TDK-Europa-Umsatz

»1 + 1 ist wirklich mehr als 2!«

7. November 2018, 9:30 Uhr | Engelbert Hopf
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Distributionsanteil hat zugenommen

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Joachim Zichlarz, TDK: »Nach der Übernahme hat TDK die Integration nur dort vorangetrieben, wo es Überlappungen in Form doppelter Strukturen gab.« 
© Markt&Technik

Sie sprachen neue Trends in den Absatzsegmenten an. In welchem Umfang investiert TDK jährlich in die Entwicklung neuer passiver Bauelemente?

Der TDK-Konzern investiert insgesamt etwa 800 Millionen Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung. Hier haben sich die Ausgaben in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt und auch im Bereich der passiven Bauelemente sind in dem Zeitraum die R&D-Aufwendungen überdurchschnittlich angehoben worden. TDK verfügt über ein schlagkräftiges R&D-Netzwerk mit einem großen Technologiezentrum in Japan, regionalen R&D-Zentren und R&D-Abteilungen an den weltweiten Entwicklungs- und Fertigungsstandorten.

Wer dann daraus ein marktreifes Produkt macht, scheint aber davon abzuhängen, wer das größte Potenzial in einer neuen Idee sieht, wie zuletzt beim Beispiel der Mini-Akkus auf MLCC-Basis.

Nein, das ist vielmehr eine Frage der effizienten Verzahnung von Kompetenzen. Bei dem angesprochenen Mini-Akku CeraCharge erfolgte die Entwicklung von der Grundlagenforschung bis zum Prototyp in Japan. In Zusammenarbeit mit den Forschern in Japan hat dann ein Team am Standort Deutschlandsberg in Österreich dieses zukunftsträchtige Produkt für vielfältigste IoT-Anwendungen zur Serienreife gebracht und dabei teilweise auf bereits vorhandenes Produktions-Know-how und -Equipment zurückgegriffen.

TDK scheint in dieser Beziehung sehr offen zu sein und nicht am „Not invented here“-Syndrom zu leiden. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass sich das Unternehmen in regelmäßigen Abständen quasi wieder neu erfindet.

Als japanisches Unternehmen erzielt TDK heute nur noch weniger als 10 Prozent seines Umsatzes im Mutterland. TDK verfolgt eine ganz klar auf globales Wachstum ausgerichtete Strategie, die sich unter anderem auch darin widerspiegelt, dass 99 Prozent aller Meetings in Japan auf Englisch stattfinden. Diese Internationalität wird unter anderem auch dadurch dokumentiert, dass die Abteilung Global Human Resources mit weltweiter Verantwortung für Personalthemen in München angesiedelt ist und von einem gebürtigen Bayern geleitet wird. Ich gebe zu: Dass seine Mutter Japanerin ist und er die Sprache fließend spricht, hat vielleicht auch ein ganz klein wenig geholfen. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: TDK war bis in die 1980er-Jahre ein Ferrit-basiertes Unternehmen. Dann stieg man 1986 mit der Übernahme von SAE in das Festplattenlesekopf-Geschäft ein. 2005 wurde der Batteriehersteller ATL akquiriert, 2008 Epcos. Im Jahr 2017 schließlich wurde etwa der Sensorenhersteller InvenSense übernommen. All diese Übernahmen haben entscheidend zum weiteren globalen Wachstum von TDK beigetragen.

Seit gut zwei Jahren ist die Situation im Bereich passiver Bauelemente durch eine sehr angespannte Situation der Lieferkette gekennzeichnet. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung, in welchem Maße investiert TDK in den Ausbau der Fertigungskapazitäten?

Zuerst einmal, die entstandene Situation resultiert unter anderem aus einer Marktkonsolidierung, im Zuge derer verschiedene Unternehmen Entscheidungen über ihre zukünftige Produktstrategie getroffen haben. Die Auswirkungen dieser Entscheidungen haben dazu geführt, dass bei Weitem nicht mehr alle Kundenwünsche befriedigt werden können, da sich durch eine breit gefächerte Elektrifizierung verschiedenster Bereiche der Marktbedarf zusätzlich ausgeweitet hat. Wir haben daher in den letzten Jahren unsere Kapazitäten deutlich ausgebaut und werden dies auch in Zukunft tun. TDK wird in Summe in den nächsten drei Jahren Investitionen von mehr als 3,7 Milliarden Euro tätigen. Rund ein Drittel davon wird in den Bereich der passiven Bauelemente fließen.

Die Übernahme von Epcos sollte für TDK den Vertriebskanal nach Europa verbessern. Hat das in Ihren Augen nach Wunsch funktioniert?

Das Vorhaben war sicher erfolgreich. Die nun zehn Jahre zurück liegende Übernahme hat dazu geführt hat, dass den Kunden heute weltweit ein One-Stop-Supplier mit breitem, technologisch führendem Produktportfolio zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zur Verfügung steht, und das mit dem Qualitätsstempel TDK. Wir bieten heute weltweit gemeinsame Produkt-Plattformen an, für die zum Kunden hin jeweils ein Ansprechpartner als Schnittstelle in die TDK-Welt dient.

Eine der besonderen Eigenheiten von Epcos bestand in einer hohen Anzahl eigener Vertriebsmitarbeiter. Der Anteil der Distribution war vergleichsweise gering. Hat sich das in den zehn Jahren seit der Übernahme spürbar verändert?

Ganz so schlimm war es auch zu Epcos-Zeiten nicht! Mit 22 bis 23 Prozent ist der Distributionsanteil des TDK-Bauelementegeschäfts heute allerdings deutlich höher. Damit liegen wir auch in unserem Zielkorridor von ungefähr 25 Prozent. Klar ist, bei dem breiten Produktspektrum, das wir heute als TDK anbieten, können wir nicht jeden über den Direktvertrieb erreichen. Mithilfe der Distribution sind wir in der Lage, vor allem auch viel mehr kleine, innovative Ingenieurbüros zu erreichen. Fazit: Wir sehen die Distribution als idealen Partner, um insbesondere auch unsere mittleren und kleinen Kunden besser erreichen und bedienen zu können.


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