Thomas Hase, Director Supply Chain Management Europe Renesas
Eine wesentliche Folge für alle Beteiligten ist der erhebliche Mehraufwand. Für alle Warenbewegungen von und nach Großbritannien müssen im Zuge des Brexits zusätzlich Ausfuhranmeldungen gemacht werden. In Summe erhöht sich dadurch der Arbeitsaufwand deutlich, ebenso wie die Kosten.
Der immense Mehraufwand durch die erhöhte Dokumentation schlägt sich nicht nur im Warentransport zum Kunden, sondern auch unternehmensintern im Zuge der Warenverteilung an die verschiedenen Niederlassungen in ganz Europa nieder. So müssen ggf. aus einer Lieferung standortbedingt zwei gemacht werden.
Die Logistikdienstleister haben zwar ihr Personal aufgestockt, jedoch müssen sich neue Mitarbeiter immer erst auch in die neuen Rahmenbedingungen einfinden, bis es rund läuft. Trotz guter Vorbereitung hakt es noch an vielen Stellen. Dies gilt auch für die Zollabwicklung. 2004 hat der Zoll im Zuge der EU-Osterweiterung Stellen abgebaut. Auch hier müssen sich die personellen Kapazitäten erst wieder einpendeln.
Die Zollabwicklung gestaltet sich derzeit als Engpass. Im Schnitt sind hierfür 4 bis 5 Tage erforderlich. Renesas hat im Januar temporär von Economy- auf Expresslieferung umgestellt, um die Übergangsphase bestmöglich abzufedern. Mittlerweile laufen die Lieferungen wieder auf Economy. Insgesamt sind längere Vorlauf-, Transport- und Abwicklungszeiten einzuplanen. Für Ware, die über UK läuft, sind Lieferzeiten wie in der Vergangenheit von 1 bis 2 Tagen derzeit nicht realisierbar.
Der erhöhte Arbeitsaufwand für den Zoll hat im Übrigen nicht nur Auswirkungen auf die Lieferungen von und nach Großbritannien, sondern betrifft auch die Zollabfertigung von Waren aus allen Regionen der Welt. Hierbei handelt es sich um kein reines Problem mehr zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und dem Vereinigten Königreich, alle anderen Lieferungen verzögern sich ebenfalls.
Grundsätzlich müssen unsere Kunden langfristiger planen, um Expresslieferungen und damit höhere Transportkosten zu vermeiden. Im Vergleich zum Januar haben wir im Februar aber bereits erste Verbesserungen festgestellt. Die Prozesse laufen auf allen Seiten etwas runder und schneller. Der springende Punkt ist jedoch, dass der Mehraufwand durch die zusätzliche Dokumentation bleibt. Darauf müssen sich alle Beteiligten langfristig einstellen.