LEDs als Leuchtmittel

Die LED-Industrie muss noch etliche Hürden nehmen

25. Juli 2012, 16:38 Uhr | Willem Ongena
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Den Wissenshunger stillen

Neben der LED-Retrofitlampe gibt es weitere Vehikel, die der LED zum Marktdurchbruch verhelfen können. Bert Schukat sieht in diesem Zusammenhang die Hilfestellung für den Lichtplaner als eminent wichtiges Marketing-Tool: »Man muss auch das Werkzeug anbieten. Der Leuchtenplaner kann sonst nicht planen. Diese Werkzeuge fehlen noch. Und wir müssen die ganze Kette vom LED-Hersteller bis zum Installateur berücksichtigen. Denn der herkömmliche Techniker kennt die EVG-Fachsprache des Installateurs, der letztlich die Abschlussarbeit an der Front macht. Es ist daher noch viel Know-how-Transfer nötig, bis die Produkte im Markt ankommen können. Die Kunden haben zum Beispiel auch wenig Ahnung von Optik. Diese Schritte muss die Industrie noch vollziehen. In ein bis zwei Jahren dürfte es aber zu einem heftigen Boom kommen. Bis dahin werden wir auch weiter erleben, dass die großen Anbieter noch mit eigenen Standards und eigener Befestigungstechnik agieren.«

Staffan Kordina wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, inwiefern die LED-Datenblätter und -Spezifikationen wirklich beschreiben, was der Kunde wissen will bzw. muss. Er nennt als Beispiel den Farbwiedergabe-Index und berichtet: »Auf der Light+Building haben viele Besucher daneben getippt, als wir sie fragten, welche von zwei Lampen die bessere Farbwiedergabe hat. Beschreibt also der CRI die Farbwiedergabequalität vollständig und adäquat?«

Auch die anderen Teilnehmer räumen ein, dass in puncto Specmanship noch Einiges zu verbessern bleibt. Mitch Sayers erinnert sich: »Vor sieben bis acht Jahren haben Datenblätter nichts gemeinsam gehabt. Das war wirklich schmerzhaft für Anwender. Jetzt sind wir schon sehr weit gekommen. Was der Anwender an Daten braucht, sollte verfügbar sein. Aber es bleiben Meinungsunterschiede. Und ein Komitee kann das eher nicht entscheiden. Schließlich kann man unzählige Dinge messen, aber dabei kann man sich auch wirklich verrückt machen. Und mehr messen kostet mehr Geld.«

Bert Schukat merkt hierzu an: »Man darf eines nicht vergessen: Viele Kunden kennen bestimmte Parameter von der herkömmlichen Technik und fragen verständlicherweise, wie das bei der LED ist. Das ist eine natürliche Folge des Wissenshungers. Aber eigentlich wollen die Fragesteller dabei nicht unbedingt einen Datenblattwert haben. Die Antwort: ’Vernachlässigbar’ ist daher oft ausreichend.« Mitch Sayers: »Es kommt auch auf die Anwendung an. Manchmal kann ein Parameter wichtig sein, der sonst selten Bedeutung hat.«

Alexander Müller sieht in diesem Zusammenhang auch die deutsche Gründlichkeit als mögliches Hindernis: »Der Drang nach Vergleichbarkeit von Datenblättern ist in Deutschland am stärksten. Man möchte am liebsten die Datenblätter vereinheitlichen. Das geht heute noch nicht. Es gibt aber Diskussionen mit dem BMBF. Wirft uns dieser Trend am Ende vielleicht zurück?«

Franz Bernitz sieht hierin eine Bestätigung seiner Thesen: »Da kommt der Aspekt des Standards wieder in die Diskussion hinein. Der Kunde kauft nicht einfach LEDs, die er irgendwo einschraubt.«

Unsicherheit bei Alterungseffekten

Manche Kunden sind etwas unsicher, wenn es um die Auswirkungen von Alterung auf das LED-Verhalten geht. Vor allem langfristige Farbverschiebungen stehen dabei oft im Fokus. Hierzu findet man aber gewöhnlich im Datenblatt keine Angaben. Mitch Sayers erklärt auch, warum: »Schon die Fragestellung und erst recht die Antworten sind sehr komplex. Die Auswirkungen auf den Farbraum sind meistens eingrenzbar, die auf den einzelnen Vektor aber nicht. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass Alterung bei anderen Leuchtmitteln viel stärker wirkt als bei der LED. Betrachten Sie mal das Leuchtmittel Bogenlampe.«

So gesehen, könnte man bei der Frage nach der Wirkung der Alterung oft antworten, dass sie vernachlässigbar sei. Nach der Erfahrung von Alexander Müller gibt sich damit aber nicht unbedingt jeder Kunde zufrieden: »Ich komme langfristig manchmal nicht darum herum, zu messen. Dann lautet aber auch die Frage: Welches Dimming habe ich verwendet? Wie ist das Modul an die Kühlung angebunden? Hier gilt es immer, das Gesamtbild anzuschauen.«

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