik in anderen Weltregionen wie zum Beispiel den USA zu schaffen.

Konkret stellt Bosch vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik:

  • Die H2-Erzeugung muss in der Europäischen Union forciert werden,
  • Internationale Lieferketten gilt es zu etablieren
  • Wasserstoff soll in allen Wirtschaftssektoren eingesetzt werden
  • In Europa muss schnell Infrastruktur für die Wasserstoff-Verteilung entstehen

Technik von der Elektrolyse bis hin zum H2-Motor

Tätig ist das Unternehmen daher auch in der H2-Erzeugung. Anfang 2023 hat bei Bosch der Musterbau für das Elektrolyse-Verfahren mit Protonen-Austausch-Membranen begonnen – das ist die Umkehrung der Energieumwandlung, wie sie in der mobilen Brennstoffzelle stattfindet. Von Herbst an will das Unternehmen 1,25-Megawatt-Funktionsmuster für Pilotanwendungen zur Verfügung stellen und befindet sich auf Kurs für einen Serienstart im Jahr 2025.

Für die Nutzung von H2 ist Bosch gleich auf mehreren Pfaden unterwegs. Das Einsatzgebiet der stationären Brennstoffzellen auf Basis der Festoxid-Technologie ist die dezentrale Energieversorgung mit Strom und Wärme. Bei einem Pilotprojekt im Krankenhaus Erkelenz bei Köln will Bosch mit seiner Technik so einen Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent erzielen. Das Kleinkraftwerk arbeitet zunächst mit Erdgas, kann jedoch auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden.

Neben dem Brennstoffzellen-Antrieb arbeitet Bosch am Wasserstoff-Motor und entwickelt dafür sowohl eine Saugrohr- als auch eine Direkteinblasung von H2. Geeignet ist diese Lösung vor allem für schwere Fahrzeuge, die über längere Zeit mit besonders hohen Lasten unterwegs sind. Auf den Markt kommt der H2-Motor voraussichtlich von 2024 an. Schon jetzt hat Bosch vier Serienprojekte in allen Teilen der Triade und erwartet bis 2030 sechsstellige Stückzahlen.

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